Ich mag es ja, wenn Themen etwas kontroverser durchleuchtet werden, aber die Tendenz zu ComputerBuzzfeed ist in den letzten Tagen schon deutlich.
Erst das destruktive Kommentar zum ThinkPad X13s, dann die MAGA-Überschrift zum US Chips Act und nun der Aufgriff von Produkten als Flops, welche auch nur in einem Subset an Nutzern als Flop bezeichenbar sind. Im Grunde kann man zu allen der gelisteten Produkten sagen, dass sie vielleicht Hitzköpfe waren, aber keine schlechte Produkte.
Bulldozer waren Hitzköpfe, aber keine CPUs. Afaik haben die sich sogar viel länger bewährt, als man vielleicht dachte. An der Uni Stuttgart wird etwa in vielen CIP Pools und Lernräumen weiterhin ein Bulldozer verwendet, da er sehr Linux-freundlich ist und man günstig viele Threads hinbekommt. Außerdem bietet er, AMD-typisch, ECC-Support ohne teuren Chipsatz oder Chip.
RX Vega war auch ein Hitzkopf, aber alles andere als ein Flop. Gerade in Mac-Kreisen wurden die GPUs weiterhin gerne verwendet, als der Support für Navi schon ansetze und durchstartete. Eine wirkliche Ablösung war erst durch Big Navi möglich, und auch hier hatte man bei VRAM-heavy Tasks weiterhin einen Vorteil bei Vega-Systemen, dank dem sehr schnellen HBM2-VRAM.
Bei den 15"/16" MacBooks gab es auch erst wirklich eine Ablösung der Vega 16/20 Chips, als AMD die Pro 5600 auslieferte, welche jedoch ebenfalls HBM2 mitbrachte. Vorher konnte Vega, je nach Anwendung, die Navis ziemlich gut schlagen.
Mal abgesehen davon, dass die Vega 20 mit dem 7nm Shrink sicherlich ein notwendiger Schritt war, um die Vega in die APUs zu bringen - und gerade hier ist absolut von keinem Flop zu sprechen. Problematisch war eher die kurze Lebensdauer (für Consumer war Navi einfach die bessere Karte und sie kam, was, nen halbes Jahr später?).
Und auch der P4 war ein Hitzkopf, aber keineswegs ein Flop. Ich hatte selbst einen P4 650 und der hat einfach mal alle Spiele gemeistert. Dank HT war auch Multitasking etwas angenehmer, aber das hat mich damals wenig gejuckt.
Natürlich waren die Core Duos - erinnere mich noch an die ganzen mATX-Boards, welche den aufgelöteten Notebookprozessor hatten - und dann die Core 2 Duos die besseren Produkte, aber in vielen Aufgaben konnte der P4 selbst viele "ebenbürtige" Athlons schlagen.
Es gibt hier viel mehr Flops, welche in den letzten Jahren still auf- und wieder abtauchten, wovon man aber seltsamerweise nichts mehr hört. Die ganze Klasse der Netbooks ist praktisch verschwunden. Steammachines könnte man ebenso aufführen, welche am meisten durch die ständige Verschiebung des Controllers litten - wobei das Steck vielleicht als geistiger Nachfolger zu sehen wäre. BTX-"Standard", aus dem auch irgendwie (fast) nichts wurde. MXM. Jollas Sailfish OS. Zune. Windows Phones. Etc. pp.
Bei Arc war absehbar, dass der Anlauf schwierig wird, man hätte sich nur vielleicht erhofft, dass es etwas schneller vonstatten geht. Intel hätte mit der aktuellen Generation schon Schwierigkeiten gehabt, aber gegen RTX 4000 und RX 7000 zu konkurrieren - schwierig. Was vielleicht ein Vorteil sein wird, ist die vermutlich wieder verspätete Veröffentlichung der Midrange-Karten, während die alten Produkte langsam auslaufen. Gerade bei der einfrierenden Wirtschaft könnte das Intel helfen.
Wobei ich ohnehin der Meinung bin, Intel hätte die Dinger in einem Early Adopter Programm veröffentlichen sollen, vielleicht mit einem Bundle der ausgewählten "Hits", in welchen die Performance am besten ist. Die Dinger könnten besser reifen, wenn man mehr Input bekommt.