Nothing Ear und Ear (a) im Test: 99-Euro-In-Ears mit ANC und LDAC überzeugen

Frank Hüber
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Nothing Ear und Ear (a) im Test: 99-Euro-In-Ears mit ANC und LDAC überzeugen

Nothing bringt mit den Ear (a) und Ear zwei neue In-Ear-Kopfhörer für 99 und 149 Euro, die Hi-Res-Audio mit LDAC, ANC, Low-Latency-Mode und Multipoint bieten. In dieser Preisklasse sind sie eine durchaus gute Wahl.

Mit den Ear und Ear (a) bringt Nothing zwei neue In-Ear-Kopfhörer auf den Markt. Während die Ear (a) als günstigeres Modell eine größere Käufergruppe ansprechen sollen, verfügen die Ear über zusätzliche Funktionen wie LHDC 5.0, einen umfangreicheren Equalizer sowie persönliche Sound-Profile und Wireless Charging. ANC und Hi-Res-Audio mit LDAC bieten jedoch beide Exemplare.

Im Lieferumfang der Ear und Ear (a) befinden sich neben den Ohrhörern und dem Ladecase eine Kurzanleitung, ein USB-C-Ladekabel und zwei zusätzliche Silikon-Aufsätze in den Größen S und L. Er ist bei beiden Modellen demnach identisch.

Lieferumfang der Nothing Ear
Lieferumfang der Nothing Ear
Lieferumfang der Nothing Ear (a)
Lieferumfang der Nothing Ear (a)

Nicht identisch ist jedoch der Preis. Während die Nothing Ear (a) für 99 Euro starten, werden für die Nothing Ear 149 Euro aufgerufen. Sie sind ab dem 22. April erhältlich. Während es die Ear wie bisher nur in Schwarz und Weiß gibt, kommen die Ear (a) erstmals zusätzlich auch in Gelb auf den Markt.

Nothing Ear (a) in Gelb
Nothing Ear (a) in Gelb (Bild: Nothing)
Nothing Ear in Schwarz
Nothing Ear in Schwarz (Bild: Nothing)

Vergleich der Funktionen und Technik der Ear und Ear (a)

Die Unterschiede zwischen Ear und Ear (a) erscheinen auf den ersten Blick vergleichsweise gering.

Unterschiede bei den Audio-Codecs

Sowohl Nothing Ear als auch Ear (a) unterstützen Hi-Res-Audio über den Audio-Codec LDAC. LDAC ist für beide Modelle eine Neuerung im Vergleich zu den Nothing Ear (2) (Test). Darüber hinaus bieten beide In-Ear-Kopfhörer die Codecs SBC und AAC. Nur dem Ear vorbehalten ist hingegen die Unterstützung von LHDC 5.0. Während iOS-Nutzer ohnehin keine Wahl haben und AAC nutzen müssen, dürfte für Android-Nutzer in der Regel LDAC ausreichen. LHDC ist im Gegensatz zu LDAC nicht lizenzpflichtig, aber weniger verbreitet und wird von den Herstellern Nothing, Xiaomi, Oppo, OnePlus, Poco sowie Vivo in den eigenen Smartphones angeboten.

Um LDAC oder LHDC mit den Ear oder Ear (a) zu verwenden, muss in den Einstellungen in der Nothing-X-App „High-Quality Audio“ aktiviert werden. Diese Option kann nur genutzt werden, wenn das Smartphone oder Tablet LDAC (oder LHDC bei den Ear) auch unterstützt.

Nothing Ear
Nothing Ear

Gemeinsamkeiten bei Bluetooth

Beide Modelle setzen für die Funkverbindung auf Bluetooth 5.3 und beherrschen Bluetooth-Multipoint, um mit zwei Endgeräten gleichzeitig verbunden zu sein und zwischen ihnen jederzeit nahtlos die Wiedergabe wechseln oder Anrufe entgegennehmen zu können. LE Audio wird von keinem der beiden In-Ears unterstützt.

Koppeln und Einrichten Nothing Ear (a) und Ear

Gleiche Audio-Treiber, andere Membran

Beide In-Ears setzen auf einen dynamischen Treiber mit einem Durchmesser von 11 mm. Unterschiede gibt es laut Nothing jedoch bei der Membran. Während die teureren Ear auf Keramik setzen, kommen bei den Ear (a) die Kunststoffe PMI (Polymethacrylimid) und TPU (thermoplastisches Polyurethan) zum Einsatz.

