CATL in Ungarn: Protest gegen Bau von 7 Mrd. Euro teurer Batteriefabrik

Stefan Sokolowski
66 Kommentare
CATL in Ungarn: Protest gegen Bau von 7 Mrd. Euro teurer Batteriefabrik
Bild: CATL

Die Contemporary Amperex Technology Co. Limited, kurz CATL, ist der größte Hersteller von Lithium-Ionen-Akkus der Welt. Das chinesische Unternehmen hatte zuletzt einen Marktanteil von ca. 35%. Der Konzern baut in Ungarn derzeit eine Giga-Fabrik. Die Anwohner sind jedoch mehrheitlich gegen den Bau, wie die Tagesschau berichtet.

Ungarns Ambitionen in der Batterieherstellung

Auf einem etwa 200 Hektar großen Gelände südlich der circa 202.000 Einwohner zählenden Stadt Debrecen soll für 7,3 Milliarden Euro eine Fabrik für Automobil-Akkus mit einer jährlichen Kapazität von 100 Gigawattstunden entstehen. Baumaßnahmen für die Errichtung des Werks sind bereits in vollem Gang. Laut Handelsblatt könnte der deutsche Autobauer Mercedes-Benz einer der größten Abnehmer werden.

Die ungarische Regierung unter Premierminister Viktor Orbán subventioniert das Unterfangen nahe der zweitgrößten Stadt Ungarns mit stattlichen 770 Millionen Euro, die Tagesschau spricht gar von 800 Millionen Euro. Staatschef Orbán selbst soll die Ansiedlung eingefädelt haben, es handelt sich um die größte ausländische Investition aller Zeiten in Ungarn.

Dass gerade dieses Projekt eine solche Förderung erhält, ist kein Zufall. Dem ungarischen Außenminister Péter Szijjártó zufolge ist Ungarn bei der Fertigung von Batterien bereits jetzt auf dem vierten Platz weltweit. Doch das Land hat große Ambitionen, laut Szijjártó könne man sogar global auf Rang zwei aufrücken, wenn die Pläne der Regierung zur Errichtung weiterer Fabriken umgesetzt werden. Doch diese Pläne stoßen nicht nur auf Gegenliebe.

Stärkere Abhängigkeit von China befürchtet

Manche der Bedenken gegen den Bau der Fabrik richten sich gegen eine Verstärkung der Abhängigkeit Ungarns von China. Kritiker wie Tamás Matura vom Thinktank Center for European Policy Analysis (CEPA) sehen im Bau der Fabrik des chinesischen Konzerns einen zunehmenden Einfluss Pekings auf die ungarische Wirtschaft und Politik. Ungarn steht schon länger im Fokus Chinas für dessen „Neue Seidenstraße“. Bereits jetzt ist Ungarn stark abhängig von einem autokratisch geführten Staat, da Gasimporte aus Russland noch immer essenziell für die Energieversorgung Ungarns sind. Mit der Annäherung an China würde man sich in eine weitere Abhängigkeit begeben. Die Regierung würde laut Matura den chinesischen Investoren „den roten Teppich ausrollen“ und ihnen unproblematischen Zugang zum europäischen Binnenmarkt verschaffen.

Umweltbedenken in der lokalen Bevölkerung

Breiter Widerstand gegen den Bau kommt aus der Bevölkerung Debrecens und dem Umland der Stadt. In einer Umfrage sprachen sich sogar zwei Drittel der Bevölkerung gegen die Fabrik aus. Hier stehen vor allem Aspekte der Umwelt im Mittelpunkt. Die Fabrik werde enorme Mengen von Energie und Wasser verschlingen. Neben der bereits angesprochenen Energieabhängigkeit Ungarns ist insbesondere das Wasser ein ernstes Thema: Letztes Jahr herrschte in der Region eine bisher beispiellose Dürre. Bauern befürchten Ernteausfälle, sollte die Fabrik mit ihrem enormen Wasserbedarf ihre Brunnen trockenlegen. CATL ließ dazu verlauten, dass der Großteil des Bedarfs mit Abwasser gedeckt werden könne.

Weiterhin befürchten viele Anwohner eine starke Umweltverschmutzung durch die Fabrik, bei der Herstellung moderner Batterien würden viele Schadstoffe anfallen, die sich im Boden anreichern oder in die Luft gelangen könnten. Laszlo Popp, der Bürgermeister Debrecens und Mitglied in Orbans Regierungspartei Fidesz, widerspricht indes: In Ungarn gelten die strengen Umweltschutzvorschriften der EU, das Land sei nicht „die Müllkippe Europas“. Auch ausländische Investoren würden notfalls gezwungen werden, jene Vorschriften auch einzuhalten.