Linux-Gaming: Mit welcher Distribution laufen Windows-Games am besten?

Marek Lindlein
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Linux-Gaming: Mit welcher Distribution laufen Windows-Games am besten?
Bild: Larry Ewing, Simon Buding, Garrett LeSage (Tux) & Microsoft

Es gibt Hunderte Linux-Distributionen, aber sinnvoll für den Einstieg sind nur wenige. Wenn es dann auch noch speziell um das Spielen von Windows-Titeln unter Linux gehen soll, engt sich der Kreis noch weiter ein. ComputerBase vergleicht die gängigen (Gaming-)Distributionen Pop!_OS, Nobara Linux sowie Arch Linux im Test.

Spielen unter Linux – aber mit welchem?

Nach dem Artikel zum Einstieg in Linux 2023 und den regelmäßigen Gaming-Benchmarks auf einem Linux-System und dem Steam Deck steht in diesem Artikel ein weiterer Puzzlestein an: Der Vergleich unterschiedlicher Linux-Distributionen in Bezug auf ihre Leistungsfähigkeit bei der Wiedergabe von Windows-Spielen.

Da es eine Vielzahl davon gibt, die Unterschiede untereinander mal größer, mal kleiner sind und auch der Einsatzzweck des Betriebssystems von Fall zu Fall verschieden sein kann, hat die Redaktion drei geläufige Linux-Distributionen herausgesucht, die gemeinhin als Empfehlung für Linux-Gamer gelten. Wie leicht Nutzer Hilfestellungen für besagte Distributionen erhalten können, ist dabei neben der Leistungsfähigkeit ein entscheidener Faktor. Eine hohe Nutzerbasis ist dementsprechend hilfreich.

Für den Vergleich wird jede Distribution installiert und im Out-of-the-box-Zustand getestet, um der Nutzererfahrung von Linux-Einsteigern zu entsprechen. Daher verzichtet die Redaktion auch auf die Installation neuerer Pakete, obschon sie teilweise ebenfalls in den Paketquellen zu finden sind.

Die drei Test-Distrubitionen im Überblick

Gefallen ist die Wahl schlussendlich auf die drei Distributionen Arch Linux, Nobora Linux und Pop!_OS.

Arch Linux

Arch Linux kann als großer Baukasten betrachtet werden, der es jedem ermöglicht, ein System ganz nach seinen Vorstellungen zu erschaffen. Im Wesentlichen ist nichts vorgegeben und so muss für jeden Teilaspekt des Ganzen vom Nutzer eine eigene Software gewählt werden. Entsprechend ist das Installieren und Einrichten von Arch Linux gleichzeitig ein großes Tutorial für den Linux-Einstieg, wenn auch die Vorgänge unter der Haube verstanden werden wollen.

Arch Linux - Boot des Installationsmediums
Arch Linux - Boot des Installationsmediums

Gleichzeitig bringt Arch durch sein Rolling-Release-Konzept eine tagaktuelle Software-Basis samt Unterstützung für neue Hardware und Features mit. Des Weiteren stellt Arch Linux in abgewandelter Form die Basis für SteamOS, wie es auch auf dem Steam Deck Verwendung findet. Wer sich nicht tiefergehend mit der Software-Ausstattung oder Konfiguration seines Systems beschäftigen möchte, dem bietet Arch Linux die Möglichkeit eines (textbasierten) Installers.

Alternativ bietet sich EndeavourOS an. Es basiert ebenfalls auf Arch Linux, weist aber einen grafischen Installer und eine vorgetroffene Software-Auswahl auf.

Für diesen Test wurde Arch Linux per Archinstall installiert. Als Profil war „Desktop mit KDE“ gewählt. Zusätzliche Pakete waren Steam und MangoHud. Da MangoHud aus den offiziellen Paketquellen Probleme bereitete, wurde der Test auf einer selbstkompilierten Git-Version des Pakets durchgeführt.

Zum Einsatz kamen der reguläre Linux-Kernel 6.6, KDE 5.27 und Mesa 23.2.1.

Archinstall ist ein textbasierter Installer für Arch Linux
Archinstall ist ein textbasierter Installer für Arch Linux

Nobara Linux

Vom Ersteller der unter Linux-Spielern bekannten und verbreiteten Custom-Proton-Versionen, Thomas Crider (besser bekannt als GloriousEggroll), kommt eine angepasste Fedora-Distribution mit zahlreichen Patches für Hardware-Kompatibilität, proprietärer Software und (Spiele-)Performance-Verbesserungen.

Generell verspricht Nobara Linux einen einfacheren Start in Linux als (Gaming-)Plattform durch bereits im Voraus dafür ausgelegte Systemanpassungen. Von Treibern für Nvidia-Grafikkarten über nachinstallierbare Video-Codecs bis hin zu vorab eingerichtetem OBS Studio bietet Nobara alles Wichtige für Gamer.

Zur Software-Ausstattung gehören ein angepasster Linux-Kernel 6.4, KDE 5.27 und Mesa in Version 23.1.6. Steam und MangoHud sind bereits vorinstalliert.

Pop!_OS

Pop!_OS ist eine auf Spiele ausgelegte und auf Ubuntu basierende Linux-Distribution vom US-amerikanischen PC-Hersteller System76. Durch seine Auslegung als Spiele-Distribution sind bereits alle wichtigen Treiberpakete für AMD und Nvidia mit an Bord. Den Wurzeln in Ubuntu entsprechend, ist Pop!_OS nicht immer mit den aktuellsten Paketen ausgestattet, sondern auf Stabilität bedacht.

Durch die weite Verbreitung von Ubuntu-Paketen ist auch die Software-Auswahl entsprechend hoch. Die für den Test nötige Neuinstallation ist um die Pakete Steam und MangoHud erweitert worden. Davon abgesehen gab es keine Änderungen an der Standardinstallation, wie auch neue Nutzer sie erhalten. Lediglich das in den Paketquellen enthaltene MangoHud wurde in diesem Fall durch die selbstkompilierte Git-Version ersetzt, da die systemeigene Version fehlerbehaftet war.

Pop!_OS lag in Version 22.04 vor und basierte auf dem Kernel 6.5. Mesa lag in 23.2.1 vor und als Desktop diente eine angepasste Version von Gnome 42.

Windows 11

Für eine bessere Einordnung der Benchmark-Ergebnisse hat die Redaktion die Spiele auf demselben System auch mit einer frischen Windows-11-Installation getestet. Sämtliche Updates waren installiert und als Grafiktreiber kam Version 23.11.1 zum Einsatz. Das globale AMD-Grafikprofil war auf Standard gesetzt. Damit waren Radeon Super Resolution, Anti-Lag oder Boost im Test für den besseren Vergleich mit Linux deaktiviert.

Das Testsystem für Linux und Windows

Als Gaming-PC kam für den Distributionsvergleich ein System mit AMD Ryzen 7 5800X auf einem Asus ROG Strix B550-A Gaming (Bios: 3202) zum Einsatz, der Arbeitsspeicher maß 32 GB DDR4-3600-RAM (CL18-22-22-44). Die CPU wurde durch einen Scythe Mugen 5 auf Temperatur gehalten, während das System sich in einem offenen Aufbau befand.

Der AMD Ryzen 5 5800X im Test
Der AMD Ryzen 5 5800X im Test

Als Grafikkarte dient eine Sapphire RX 6700 XT Nitro+ mit aktivem Quiet-Bios. Der Monitor beherrschte Full HD bei 144 Hz. FreeSync war nicht aktiv.