Wireless Charging und Ladecase

Wireless Charging unterstützen nur die Nothing Ear. Das Ladecase der Ear (a) muss hingegen immer zwingend über USB-C aufgeladen werden, bei den Ear ist dies alternativ möglich.

Ladecase der Nothing Ear (a) mit USB-C
Ladecase der Nothing Ear (a) mit USB-C
Nothing Ear (a) mit transparentem Ladecase
Nothing Ear (a) mit transparentem Ladecase
Unterseite des Ladecases der Nothing Ear (a)
Unterseite des Ladecases der Nothing Ear (a)

Um beide Modelle stärker zu differenzieren, hat Nothing auch das Ladecase abseits vom Wireless Charging unterschiedlich gestaltet. Nutzen die Ear das bekannte, quadratische Design der Vorgänger, setzen die Ear (a) auf ein rechteckiges Design.

Nothing Ear im transparenten Ladecase
Nothing Ear im transparenten Ladecase
Nothing Ear im Ladecase
Nothing Ear im Ladecase
Nothing Ear im Ladecase
Nothing Ear im Ladecase

Das Ladecase der Ear (a) misst 47,6 × 63,3 × 22,7 mm (H × B × T) bei einem Gewicht von 39,6 g, während das Case der Ear 55,5 × 55,5 × 22,0 mm (H × B × T) bei 51,9 g misst.

Unterschiede gibt es auch bei der IP-Zertifizierung. Während die Ohrhörer beider Modelle nach IP54 gegen Spritzwasser und Staub geschützt sind und somit im Regen und beim Sport getragen werden können, ist das Case der Ear nach IP55 zertifiziert, das Case der Ear (a) aber nur nach IPX2. Während das Case der Ear (a) so gegen fallendes Tropfwasser geschützt ist, bescheinigt der Hersteller dem Case der Ear trotz des USB-C-Anschlusses sogar einen Schutz gegen Strahlwasser.

Nothing gibt für beide Modelle zudem ein minimal unterschiedliches Gewicht der Ohrhörer an. Ein Ear (a) wiegt demnach 4,8 g, ein Ear hingegen 4,62 g. Die Unterschiede der Ohrhörer sind minimal. Bei den Ear (a) fallen Luftlöcher am oberen Rand des Stiels auf, die die Ear nicht aufweisen. Zudem ist das Weiß der Ear (a) matt, während die Ear glänzen. Die Ear setzen zudem auf Schwarz im Stiel, die Ear (a) hingegen auf Weiß.

Nothing Ear (links) und Nothing Ear (a) (rechts)
Nothing Ear (links) und Nothing Ear (a) (rechts)

Akkulaufzeit im Vergleich

Sowohl die Ear (a) als auch die Ear setzen auf einen Akku mit 46 mAh in den Ohrhörern und 500 mAh im Ladecase. Dennoch unterscheidet sich die Akkulaufzeit geringfügig.

Nothing Ear (a) Nothing Ear
Mit Ladecase Nur Ohrhörer Mit Ladecase Nur Ohrhörer
Akkulaufzeit ANC aus 42,5 Stunden 9,5 Stunden 40,5 Stunden 8,5 Stunden
Akkulaufzeit ANC an 24,5 Stunden 5,5 Stunden 24 Stunden 5,2 Stunden

Im Praxistest bleibt von diesem Unterschied bei aktiviertem ANC kaum etwas übrig. Bei mittlerer Lautstärke und einem Musikmix verschiedener Genres spielen die Ear (a) mit AAC 4:56 Stunden lang Musik. Bei den Ear ist unter gleichen Voraussetzungen der Akku nach 4:54 Stunden leer. Die Akkulaufzeit ist demnach bei beiden Modellen nicht die längste und wird von vielen Konkurrenten inzwischen teils deutlich überboten, wenn ANC genutzt wird.

Nothing Ear (a)
Nothing Ear (a)

Custom EQ und Advanced EQ

Während die Ear (a) einen Equalizer namens „Custom EQ“ besitzen, verfügen die Ear zusätzlich über einen „Advanced EQ“. Beim Custom EQ der Ear (a) und Ear kann der Nutzer Bässe, Mitten und Höhen abseits der vier Presets „Balanced“ „Voice“, „More Bass“ und „More Treble“ einzeln verstärken oder reduzieren, aber so nicht mehr als ein benutzerdefiniertes Profil anlegen. Beim Advanced EQ der Ear wird hingegen ein 8-Band-Equalizer verwendet, bei dem der Käufer acht Felder im Bereich von 20 Hz bis 20 kHz anpassen kann. Auch hier können die einzelnen Frequenzbänder wahlweise verstärkt oder reduziert werden.

