Ryzen 7000X3D & 7000(X): AMD hat die Ursache für die defekten AM5-CPUs gefunden

Update 4 Dominic Schulz (+1)
1.124 Kommentare
Ryzen 7000X3D & 7000(X): AMD hat die Ursache für die defekten AM5-CPUs gefunden
Bild: Speedrookie

Auf Reddit berichten Anwender vereinzelt über Defekte von Ryzen-7000-CPUs mit 3D V-Cache. Sowohl ein Ryzen 9 7950X3D (Test) als auch ein Ryzen 7 7800X3D (Test) sind betroffen, was sich konkret in mechanischen Schäden auf der Rückseite der CPUs und am Sockel der Mainboards zeigt.

Kein Massenphänomen, aber auch kein Einzelfall

So berichtet Reddit-Nutzer Speedrookie von einem Defekt seines Ryzen 7 7800X3D, der auf der Unterseite sogar Schmorstellen und Verformungen aufweist. Sowohl AMD als auch Mainboard-Hersteller Asus haben eine RMA-Abwicklung in die Wege geleitet, nachdem Speedrookie sie über die Defekte in Kenntnis gesetzt hatte. Reddit-Nutzer Enwyi hat über einen defekten Ryzen 9 7950X3D mit entsprechendem Fehlerbild berichtet.

defekter Ryzen 7000X3D auf Reddit
defekter Ryzen 7000X3D auf Reddit (Bild: Enwyi)

Zu hohe Spannungen bei einigen Kombinationen aus Mainboard, BIOS und CPU?

Ursache und Prävalenz des Fehlerbildes sind bislang unbekannt; eine Stellungnahme von CPU-Hersteller AMD gibt es nicht. Wccftech mutmaßt, dass hohe SOC-Spannungen von über 1,4 Volt verantwortlich sein könnten. Gesichert ist das nicht, auch nicht, ob ein Defekt im CPU-Chiplet oder im Sockel das Fehlerbild ausgelöst hat.

Eine Analyse von Igor's Lab legt immerhin nahe, dass die betroffenen Kontaktflächen an den defekten CPUs alle mit der Stromversorgung der Zen-4-Kerne betraut sind (VDDCR, CPU Core Power Supply).

Asus und MSI mit BIOS-Updates

Inzwischen haben die Mainboard-Hersteller Asus und MSI neue BIOS-Versionen für die jeweiligen AM5-Platinen veröffentlicht, welche auf den entsprechenden Support-Seiten der Mainboards bezogen werden können, worauf zunächst Twitter-Nutzer HXL aufmerksam wurde. Asus hat unterdessen sogar den Download der älteren BIOS-Versionen unterbunden und nur noch die neuesten Versionen auf der eigenen Website zur Verfügung gestellt. Offiziell ist der Zusammenhang zwischen neuen BIOS-Versionen und defekten CPUs aber auch in diesem Fall nicht.

Die neuen BIOS-Versionen verhindern ein positives Spannungs-Offset, möglicherweise um weiteren Defekten entgegen zu wirken. Auch die Software „MSI Center“ ermöglicht in der neuesten Version keine Anhebung der Spannungen mehr.

Update

Asus hat sich gegenüber Roman „der8auer“ Hartung zu Wort gemeldet und bestätigt, dass die neuen BIOS-Versionen explizit veröffentlicht wurden, um weitere Defekte auf Platinen des Herstellers auszuschließen. Die neuen Versionen würden zu diesem Zweck über eine „dedizierte Temperaturüberwachung“ verfügen und die in älteren Varianten vorhandene Möglichkeit, die VCore manuell einzustellen, wurde entfernt.

Noch keine Anpassung erfahren hat dem Statement zufolge RAM-OC via AMD Expo (das Pendant zu Intel XMP), das im Verdacht steht, den Defekt zumindest zu begünstigen. Asus steht in diesem Punkt allerdings im Kontakt mit AMD um „neue Regeln für AMD Expo und die SoC-Spannung“ zu definieren und kündigt weitere Updates zum Thema an.

