Dolphin: Steam-Release des Wii- und GameCube-Emulators abgesagt

Update Marc Stöckel
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Dolphin: Steam-Release des Wii- und GameCube-Emulators abgesagt
Bild: Valve

Der Dolphin-Emulator wollte in diesem Jahr auch Steam-Nutzern das Spielerlebnis von Nintendos GameCube und Wii auf ihren PC bringen. Doch schon bevor Nintendo Valve dafür in die Mangel nehmen konnte, ließ das Unternehmen die Software wieder von seiner Spieleplattform verschwinden.

Valve machte Nintendo aktiv auf den Dolphin-Emulator aufmerksam

Der Dolphin-Emulator hat sich bei PC-Spielern in den vergangenen Jahren bereits einen Namen gemacht. Dem Webauftritt des Projektes zufolge bietet er seinen Nutzern die Möglichkeit, Titel der beiden Nintendo-Konsolen GameCube und Wii „in Full HD (1080p) mit zahlreichen Verbesserungen zu genießen“. Dass der Hersteller der beiden Konsolen davon nicht sonderlich begeistert sein dürfte, liegt auf der Hand. Folglich tauchten erst vor wenigen Tagen Meldungen auf, nach denen Nintendo per DMCA-Abmahnung dafür gesorgt haben soll, dass dem Dolphin-Emulator eine Bereitstellung auf der beliebten Spieleplattform Steam verwehrt bleibt.

Wie The Verge berichtet, spielte der Plattformbetreiber Valve dabei jedoch eine wesentlich aktivere Rolle als erste Medienberichte vermuten ließen. Demnach habe das Unternehmen Nintendos Anwälte überhaupt erst darauf aufmerksam gemacht, dass sich der Dolphin-Emulator seinen Weg auf Steam bahnen wollte. Eine Unternehmenssprecherin von Valve bestätigte dies.

Im Anschluss habe sich der Betreiber der PC-Spiele-Plattform dann entschieden, die Emulationssoftware in Eigenregie von Steam zu verbannen. Dies entsprach nicht nur keiner typischen Vorgehensweise gemäß den DMCA-Richtlinien, sondern führte obendrein dazu, dass sich der Dolphin-Entwickler gar nicht auf dem Rechtsweg dagegen zur Wehr setzen konnte.

Nintendos Kampf gegen Emulatoren

Valve betonte in einer Stellungnahme, es wolle keine Anwendung ausliefern, die die Entwickler gar nicht vertreiben dürfen und die das Unternehmen infolge rechtlicher Auseinandersetzungen vorhersehbar wieder von der Plattform nehmen müsse. Denn dies könne „für Steam-Nutzer störend sein“. Angesichts der Tatsache, dass Nintendo schon in der Vergangenheit gegen einige Emulatoren vorgegangen ist und dass bereits ein Rechtsstreit zwischen dem Konsolenhersteller und dem Dolphin-Team bestehe, habe sich Valve schlussendlich für diese Vorgehensweise entschieden.

Dem Entwickler des Dolphin-Emulators teilte die Spieleplattform daraufhin am 26. Mai mit, sein Projekt von Steam entfernt zu haben. Erst wenn beide Parteien Valve mitteilen, dass der Rechtsstreit beigelegt ist, sei eine Wiederaufnahme denkbar. Da Nintendo aber nicht gerade für seine Offenheit gegenüber Emulatoren bekannt ist, wird dieser Fall wahrscheinlich niemals eintreten. Dem Konsolenhersteller zufolge missachte Dolphin sein geistiges Eigentum, indem die Software auf illegale Weise Nintendos Schutzmaßnahmen umgehe und illegale Kopien von Spielen ausführe.

Darüber hinaus dürfte Valve schlichtweg versucht haben, selber einer Klage von Nintendo aus dem Weg zu gehen. Auch wirtschaftliche Aspekte spielen dabei eine entscheidende Rolle. Denn ungeachtet der Frage, wie ein Rechtsstreit zwischen Valve und Nintendo ausgegangen wäre, hätte dieser gewiss weitaus höhere Kosten verursacht als die Entfernung des Dolphin-Emulators von Steam.

Update

Nach mehreren Wochen Funkstille haben sich die Entwickler des Dolphin-Emulators inzwischen selber zu dem Sachverhalt geäußert. „Wir geben unsere Bemühungen auf, Dolphin auf Steam zu veröffentlichen“, heißt es in einem gestern publizierten Blogbeitrag.

In diesem Zuge bestätigte das Entwicklerteam auch, dass die Initiative, Dolphin eine Bereitstellung auf Steam zu verwehren, ursprünglich von Valve ausging. So hätten Nintendos Anwälte etwa erst nach einem Hinweis von Valve unter Verweis auf den Digital Millenium Copyright Act darum gebeten, den Emulator nicht auf Steam zu veröffentlichen. Daraufhin habe Valve von den Dolphin-Entwicklern verlangt, eine Vereinbarung mit Nintendo zu treffen, bevor ihre Software auf der Spieleplattform zum Download angeboten wird. Angesichts Nintendos allseits bekannter Haltung zu Emulatoren halte das Team diese Forderung jedoch für unerfüllbar.

Dolphin verletzt angeblich keine Rechte

Dennoch betonen die Dolphin-Entwickler, ihre Emulationssoftware sei nach wie vor mit dem US-Recht vereinbar. Das treffe auch auf die kryptografischen Schlüssel für die Emulation von Wii-Titeln zu, die im Quellcode hinterlegt sind. Da es sich dabei lediglich um maschinell erzeugte „zufällige Buchstaben- und Zahlenfolgen“ handle, seien die Schlüssel nach aktueller Rechtslage ohnehin „nicht urheberrechtsfähig“.

Allerdings hätten Nintendos Anwälte auch nie behauptet, dass die Schlüssel die Urheberrechte des Konsolenherstellers verletzen. Darüber hinaus habe Nintendo bis auf die Bitte an Valve, Dolphin nicht auf Steam zu veröffentlichen, keinerlei Forderungen gestellt. Und dass Valve dieser Bitte nachkam, sei auch völlig legitim. „Letztendlich ist Valve der Betreiber des Steam-Stores und hat das Recht, alles zu erlauben oder zu verbieten, was sie wollen, egal aus welchem Grund“, so das Dolphin-Team.