Zudem können mehrere so erstellte Profile gespeichert und mit anderen Nutzern geteilt werden.

Viele Gemeinsamkeiten

Zu den Eigenschaften, die sich Ear und Ear (a) teilen, gehört unter anderem die Trageerkennung, über die eine automatische Pause und das automatische Fortsetzen der Musik beim Herausnehmen und Einsetzen eines Ohrhörers umgesetzt werden. Außerdem gibt's Unterstützung für Google Fast Pair und Microsoft Swift Pair, um die In-Ear-Kopfhörer einfacher mit Android- und Windows-Geräten zu koppeln. Und dann wären da noch die drei Mikrofone je Ohrhörer und der Low-Latency-Modus, der in der App aktiviert werden kann, um den Versatz zwischen Bild und Ton zu reduzieren. Beide Modelle bieten in der App darüber hinaus einen Fit-Test, der den Sitz der Ohrhörer prüft.

Nothing Ear Nothing Ear (a) Nothing Ear (2) Apple AirPods Pro 2. Gen. Sennheiser Momentum True Wireless 4 Bose QuietComfort Ultra Earbuds Samsung Galaxy Buds 2 Pro
Bluetooth-Standard: 5.3 5.4 5.3
Audio-Codecs: SBC, AAC, LHDC, LDAC SBC, AAC, LDAC SBC, AAC, LHDC SBC, AAC SBC, AAC, aptX, aptX Adaptive, aptX Lossless, LC3 SBC, AAC, aptX Adaptive SBC, AAC, SSC
Bedienung: Tasten Touch
Akkulaufzeit der Ohrhörer: 8,5/5,2 (ANC) h 9,5/5,5 (ANC) h 6,3/4,0 (ANC) h 6,0/5,5 (ANC) h 7,5/7,0 (ANC) h 6,0/6,0 (ANC) h 8,0/5,0 (ANC) h
Akkulaufzeit mit Ladecase: 40,5 h 42,5 h 36,0 h 30,0 h 24,0 h 29,0 h
Wireless Charging: Ja Ja Ja
ANC: Ja
Einzelnutzung: Ja
IP-Zertifizierung: IP54 IPX4 IPX7
Gewicht je Ohrhörer / nur Ladecase: 4,6/51,9 g 4,8/39,6 g 4,5/51,9 g 5,3/50,8 g 6,2/66,4 g 6,3/60,0 g 5,5/43,4 g
USB-Ladeanschluss: USB-C
Abmessungen Ladecase: 22,00 × 55,50 × 55,50 mm 22,70 × 63,30 × 47,60 mm 22,00 × 55,50 × 55,50 mm 45,20 × 60,60 × 21,70 mm 34,80 × 70,10 × 44,60 mm 66,30 × 59,40 × 26,70 mm 50,10 × 50,20 × 27,70 mm
Preis: 149 € 99 € 149 € ab 238 € ab 282 € ab 279 € ab 122 €

Identische, anpassbare Bedienung

Bei der Bedienung setzt Nothing wieder auf das vom Vorgänger und vor allem von den AirPods Pro bekannte Zusammendrücken des Stiels. Die Steuerung ist bei beiden Modellen ab Werk identisch.

Nothing Ear

Das einfache Drücken des Stiels startet und pausiert die Wiedergabe oder nimmt Anrufe an beziehungsweise beendet einen laufenden Anruf. Doppeltes Drücken springt einen Track vor oder lehnt Anrufe ab. Mit dreimaligem Drücken wird einen Track zurückgesprungen. Durch langes Drücken des linken oder rechten Ohrhörers kann zwischen der aktiven Geräuschunterdrückung und dem Transparenzmodus umgeschaltet werden.

Das Einstellen der Lautstärke über eine Wischgeste wird von beiden In-Ear-Kopfhörern anders als beim Vorgänger aber nicht mehr unterstützt und ist somit ab Werk nicht belegt.

