Aufstrebender IT- und Halbleitermarkt: Ein langer Weg für Indien mit Höhen und Tiefen

Update Volker Rißka
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Aufstrebender IT- und Halbleitermarkt: Ein langer Weg für Indien mit Höhen und Tiefen
Bild: Foxconn

In Indien tut sich was am Halbleitermarkt. Doch Fortschritte sind auch begleitet von Rückschlägen wie dem Rückzug von Wistron. Der Auftragsfertiger mit Fokus auf Apples iPhone-Produktion packt seine Koffer und wird die Produktionsstätten an die Tata Group veräußern. Der neue Inhaber hat Großes in Indien vor.

Wistron wickelt Apple-Fertigung in Indien ab

Am Ende ist es eine wirtschaftliche aber auch Standort-politische Entscheidung. Gegen die Mega-Komplexe von Foxconn und auch Pegatron kann die Anlage nicht ankommen, Geld wurde dort laut lokalen Medien nicht verdient. Dafür war der Campus zu klein. Foxconn hat im Gegenzug ganze Städte gebaut, die sich um Apples Anliegen kümmern und so auch entsprechende Gewinne abwerfen.

Überraschend kommt die Abkehr letztlich nicht mehr, sie war bereits seit Wochen, wenn nicht gar Monaten erwartet worden. Von den 12.000 Angestellten, die Wistron in Indien beschäftigt, arbeiten die meisten in dem betroffenen Werk. Sie sollen zur Tata Group wechseln. Eine iPhone-Reparatur-Werkstatt soll hingegen bei Wistron erhalten bleiben.

Wistron-Fabrik in Indien
Wistron-Fabrik in Indien (Bild: Wistron)

Tata schnappt sich Intels Foundry-Chef und will mehr

Apropos Tata. Das indische Konglomerat mit vielen wirtschaftlichen Zweigen will sich bekanntlich in Indien noch stärker positionieren und auch im Halbleitermarkt in Zukunft ein entscheidendes Wort mitreden. Tata Electronics, wie die passende Sparte heißt, hatte sich kürzlich mit Intels Foundry-Chef verstärkt, der dort zu Beginn des Jahres aufgehört hatte. Dr. Randhir Thakur ist nun CEO und Managing Director im indischen Unternehmen. Vor wenigen Monaten hieß es, die Tata Group will in den kommenden Jahren bis zu 90 Milliarden US-Dollar in die Halbleiterfertigung im Land investieren.

Foxconn kauft mehr Land und baut

Einer der Partner, der sowohl für Tata, aber auch andere Vorhaben in Indiens anvisiertem Aufstieg in der Halbleiterproduktion stets genannt wird, ist Foxconn. Das taiwanische Unternehmen expandiert in der Tat deutlich in Indien, in den letzten Wochen wurden mehrere Ländereien gekauft und bereits erste Grundsteine für neue Produktionsanlagen gelegt. Unter anderem sollen in Indien zukünftig Apples AirPods gebaut werden.

Foxconn investiert dabei selbst Hunderte Millionen US-Dollar, will aber auch vom Staat weitere Unterstützung, wie der CEO kürzlich noch einmal klarstellte. Dennoch biete der indische Markt eine Vielzahl an Möglichkeiten, 1,4 Milliarden Einwohner im Land sind schon für sich genommen ein enormes Potential. Unterm dem Gesichtspunkt betrachtet sind die Investitionssummen bisher weiterhin aber vergleichsweise winzig, weshalb der Druck auf den Staat für weitere Anreize hoch bleibt.

Denn nach anfänglicher Euphorie war es zuletzt ziemlich still geworden um Indiens Pläne im Halbleitermarkt. Micron erklärte zuletzt Ende April, mit den Subventionen des Staates eine ATMP-Fabrik errichten zu wollen. Es geht also voran, wenngleich im überschaubaren Tempo und erst einmal auch im verhältnismäßig kleinen Ausmaß.

Update

Die bereits erwähnte verblasste Euphorie hatte zuletzt einen weiteren Dämpfer erhalten. Da sich die Übernahme von Tower Semi durch Intel verzögert, soll auch der Bau der ersten Fab im Wert von rund drei Milliarden US-Dollar bisher nicht starten können, schreibt unter anderem Reuters. Gleichzeitig beißt das Vedanta-Foxconn-Joint-Venture auf einigen Granit und kann noch nicht richtig Fahrt aufnehmen.

BBC India berichtet derweil, dass die geplante Foxconn-Produktionsstätte in Karnataka mit seiner im IT-Bereich bereits gut bekannten Hauptstadt Bengaluru ab April 2024 bereit sein soll und dann jährlich bis zu 20 Millionen iPhones fertigen könnte. Hier hatte Foxconn erst in den letzten Wochen die Ländereien gekauft.