_killy_ schrieb:
Die Waschmaschine ist von Miele und schon 15 Jahre alt - war damals Top bei Energie- und Wasserverbrauch und läuft heute immer noch. (Haushalt von 5 Personen somit auch sehr regelmäßig) Gleiches gilt es beim Auto - hat den Stern vorne dran - ist 11 Jahre alt und läuft dennoch.
Ein Auto habe ich ja nicht ... ausser einige hundert virtuelle bei GT-Legends.
Für eine Miele-WaMa sind 15 Jahre (eigentlich) kein Alter. Ich schreibe eigentlich in Klammern, weil Miele noch sehr vom "unkapputtbar" Image der 1960er und 70er zehrt ... die Produkte kommen in Punkto Robustheit und Lebensdauer aber heute einfach nicht mehr an die alten ran ... das wäre heute viel zu teuer, als dass man damit noch konkurenzfähig sein könnte. Nur wenige werden Miele kaufen, wenn so eine Maschine über 6.000,- kostet und es daneben haufenweise relativ hochwertige Angebote zu einem Zehntel gibt.
Meine WaMa ist von Privileg (ehemals Quelle-Hausmarke), und wäscht seit über 20 Jahren in WG's Wäsche.
Ich musste die Tür 2 mal ersetzen (1 x Diebstahl - wer klaut sowas? - und 1x idiotischer Mitbewohner ... Typ aggressiver Alki) und habe einen Aquasafe-Schlauch gekauft. Momentan ist sie recht laut, weil sie nicht 100% gerade steht (ich muss sie regelmäßig neu ausrichten, weil der Boden uneben ist).
Ansonsten wäscht sie seit 20 Jahren mindestens 3 mal die Woche.
Und bisher sieht es nicht so aus, als wollte sie baldigst eine Grätsche machen.
Mein HiFi-Verstärker hat zwar mal 600 DM gekostet ... aber der ist mittlerweile 32 Jahre alt ... und hat Macken überall (der wird demnächst ersetzt ... aber durch einen baugleichen, also werde ich meinen alten als Ersatzteillager behalten).
Handy ist etwas günstiger gewesen (schlappe €90,- ... 2 Tage vor Weihnachten 2019).
Ich merke, dass dem Teil die Power fehlt ... und 5g ist damit nicht drin.
Da wird dann also spätestens dann ein neues fällig, wenn 4g abgeschaltet wird.
Das alte reicht für das, was ich damit mache ... zum surfen nutze ich ohnehin viel lieber den heimischen PC - der ist mittlerweile auch kein großer Gaming-Tower mehr, sondern ein Laptop, der nur knapp 10% des alten PC nimmt.
Bei vielen günstigen Dingen - so zumindest mein gefühlsmäßige EInschätzung - kommt es auch darauf an, wie man sie behandelt.
Auf hochpreisige Artikel scheinen die Leute besser aufzupassen (das war ja teuer ... oder wäre nur teuer ersetzbar), und daher halten die natürlich auch länger, als Geräte, die man sich im Notfall auch mal halbjährlich leisten kann.
Man kann allerdings auch günstige Gerätschaften pflegsam behandeln, dann halten viele davon so lange, dass ich mich regelmäßig frage, ob die Mehrausbgabe sich denn wirklich gelohnt hätte.
Wenn das teure nach 5 Jahren dann im Arsch ist, und das Billige genauso lange tut, warum dann mehr Geld ausgeben?
Natürlich um die Lebensbedingungen der Menschen, die für uns produzieren, zu verbessern ... das wird nämlich erst geschehen, wenn "unfaire" Sachen weniger nachgefragt werden.
Leider muss man sich "fair" aber auch erstmal leisten können. Das kostet nämlich ganz schön Patte, wenn man dem Chinesen "gönnt" genau so ein Leben zu führen, wie man selbst das in Deutschland tut.
Ausserdem bietet die Billigkultur doch auch einen tollen Sündenbock.
"Ich kauf ja nur <nachhaltige Firma der Wahl einsetzen>".
Keine Frage, Shein, Primark und Kik stehen für üble Arbeitsbedingungen.
Aber wer einen oder mehrere Teenager zuhause hat, der denkt eventuell auch mal drüber nach, seine Augaben fürs Kind etwas zu optimieren. Wer nur sein "mageres" Taschengeld hat, für den sind 5,- für ein Kleid eventuell auch sehr ansprechend.
Meine Eltern sagten in den 1980ern "Wenn du eine Levi's für 150 Mark haben willst, dann kauf sie dir von deinem Taschengeld".
Als ich kleiner war, sah die Denke eher so aus:
3 Kinder -> Klamotten können aufgetragen werden.
Hält eh nicht besonders lange (weil es eben Kinder sind) -> lieber nicht so viel Geld dafür ausgeben.
Wisst ihr wirklich so sicher, wie eure Klamotten gefertigt werden ... wart ihr unangemeldet in den Fabriken und auf den Baumwollfeldern unterwegs? Wahrscheinlich eher nicht (ich war es auf jeden fall noch nicht).
Sämtliche Organisationen, welche Siegel vergeben, müssen sich mindestens 48 Stunden vor einer Inspektion anmelden ... plenty of time, da die Regierungen der Länder der Inspektion sonst nicht zustimmen.
Zufallsprüfungen sind also in vielen Ländern juristisch unmöglich ... leider auch in vielen Ländern, in denen fast-fashion oder bio-fairtrade-kakao und -kaffee produziert werden ... Gewissheit geht anders.
Der Versuch ist aber notwendig und gut, denn wie soll sich etwas verändern, wenn die Konsumenten billig wollen und teilweise sogar brauchen, da sie sonst nicht über die Runden kommen?
Auch der große Niedriglohnsektor nebst Hartz4 ist ein Problem ... für wen das Leben eh schon teuer ist, der muss eben dreimal nachrechnen, bevor er auf Nachhaltigkeit achtet - der wird immer primär auf sein Geld achten müssen.
Um Niedriglöhner zu ernähren, braucht man industrielle Landwirtschaft, Massentierhaltung und eine Schlachtindustrie deutschen Ausmaßes ... um billige Elektrogeräte herzustellen, muss man Massen davon produzieren ... ganz zu Schweigen vom gegen unendlich taumelnden Energiebedarf, der sich in diese Richtung bewegenden Gesellschaften.
Für all das müssen wir uns was überlegen, denn so, wie wir das momentan gelöst haben, bekommen wir eben zumindest global keine Nachhaltigkeit hin ... es wird immer Regionen geben, die sich bemühen ... und die werden auf jene zeigen, die sich gerade in einem industriellen Aufschwung befinden und daher auf die Umwelt genauso pfeifen, wie wir das bis vor wenigen Jahrzehnten ebenfalls getan haben, als wir unseren industriellen Aufschwung hatten.