Telekom plant 100 Mbit/s über Kupfer
Angesichts der hohen Kosten für den flächendeckenden Breitbandausbau in Deutschland ist es wenig verwunderlich, dass die Netzbetreiber nach möglichst günstigen Lösungen zum Erreichen der von der Politik vorgegebenen Übertragungsgeschwindigkeiten suchen.
So plant die Europäische Union beispielsweise, bis 2020 alle Haushalte der Staatengemeinschaft mit mindestens 30 Megabit pro Sekunden zu versorgen, mindestens die Hälfte aller derzeit etwa 502 Millionen EU-Bürger soll sogar Zugriff auf einen 100 Mbit/s schnellen Anschluss haben. Derzeit werden solche Übertragungsraten aber lediglich per FTTH (Fibre to the Home) oder über das Fernsehkabel erreicht.
Der Ausbau beider Techniken ist allerdings mit relativ hohen Investitionen – die Kosten für den deutschlandweiten FTTH-Ausbau werden auf bis zu 80 Milliarden Euro geschätzt – verbunden, weshalb gerade in ländlichen Gebieten die Wirtschaftlichkeit nicht gegeben ist. Hier wird derzeit auf die Mobilfunktechnik LTE oder das normale DSL (Light) gesetzt.
Wie Niek Jan van Damme, Chef der für das hiesige Festnetz der Deutschen Telekom zuständigen Tochter Telekom Deutschland, nun im unternehmenseigenen Blog mitteilt, will man aber auch vermeintlich alte Techniken nutzen, um hohe Geschwindigkeiten anbieten zu können. So arbeitet man gerade daran, bis zu 100 Megabit pro Sekunde über herkömmliche Kupferleitungen zu übertragen. Dadurch muss anders als beispielsweise bei FTTH, welches die Telekom derzeit in einigen Städten aufbaut, nicht die komplette Infrastruktur ausgebaut werden, insbesondere die sogenannte letzte Meile kann so in vielen Fällen unangetastet bleiben.
Einzelheiten nennt van Damme jedoch nicht. Derzeit können im DSL-Netz der Telekom theoretisch bis 24 Megabit pro Sekunde im Downstream erreicht werden (ADSL2+), via VDSL werden derzeit maximal 50 Megabit pro Sekunde angeboten. Bei der von der Telekom angedachten Lösung dürfte es sich vermutlich um das von Nokia Siemens Networks bereits 2010 vorgestellte „Phantom“-DSL handeln, wodurch die derzeitige Übertragungsrate um bis zu 75 Prozent gesteigert werden könnte.
Aber nicht nur an den Übertragungstechniken arbeite man laut van Damme. Auch die Zusammenarbeit mit Mitbewerbern soll weiter ausgebaut werden, um die Kosten für den Breitbandausbau auf mehrere Schultern zu verteilen.