Sry für die späte Reaktion, den Thread hatte ich übers WE vergessen ^^"
Khaotik schrieb:
Du bist also selbst Landwirt und hast das so praktiziert, weil du weißt, dass das die übliche Praxis wäre?
Man muss kein Landwirt sein um die Reaktionen von Landwirten, und anderen naturnahen Berufszweigen, auf staatliche Regulierung zu sehen. Jedes Mal, wenn durch den Gesetzgeber die Menge oder Art an Pestiziden und Düngemittel oder die Mindestanforderungen für Tierhaltung verschärft wurden wird direkt der Untergang des Abendlandes, die Zerstörung der Agrarwirtschaft und Armut der ach so armen Bauern prophezeit.
Ohne staatliche Regulierung würden Bauern (und auch Fischer etc.) rücksichtslos auf maximalen Ertrag gehen.
Umgedreht hält ja auch niemand die Bauern davon ab weniger Pestizide zu verwenden oder ihren Tieren bessere Lebensbedingungen zu verschaffen.
Khaotik schrieb:
Grundsätzlich hast du in gewisser Weise ja recht, auch wenn es sehr überspitzt ist finde ich.
Die Haltungsformen haben sich verbessert, die heutigen Ställe sind im Vergleich zu denen vor 40 Jahren ein Traum für jedes Tier.
Ja, aber nicht aufgrund der Eigeninitiative von Bauern sondern Druck durch Tierschützer auf die Politik und dann daraus resultierende Vorgaben zur Tierhaltung.
Khaotik schrieb:
Das Problem ist aber: Es werden trotzdem Preise wie vor 40 Jahren erwartet. Wenn es dann darum geht, diese Verbesserungen auch zu bezahlen, dann votiert der gemeine Bürger halt doch mal gern zu dem Fleisch zum günstigeren Preis aus "unklareren" Haltungsbedingungen.
Das ist irgendwie eine dumme Aussage.
1.) Wir haben keine Preise von vor 40 Jahren, wir haben nicht mal Preise von vor 5 Jahren.
2.) Lebensmittel sind alternativlos, analog zu, als Beispiel, Kraftstoff. Nur das sich beim Kraftstoff die Firmen dumm und dusselig verdienen, obwohl sich alle beschweren
3.) Die verarbeitenden Unternehmen und Händler verdienen sich im Lebensmittelhandel ebenfalls dumm und dusselig.
Khaotik schrieb:
Es hängt hier auch viel vom Verbraucher ab, wie er die Waren annimmt, wenn sie teurer werden. Egal ob Fleisch oder Gemüse.
Nope!
Die Gesellschaft hat einen Bedarf an Nahrung. Dieser Bedarf ist alternativlos. wir können uns nicht von gegrillten Eiswürfeln ernähren, auch wenn Taiwan da anderer Meinung ist.
Dieser Bedarf ist aber auch hart gedeckelt.
Eine Gesellschaft kann nicht einfach 3000 kcal pro Kopf und Tag verbrauchen.
Und genau das ist das Problem. Wir produzieren signifikant zu viel, obwohl die Abnahme konstant ist. Und was passiert, wenn man zu viel bei konstanter Nachfrage produziert? Der Preis pro Einheit sinkt. Und genau da liegt der Hase im Pfeffer vergraben. Ein Bauer hat relativ konstanten Aufwand pro ha, sowohl zeitlich als auch materiell, aber er kann diesen Ertrag nicht auskömmlich teuer verkaufen, da wir zu viele ha bewirtschaften und somit die Einnahmen in €/ha absinken.
Denn die Großhändler spielen die Bauern gegeneinander aus. Bist du als Bauer zu teuer pro Tonne, Liter oder Stück dann gehen sie zu einem günstigeren. Und da der Agrarsektor zu viel produziert haben Bauern ein ernsthaftes Problem ihr Produkt zu verkaufen.
Der Verbraucher ist da nicht involviert.
Wenn die Gesellschaft am Tag einen Bedarf an 5 Einheiten Nahrung hat, 10 Bauern aber je eine Einheit produzieren dann bleiben die 5 "teuersten" Bauern auf ihrem Produkt sitzen.
Wir müssen einfach weniger produzieren und so die gesammtheitlichen Ausgaben pro ha reduzieren.
Wir werfen, pro Kopf, ~160kg an Lebensmitteln pro Jahr weg. Lebensmittel, für deren Produktion trotzdem Zeit und Material verwendet wurden. Bei ca. 700kg an Lebensmitteln pro Kopf und Jahr sind das 22% Ausschuss bzw. 22% zu viel Lebensmittel für die Zeit und Material verbraucht wurden.
Das ist auch so ein Punkt. Der Verbraucher mag sich beim Einkauf umentscheiden. Statt Rama kauft er dann Lätta ... ok ... Aber im Endeffekt hat die Gesellschaft als Ganzes einen konstanten Bedarf an Lebensmitteln pro Tag. Oder Toilettenpapier, Trinkwasser etc. Gesellschaftlich ändert sich am Verbrauch nichts, nur weil du heute Äpfel statt Birnen gekauft hast.
Khaotik schrieb:
Auch aus meiner Sicht gibt es durchaus Regelungen und Regulierungen, die nötig und richtig waren. Aber bei weitem nicht alle und vor allem nicht damit, dass man jeden Bauer unter generalverdacht stellt. Gäbe es eine solche Arbeitsüberwachung in normalen berufen wie es sie in der Landwirtschaft gibt, wäre bei manchen der Teufel los.
Das ist eine extrem dumme Aussage.
Nicht nur, weil es eine Vielzahl an Berufen mit stärkerer Überwachung gibt sondern weil die eigentliche Forderung wäre, dass andere Berufe mehr Überwachung benötigen.
Khaotik schrieb:
Letztendlich aber haben dann diese Länder die gleichen Probleme wie wir. Einheimische Landwirtschaft vor billigeren Konkurrenz aus dem Ausland schützen.
Deutschland exportiert signifikant mehr Lebensmittel als wir importieren ... Unsere Landwirtschaft muss nicht vor billiger Konkurrenz aus dem Ausland "geschützt" werden ...
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Fu Manchu schrieb:
Ich denke nicht. Es gibt andere Länder mit rechter Beteiligung in der Regierung, die sind auch nicht im Faschismus ausgebrochen, sondern die mussten sich mit der alltäglichen Politik auseinandersetzen.
Hier möchte ich anmerken, dass sich so ziemlich alle rechts orientierten Parteien in der EU explizit von der AFD distanzieren, da die AFD nochmals ein Stück heftiger ist. Keine der rechts orientierten Parteien in der EU hat Lust darauf sich mit echten Nazis zu beschäftigen.