Asus hat sich gegenüber „der8auer“ zur Thematik geäußert
Asus hat sich gegenüber „der8auer“ zur Thematik geäußert (Bild: Roman Hartung)

Inhaber eines Ryzen-7000-Systems sollten bis zur abschließenden Klärung des Sachverhalts vorsichtshalber auf die Nutzung von Expo verzichten um ausschließen zu können, dass über diesen Weg für die Zen-4-CPUs kritische Grenzwerte überschritten werden.

Update

Sowohl von AMD als auch den Mainboard-Herstellern liegen inzwischen Statements zur Thematik vor, die in den letzten 24 Stunden weitere Bilder betroffener Anwender hervorgebracht hat, wenngleich die Gesamtzahl der weltweit mit Bild dokumentierten Fälle weiterhin im einstelligen Bereich zu liegen scheint.

Gegenüber Anandtech gab AMD zu Protokoll die Vorfälle zusammen mit den Mainboardherstellern zu untersuchen und in Zukunft sicherstellen zu wollen, dass den CPUs nur Spannungen, die innerhalb der Spezifikationen liegen, über das BIOS zur Verfügung gestellt werden. Betroffene Kunden sollen sich an AMDs Support wenden.

We are aware of a limited number of reports online claiming that excess voltage while overclocking may have damaged the motherboard socket and pin pads. We are actively investigating the situation and are working with our ODM partners to ensure voltages applied to Ryzen 7000X3D CPUs via motherboard BIOS settings are within product specifications. Anyone whose CPU may have been impacted by this issue should contact AMD customer support.

Dass zu hohe Versorgungsspannungen die Ursache für die Ausfälle sind, bestätigt AMD nicht, auch wenn das Statement es nahe legt. Einen direkten Zusammenhang stellt AMD wiederum zwischen den Defekten und – nicht näher definiertem – Overclocking her, auch wenn nicht alle Kunden, die sich zu Wort gemeldet haben, davon Gebrauch gemacht haben wollen.

Mit Asus, Biostar und MSI haben inzwischen drei Mainboard-Hersteller neue BIOS-Versionen für AM5-Mainboards zur Verfügung gestellt, die die der CPU maximal bereitgestellte Versorgungsspannung stärker beschränken (1,3 Volt). MSI hat darüber hinaus erklärt, dass Meldungen, denen zufolge die VCore bei der Nutzung von AMD Expo (RAM-OC per Profil) auf bis zu 1,5 Volt steigt, auf die eigenen Mainboards nicht zutreffen.

Update

AMD hat die Ursache für die defekten Ryzen 7000 gefunden. Das hat der Konzern gegenüber Anandtech bekanntgegeben. Dem Statement zufolge haben Mainboardhersteller bereits eine neue AGESA-Version erhalten, die sie in Kürze in weiteren BIOS-Updates für alle AM5-Platinen aufnehmen werden.

Das neue AGESA (Version noch unbekannt) stellt laut AMD sicher, dass die AM5-CPUs nicht mehr als 1,3 Volt SoC-Spannung aufnehmen können und bestätigt damit abschließend, dass die Defekte mit zu hohen Spannungen außerhalb der Spezifikationen einhergegangen sind. AMD verspricht, dass der Betrieb durch das neue AGESA auch RAM-OC via EXPO nicht beeinträchtigen wird, auch wenn genau diese Funktion auf vielen Mainboards bisher die Spannung derart hat ansteigen lassen.

Interessant an dem Statement ist: AMD spricht pauschal von Ryzen 7000 und nicht von der X3D-Serie. AMD bestätigt damit offensichtlich auch, dass Ryzen 7000 und Ryzen 7000X ebenfalls betroffen gewesen sind.

Update

Asus und ASRock haben damit begonnen, neue BIOS-Versionen mit dem von AMD in Reaktion auf durchgebrannte Ryzen-7000-CPUs verteilten AGESA 1.0.0.7 zu verteilen. Immer mehr AM5-Mainboards von Asus (zum Beispiel TUF Gaming B650M-Plus) und AM5-Mainboards von ASRock (zum Beispiel X670E Taichi Carrara) weisen einen entsprechenden Download auf. Bei Biostar, Gigabyte und MSI finden sich noch keine solchen Mainboards, wenngleich die aktuellen BIOS-Versionen der Hersteller die maximale VCore für Ryzen-7000-CPUs ebenfalls bereits begrenzen, auch wenn dafür noch nicht AMDs neue Firmware zum Einsatz kam.