Anpassung der Bedienung in der App

Bei beiden neuen Modellen kann die Steuerung jedoch wieder in der Nothing-X-App für Android und iOS angepasst werden. Wie bei den Ear (2) kann das einmalige Drücken zur Steuerung der Wiedergabe nicht angepasst werden. Dafür lässt sich über die App aber auch zweifaches Drücken und Halten belegen, was ab Werk nicht belegt ist.

Erneut ist es allerdings nicht möglich, jede Funktion auf jeden Befehl zu legen, was die Anpassungsmöglichkeiten einschränkt. Hier verhalten sich die neuen Modelle wie die Ear (2). Bei der Geräuschregelung lässt sich weiterhin einstellen, ob durch alle drei Modi („Transparenz“, „Geräuschunterdrückung“, „Aus“) gesprungen werden soll oder nur durch zwei.

Schnelles Auto-Play, langsames Auto-Pause

Unverändert von den Ear (2) übernommen wurden auch die Probleme beim automatischen Pausieren der Musik, wenn ein Ohrhörer herausgenommen wird. Da dieser Mechanismus nicht auf Infrarotsensoren setzt, reagiert er weiterhin teils sehr verzögert.

Das automatische Fortsetzen, wenn der Ohrhörer wieder eingesetzt wird, reagiert hingegen wie auch bei den Ear (2) deutlich schneller und zuverlässiger. Die Trageerkennung kann auf Wunsch in der App deaktiviert werden.

Nothing Ear (a)
Nothing Ear (a)

Nichts zu kritisieren gibt es hingegen wieder an der Einzelnutzung. Der Wechsel erfolgt unterbrechungsfrei, sofern keine Trageerkennung aktiviert ist.

Auch Nothing-X-App mit Unterschieden

Die Nothing-X-App ist für Android und iOS verfügbar und dient beiden neuen Modellen als Anlaufstelle für Anpassungen und Firmware-Updates. Wie erwähnt, kann bei beiden Probanden auch die Steuerung angepasst und die Trageerkennung deaktiviert werden. Über die Funktion „Meine Ohrstöpsel finden“ können verlegte, aber weiterhin mit dem Smartphone verbundene Ohrstöpsel gesucht werden, indem ein lauter Ton abgespielt wird. Darüber hinaus finden sich die bereits angesprochenen Optionen für Bluetooth-Multipoint, das personalisierte ANC, die persönlichen Klangprofile mittels Hörtest von Mimi (nur Ear) und ein Ohrstöpsel-Anpassungstest zum Prüfen der Abdichtung der Ohrhöreraufsätze in der App. Nur bei den Ear ist der bereits angesprochene 8-Band-Equalizer in der App vertreten, der auch ein Teilen der eigenen Profile erlaubt. Bei den Ear (a) steht zwar ebenfalls ein Equalizer zur Verfügung, doch weist er einen geringeren Anpassungsgrad und keine Profile auf.

Zudem ist es möglich, einen proprietären Modus für eine niedrige Latenz zu aktivieren, wobei Nothing keine Angaben dazu macht, wie lang bzw. kurz die Verzögerung damit ausfallen soll.

Hervorragender Tragekomfort

Nothing Ear und Ear (a) tragen sich beide gleich und fühlen sich im Ohr identisch an. Der Sitz ist dabei erneut sehr angenehm, da die Aufsätze der In-Ear-Kopfhörer nicht in den Gehörgang gedrückt werden, sondern ihn mit ihrer ovalen Form lediglich abdichten. Wie fest die Ohrhörer sitzen, ist individuell sehr unterschiedlich und von der Ohrform abhängig. Beim Tester ist jedoch selbst das Joggen mit eingesetzten Ohrhörern kein Problem – sie fallen nicht heraus.

Klang der Nothing Ear (a) und Ear

Nothing Ear und Nothing Ear (a) setzen auf einen kräftigen, druckvollen Bass, der allerdings trotz seiner Betonung klar ausgespielt wird. Weist ein Titel ohnehin viel Bass auf, wird der Gesang dadurch etwas zu stark in den Hintergrund gedrängt. Bei leiser Lautstärke geht der Tiefbass in St Jude von Florence + The Machine trotz des kräftigen Basses der In-Ear-Kopfhörer verloren. Relevante Unterschiede sind hier zwischen Ear und Ear (a) nicht zu hören, der Ear ist vielleicht minimal im Vorteil.

