National Roaming: 1&1 und Vodafone gehen Partnerschaft auch für 5G ein

Nicolas La Rocco
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National Roaming: 1&1 und Vodafone gehen Partnerschaft auch für 5G ein
Bild: 1&1

1&1 und Vodafone haben sich auf eine langfristige National-Roaming-Partnerschaft verständigt, die Mobilfunkkunden von 1&1 Zugang zum Netz von Vodafone inklusive 5G gewährt. Die Ankündigung kommt etwas überraschend, da beide Unternehmen an anderer Front im Clinch liegen. Spätestens am 1. Oktober 2024 startet das Roaming.

National Roaming startet spätestens am 1. Oktober 2024

Die beiden Unternehmen sind einen verbindlichen Vorvertrag für eine langfristige, exklusive National-Roaming-Partnerschaft eingegangen. Umgesetzt werden soll das Abkommen ein Jahr nach dem Abschluss, spätestens jedoch am 1. Oktober 2024. Von da an erhält die 1&1 Mobilfunk GmbH und somit auch Kunden von 1&1 eine „diskriminierungsfreie Bereitstellung von National Roaming Leistungen in noch nicht vom neuen 1&1 Mobilfunknetz versorgten Gebieten“, dazu zählen neben 2G und 4G insbesondere auch 5G und künftige Mobilfunkstandards und Technologien.

Kooperation kann bis zu 18 Jahre laufen

Die Grundlaufzeit der Kooperation beträgt zunächst fünf Jahre, jedoch wird 1&1 im Rahmen der Partnerschaft das Recht eingeräumt, die Laufzeit bis zu zweimal um jeweils weitere fünf Jahre zu verlängern, sodass eine Laufzeit von bis zu 15 Jahren zustande kommen kann. Darüber hinaus schließt sich eine dreijährige Übergangszeit an das Vertragsende an, sodass die Gesamtlaufzeit effektiv bei maximal 18 Jahren liegen kann.

Auf finanzieller Seite wird ein Kapazitätsmodell als Berechnungsbasis genutzt, sodass 1&1 den von seinen Kunden jeweils prozentual genutzten Anteil des Vodafone-Netzes zu einem Festpreis je Prozentpunkt an Vodafone vergütet. Details zum vereinbarten Festpreis wurden nicht bekannt gegeben. Der zunächst vereinbarte Festpreis soll sich allerdings von Zeit zu Zeit analog zur prozentualen Kostenentwicklung des Vodafone-Netzes entwickeln, gab 1&1 bekannt. Die Konditionen sollen sich damit an der zukünftigen Marktentwicklung orientieren und 1&1 dauerhaft wettbewerbsfähige Angebote ermöglichen.

Telefónica geht ab der Aktivierung leer aus

Während das Abkommen bei Vodafone ordentlich Geld in die Kassen spülen dürfte, erhält der aktuelle National-Roaming-Partner Telefónica einen gehörigen Dämpfer. Derzeit bezieht 1&1 noch Leistungen von Telefónica, jedoch nur bis maximal 4G, während parallel dazu ein eigenes Mobilfunknetz auf Basis der Open-RAN-Technologie aufgebaut werden soll, das laut 1&1 Ende nächsten Monats an den Start gehen soll. National-Roaming-Leistungen von Telefónica will 1&1 noch beziehen, bis die Versorgung durch Vodafone bereit steht. In der Übergangszeit bis zur Bereitstellung des 5G-National-Roamings durch Vodafone will 1&1 5G im Rahmen des bisherigen MVNO-Modells (Mobile Virtual Network Operator) über Telefónica und Vodafone beziehen und den Kunden bereitstellen. Voraussetzung dafür sei eine Verlängerung des von der Bundesnetzagentur derzeit bis zum 31. Dezember 2023 erlaubten Parallelbetriebs, die 1&1 gestern beantragt hat.

Da der verbindliche Vorvertrag eine exklusive National-Roaming-Partnerschaft vorsieht, will 1&1 ab der Aktivierung ausschließlich noch von Vodafone Leistungen beziehen, sodass Telefónica von da an leer ausgehen und entsprechend Umsatz einbüßen wird.

1&1 und Vantage Towers streiten um Ausbau

Dass jetzt Vodafone als National-Roaming-Partner auserkoren wurde, kommt insofern etwas überraschend, da beide Unternehmen beim Netzausbau von 1&1 im Clinch liegen. Vodafone hält die Mehrheit an dem Infrastrukturableger Vantage Towers, dem 1&1 vorwirft, den eigenen Netzausbau zu behindern, sodass sogar eine Beschwerde beim Bundeskartellamt eingereicht wurde. Das eigene Netz von 1&1 kommt nur schleppend voran. Gegenüber dem Spiegel hatte 1&1-Chef Ralph Dommermuth im Juli erklärt, lediglich 40 eigene Antennen zu betreiben – geplant waren bis dahin 200. Bis zum Jahresende sollen 1.200 Standorte errichtet werden, ab 2024 dann 3.000 jährlich und bis 2030 soll die Hälfte der deutschen Haushalte versorgt werden. Geplant werde mit insgesamt 12.600 Stationen in Deutschland.