Nothing Ear
Nothing Ear
Ovale Silikonaufsätze der Nothing Ear (a)
Ovale Silikonaufsätze der Nothing Ear (a)

Die Höhen klingen bei den Ear etwas besser als bei den Ear (a), weil sie sich deutlicher in den Vordergrund setzen. Beide Modelle beweisen auch hier eine hohe Präzision und sehr gute Differenzierung. Die Frequenzen verschwimmen nicht im Einheitsbrei, sondern sind gut voneinander getrennt.

Dreht man die Lautstärke voll auf, fangen die Höhen ganz leicht an zu zischen, wobei dies bei den Ear minimal stärker ausgeprägt ist als bei den Ear (a). Der Unterschied ist jedoch sehr gering.

Für den aufgerufenen Preis von 100 und 150 Euro liefern die Ear und Ear (a) einen sehr guten Klang, der sich in vielen Bereichen sogar vor teureren Modellen nicht verstecken muss.

Analyse des Frequenzverlaufs

Auch bei den kabellosen In-Ear-Kopfhörern führt ComputerBase Messungen zum Frequenzverlauf durch. Hierfür wird auf das miniDSP Headphone & Earphone Audio Response System (H.E.A.R.S.) in Verbindung mit der Software REW zurückgegriffen. Hierbei handelt es sich nicht um eine IEEE-standardisierte Messstation. Sie liefert jedoch gute Vergleichswerte, die insbesondere eine Vergleichbarkeit der betrachteten Kopfhörer untereinander ermöglicht. Die Mikrofone im rechten und linken Ohr des miniDSP H.E.A.R.S. sind kalibriert. Da das miniDSP H.E.A.R.S. kein Innenohr modelliert, sondern über einen geraden Gehörgang verfügt, sind die Messungen allein kein ausreichendes Kriterium, um den Klang abschließend zu beurteilen, sondern können nur als Ergänzungen zu den Schilderungen gesehen werden. Auch Klarheit und Dynamik lassen sich nicht bewerten.

Der Schalldruck ist bei allen Kopfhörern bei 300 Hz auf circa 84 dB kalibriert – nicht alle In-Ears lassen sich hier auf genau 84 dB einstellen, so dass eine Abweichung von 1 dB nach oben und unten in Kauf genommen werden muss. Alle Messungen werden nach Herstellervorgaben von 20 Hz bis 20 kHz mehrfach und mit unterschiedlichen Ohrhörerpositionen durchgeführt, um diese Einflüsse zu berücksichtigen und einen schlechten Sitz zu erkennen. Bei In-Ears zeigt sich dieser schnell in starken Ausreißern, einem unsauberen Frequenzverlauf oder völlig fehlendem Bass bei schlechter Abdichtung. Die Ergebnisse sind aus fünf Messungen je Seite bei bestem festgestellten Sitz gemittelt und geglättet. Eine gerade Linie bei 84 dB entspräche messtechnisch einer neutralen Präsentation der Frequenzen, die in der Realität aber nie erreicht wird.

Die Frequenzanalyse der Nothing Ear und Nothing Ear (a) zeigt eine enorme Verstärkung im Bassbereich, während die anderen Frequenzen weitgehend flach verlaufen und auch die Höhen keine Verstärkung erfahren. Das erklärt, warum sie sich nicht prägnant hervortun können. Bei den Ear (a) fallen die Höhen sogar deutlich ab, was sich bei den Nothing Ear im Frequenzverlauf nicht zeigt. Hierfür verantwortlich sein könnte eine unterschiedliche Abstimmung oder die Unterschiede bei den Audio-Treibern.

Starres ANC dämpft tiefe Frequenzen

Ein Active Noise-Cancelling bieten sowohl die Nothing Ear als auch die Ear (a). In der App kann der Nutzer die Intensität der Geräuschunterdrückung in drei vorgegebenen Stufen anpassen. Neben „Niedrig“, „Mittel“ und „Hoch“ steht zudem „Adaptiv“ zur Wahl, so dass die In-Ears die Stärke des ANCs je nach Umgebungsgeräuschen selbst wählen, dabei aber immer auch nur auf eine der drei vordefinierten Stufen setzen. Echtes adaptives ANC, bei dem die Auslöschung der Umgebungsgeräusche direkt an diese angepasst und nicht mit einem immer gleichen Filter vorgenommen wird, bieten die Ear und Ear (a) somit nicht. Im Test fällt auf, dass bei „Adaptiv“ nur sehr selten die höchste ANC-Stufe eingestellt wird.

Wird manuell „Hoch“ gewählt, ist ein leichtes Rauschen zu hören, das in lauten Umgebungen und bei Musikwiedergabe allerdings nicht ins Gewicht fällt. Bei diesen Optionen und dem Rauschen unterscheiden sich die Ear und Ear (a) nicht.

Das ANC der Ear und Ear (a) ist identisch und in der Lage, tiefe Frequenzen wie das Donnern während eines Gewitters oder die monotonen Geräusche im Flugzeug stark zu dämpfen. Das Plätschern des Regens wird aber beispielsweise so gut wie gar nicht gefiltert und ist weiterhin deutlich zu hören. Auch das Klappern einer Tastatur vermag das ANC nicht zu eliminieren. Die höchste ANC-Stufe sorgt jedoch dafür, dass es deutlich heller klingt, da auch hier die tiefen Frequenzen gedämpft werden. Nutzt man etwa im Büro hingegen den Modus „Adaptiv“, sorgt dieser nicht dafür, dass das ANC bei Tastaturgeklimper auf eine hohe Stufe springt. Die Tastenanschläge bleiben bei „Adaptiv“ somit weitgehend ungedämpft. Auch der Test mit weißem Rauschen, bei dem jede Frequenz gleich verteilt vertreten ist, zeigt, dass die tiefen Frequenzen gefiltert werden, hohe aber als dann sehr viel helleres Rauschen weiterhin deutlich zu hören sind.

Wind wird zunächst hörbar auf die Ohren des Trägers übertragen, nach kurzer Zeit erkennen die Ear und Ear (a) ihn jedoch und schalten das außen liegende Mikrofon ab, so dass der Wind nicht mehr direkt weitergeleitet wird, was störende Geräusche verursacht. Das ANC wird durch diese Anpassung deutlich weniger effektiv.

Durch das ANC werden die Ear weniger basslastig und die Mitten kommen besser zur Geltung. Der Klang der Höhen ist durch das ANC unverändert. Bei den Ear (a) ist dieser Effekt nicht zu hören, sie klingen mit und ohne ANC identisch.

In-Ear-Kopfhörer wie die Sennheiser Momentum True Wireless 4 (Test), die Bose QuietComfort Ultra Earbuds (Test) oder die Sony WF-1000XM5 (Test) sind den Nothing Ear und Nothing Ear (a) bei der Effektivität des Noise-Cancellings deutlich überlegen und sorgen für mehr Ruhe.

Guter Transparenzmodus rauscht etwas

Sowohl die Ear als auch die Ear (a) bieten einen Transparenzmodus, der über die Ohrhörer oder die App aktiviert werden kann. Eine darüber hinausgehende Regelung ist nicht möglich. Seine Intensität kann demnach nicht der Umgebung angepasst werden und passt sich auch nicht adaptiv an.

Wie schon beim Vorgänger, den Nothing Ear (2), ist allerdings bei beiden Modellen erneut ein Grundrauschen zu hören, das bei ruhiger Umgebung, leiser Musik oder beim Hören von Podcasts wie CB-Funk wahrnehmbar ist.

Darüber hinaus bildet der Transparenzmodus die Umgebung zwar angenehm ab, ohne ihren Klang zu verfälschen, ist insgesamt jedoch etwas zu leise. Die Umgebung klingt auch bei aktiviertem Transparenzmodus weiterhin gedämpft. Um Durchsagen oder andere Personen gut zu verstehen, müssen die Ear und Ear (a) aus dem Ohr genommen werden.

Beim Transparenzmodus wird Wind ebenfalls erkannt und die störenden Geräusche werden daraufhin nicht mehr an das Ohr übertragen.

Nothing Ear (a)

Verbesserte Telefonie

Bei der Telefonie liefern Nothing Ear und Nothing Ear (a) ein identisches Ergebnis ab und klingen gleich. Positiv ist auch, dass der Hersteller den Hall der Ear (2) in den Griff bekommen hat, die Ear und Ear (a) klingen weniger blechern und die Stimme voluminöser als noch beim Ear (2). In diesem Punkt haben beide neuen Modelle somit deutlich zugelegt.

Nothing Ear – Mikrofonqualität
Nothing Ear (a) – Mikrofonqualität
Sennheiser Momentum True Wireless 4 – Mikrofonqualität
Huawei FreeClip – Mikrofonqualität
Sony Inzone Buds – Mikrofonqualität mit Dongle
Sony Inzone Buds – Mikrofonqualität mit Bluetooth
Bose QuietComfort Ultra Earbuds – Mikrofonqualität
Bose QuietComfort Earbuds II – Mikrofonqualität
Huawei FreeBuds Pro 3 – Mikrofonqualität
Huawei FreeBuds Pro 2 – Mikrofonqualität
Jabra Elite 10 – Mikrofonqualität
Jabra Elite 8 Active – Mikrofonqualität
Sony WF-1000XM5 (FW 2.0.1) – Mikrofonqualität
Apple AirPods Pro 2 – Mikrofonqualität
Jabra Elite 5 – Mikrofonqualität
Jabra Elite 7 Pro – Mikrofonqualität
Jabra Elite 7 Active – Mikrofonqualität
Weitere Testaufnahmen anderer In-Ear-Kopfhörer

Latenz der Nothing Ear und Ear (a)

Bei der Betrachtung der Latenz muss zwischen der normalen Wiedergabe und dem Low-Latency-Mode unterschieden werden, der in der Nothing-X-App aktiviert werden kann. Während ohne aktivierten Low-Latency-Modus rund 160 bis 180 ms Versatz zwischen Bild und Ton besteht, kann dieser durch den proprietären Modus auf circa 50 ms reduziert werden.

Für die reine Musikwiedergabe ist die Latenz irrelevant. Sie ist nur dann von Bedeutung, wenn Videos wiedergegeben oder Spiele gespielt werden, die keine Synchronisation von Audio und Video bieten.

Latenz zwischen Bild und Ton im Vergleich
In-Ear-Kopfhörer Latenz
Nothing Ear 160 ms (Android, LDAC/iOS, AAC) / 50 ms (Low-Latency-Modus)
Nothing Ear (a) 160 ms (Android, LDAC/iOS, AAC) / 50 ms (Low-Latency-Modus)
Anker Soundcore Sleep A20 180 ms (Android, SBC/iOS, AAC)
Sennheiser Momentum True Wireless 4 160–180 ms (Android, SBC & aptX/iOS, AAC) / 30 ms (Low-Latency-Modus, Snapdragon Sound)
Huawei FreeClip 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) / 120–140 ms (Modus für niedrige Latenz)
Sony Inzone Buds 160–180 ms (Android, LE Audio) / 40-50 ms (USB-C-Dongle)
Bose QuietComfort Ultra Earbuds 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC/Android, aptx Adaptive)
Huawei FreeBuds Pro 3 80–100 ms (Android/iOS, Gaming-Mode) / 160–180 ms (Android, LDAC/iOS, AAC)
Jabra Elite 10 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC)
Jabra Elite 8 Active 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC)
Sony WF-1000XM5 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) / 160–180 ms (Android, LDAC)
Sony WF-1000XM4 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) / 160–180 ms (Android, LDAC)
HP Poly Voyager Free 60+ 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC) / 160 ms (LC3, BT700-Dongle)
Nothing Ear (2) 160 ms (Android, SBC/iOS, AAC) / 60 ms (Low-Latency-Modus)
Anker Soundcore Liberty 4 180 ms (Android, LDAC) / 160–180 ms (iOS, AAC)
Huawei FreeBuds 5i 120 ms (Android/iOS, Gaming-Mode) / 180–200 ms (Android, SBC/iOS, AAC)
Bose QuietComfort Earbuds II 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC)
Samsung Galaxy Buds 2 Pro 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) / 60–90 ms (Galaxy-Smartphone, SSC + Spielemodus)
Jabra Elite 5 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC)
Google Pixel Buds Pro 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC)
Die Latenz weiterer In-Ear-Kopfhörer im Vergleich

Fazit

Für 100 und 150 Euro sind die Nothing Ear (a) und Nothing Ear eine gute Wahl, wenn es um In-Ear-Kopfhörer geht, die den Alltag spielend meistern. LDAC ist bei beiden eine willkommene Ergänzung – LE Audio fehlt jedoch – und auch der Low-Latency-Modus für Spieler weiterhin ein lobenswertes Extra, das bei weitem noch nicht alle In-Ear-Kopfhörer bieten. Die Verbesserungen bei der Telefonie gegenüber den Ear (2) sollten Käufer, die mit den In-Ears telefonieren, ebenfalls mitnehmen. Auch die Akkulaufzeit hat Nothing verbessert, kommt aber von einer derart kurzen Laufzeit der Ear (2), dass man weiterhin nur Mittelmaß bietet. Die Trageerkennung reagiert zudem nach wie vor häufig zu träge.

Der Preisunterschied der Ear und Ear (a) von 50 Euro erscheint allerdings ob der Unterschiede etwas groß. Wireless Charging und minimale Abweichungen beim Klang rechtfertigen ihn noch am ehesten, LHDC, die Klangprofile und der unterschiedliche Equalizer hingegen nicht. Im Test sorgt ein anderer Umstand dafür, dass der Tester zu den Nothing Ear statt Ear (a) greifen würde: Das Ladecase der Ear lässt sich deutlich einfacher öffnen als das Exemplar der Ear (a), bei dem eine breite Fläche an der Seite fehlt, an der man es festhalten kann, wenn man es aufklappt. Wenn man die In-Ears mehrmals am Tag aus dem Case nimmt und zurücklegt, nervt das Case der Ear (a) – anders kann man es nicht ausdrücken.

Abseits der genannten Funktionen bieten beide Probanden zwar noch Extras wie einen Fit-Test der Ohrhörer, insgesamt gehören sie aber nicht zu den Modellen mit den meisten Funktionen auf dem Markt. Bei der Bedienung ist zumindest immer ein Kompromiss nötig, da die Lautstärke nicht mehr über die Ohrhörer angepasst werden kann. An der Verarbeitung gibt es bei beiden Testkandidaten nichts zu kritisieren: Sie ist erneut sehr gut und das Design gewährt wie immer bei Nothing einen kleinen Einblick ins Innenleben.

Der Klang ist insgesamt gut, aber basslastig. Teurere Konkurrenten bieten in dieser Hinsicht eine bessere Qualität. Gleiches gilt für das ANC. Tiefe Frequenzen werden gut gedämpft, hohe nicht und eine dynamische Anpassung an die Umgebung erfolgt nur in festen Stufen, nicht vollständig adaptiv, wie es der Name vermuten lässt.

Wer In-Ear-Kopfhörer sucht, die ihren Zweck auf dem täglichen Weg zur Arbeit sehr gut erfüllen und dafür nicht das Dreifache kosten, ist mit den Nothing Ear (a) sehr gut beraten. Dies gilt auch für die Nothing Ear, die aber 20 Euro günstiger sein müssten, um sie den Ear (a) vorzuziehen. Den meisten Ansprüchen dürften beide vollkommen genügen und stellen in ihrer jeweiligen Preisklasse dann eine durchaus sehr gute Wahl dar – zeigen aber Aspekte, die verbessert werden können. Vor allem die 99 Euro teuren Ear (a) sind deshalb angesichts des gebotenen Klangs eine nicht zu verachtende Option. Wer mehr erwartet, sollte hingegen mehr Geld in die Hand nehmen und sich bei der Konkurrenz von Sennheiser, Sony, Apple oder Bose umsehen.

Nothing Ear (a)
Produktgruppe In-Ear-Kopfhörer, 18.04.2024
  • Klang
    +
  • Verarbeitung
    ++
  • Tragekomfort
    ++
  • Bedienung
    +
  • Guter Klang
  • Gutes ANC
  • HD-Codec mit LDAC
  • Low-Latency-Modus
  • Multipoint
  • Fast Pair und Swift Pair
  • Auto-Play und Auto-Pause
  • Sehr gute Einzelnutzung
  • Schnellladen
  • Sehr angenehmes Tragegefühl
  • Auto-Pause träge
  • vergleichsweise kurze Akkulaufzeit mit ANC
  • fummeliges Ladecase
  • eingeschränkte Bedienung
  • kein Wireless Charging
Nothing Ear
Produktgruppe In-Ear-Kopfhörer, 18.04.2024
  • Klang
    +
  • Verarbeitung
    ++
  • Tragekomfort
    ++
  • Bedienung
    +
  • Guter Klang
  • Gutes ANC
  • HD-Codec mit LDAC und LHDC
  • Low-Latency-Modus
  • Multipoint
  • Fast Pair und Swift Pair
  • Auto-Play und Auto-Pause
  • Sehr gute Einzelnutzung
  • Schnellladen & Wireless Charging
  • Sehr angenehmes Tragegefühl
  • Auto-Pause träge
  • vergleichsweise kurze Akkulaufzeit mit ANC
  • Eingeschränkte Bedienung

ComputerBase hat die Ear und Ear (a) leihweise unter NDA von Nothing zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Test fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.

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