VIA Nano: Mehr Konkurrenz für den Intel Atom
Intel nennt sie Netbooks und Nettops – kleine mobile oder stationäre Internet-Systeme, die dank entsprechender Prozessor-Architekturen wenig kosten und gleichzeitig wenig verbrauchen sollen. Um Intel nicht den Markt zu überlassen, schickt VIA mit dem Nano (C8) neben AMDs angekündigtem Bobcat einen weiteren Atom-Konkurrenten ins Rennen.
Nach der offiziellen Produktvorstellung am 29. Mai dieses Jahres sind nun erste ausführliche Artikel zum Flaggschiff der Nano-Familie, dem L2100 mit 1,8 GHz Taktfrequenz online gegangen. Ähnlich wie bei den Atom-Platinen, die fest mit der CPU verdrahtet sind, gibt es auch kleine VIA-Mainboards etwa im Mini-ITX-Format, die einen verlöteten VIA Nano tragen. Dabei können jetzige Mainboard-Architekturen (VIA Epia) genutzt werden, denn der Nano (C8) ist Pin-kompatibel zu seinem Vorgänger, dem VIA C7. Sowohl Intel als auch VIA haben entsprechende Referenz-Platinen konstruiert, welche unter anderem von HotHardware.com und PC Perspective untersucht und verglichen wurden.
Im Segment der Netbooks und Nettops kommt es nicht, wie sonst üblich, auf eine hohe Rechenleistung an. Das Einsatzgebiet sind grundlegende Anwendungen wie etwa das Hören von Musik, die Darstellung von Fotos und Videos, Kommunikation per Voice over IP, Instant Messaging und E-Mail, sowie Internet-Surfing und das Spielen von einfachen Online-Spielen. Es stehen vor allem ein energieeffizienter Betrieb und ein günstiger Preis für die Plattformen im Vordergrund. Während VIA den Nano vorerst noch in 65 nm fertigt, setzt Intel mit dem Atom bereits auf moderne 45 nm und kann dementsprechend günstig produzieren. Die TDP des Nano L2100 liegt bei relativ hohen 25 Watt während der 1,6 GHz schnelle Atom 230 mit nur 4 Watt spezifiziert ist. Kommendes Jahr möchte VIA die Fertigung des Nano dann ebenfalls auf 45 nm umstellen.
Modell | Frequenz | FSB | TDP (max) | Idle Power | L2 Cache |
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Nano L2100 | 1,8 GHz | 800 MHz | 25 Watt | 500 mW | 1 MB |
Nano L2200 | 1,6 GHz | 800 MHz | 17 Watt | 100 mW | 1 MB |
Nano U2400 | 1,3+ GHz | 800 MHz | 8 Watt | 100 mW | 1 MB |
Nano U2500 | 1,2 GHz | 800 MHz | 6,8 Watt | 100 mW | 1 MB |
Nano U2300 | 1,0 GHz | 800 MHz | 5 Watt | 100 mW | 1 MB |
Allen voran bietet Futuremarks PCMark Vantage einen guten Leistungs-Index für diese Geräteklasse, denn der Benchmark-Parcours bewertet einige typische Anwendungsfelder, die die Prozessoren zu bewältigen haben. Ein Schwachpunkt beider Plattformen ist die Grafikleistung, welche sowohl im Falle des Intel GMA 950 als auch des VIA Chrome9 HC für 3D-Spiele und auch teilweise für die Darstellung von HD-Videos unzureichend ist. Wie sich bereits am PCMark Vantage erkennen lässt, ist der VIA Nano L2100 gut 20 Prozent schneller als der Intel Atom 230. Weitere Benchmarks finden sich unter den folgenden Links bei HotHardware.com und PC Perspective.
Während der Nutzen einer höheren Leistung immer eine Frage der eigenen Ansprüche und Notwendigkeit bleibt, lässt sich die Leistungsaufnahme eines Systems wesentlich eindeutiger bewerten – von einem geringeren Energieverbrauch kann jeder Nutzer profitieren, sei es durch leisere Kühlung oder geringere Energiekosten. Die höhere Leistung des VIA Nano L2100 zollt mit einem Gesamtverbrauch des Systems von 74 Watt ihren Tribut, welches somit unter Last 35 Prozent mehr Energie benötigt, als die Atom-Plattform, welche hier nur 55 Watt verbraucht. Zu beachten bleibt jedoch, dass beide Systeme im Leerlauf mit einem Verbrauch von knapp 50 Watt fast gleich auf liegen: Die Nano-Plattform benötigt hier nur noch 49 Watt, die Atom-Plattform verbraucht mit 47 Watt nur zwei Watt weniger. Verglichen mit vollwertigen PCs inklusive dedizierter Grafikkarte (Nvidia GeForce 8800 GTX) sind die Werte der beiden Plattformen sehr gut.
VIA scheint ersten Ergebnissen zufolge mit dem Nano L2100 einen würdigen Atom-Konkurrenten entwickelt zu haben. Eine um etwa 20 Prozent höhere Leistung hält sich mit einem entsprechend höheren Energieverbrauch die Waage. Zieht man in Betracht, dass ein System nicht immer an der Leistungsgrenze läuft und dass die beiden Systeme im Leerlauf vergleichbare Verbrauchswerte erzeugen, bleibt der Nano im Sinne einer „Leistung pro Watt“-Betrachtung durchaus konkurrenzfähig. Eine vorläufige Unbekannte bleibt ein Preis für die VIA-Plattform, denn eine Verfügbarkeit für den VIA-Nano ist derzeit nicht gegeben, während Atom-Plattformen schon zu Kampfpreisen von weniger als 50 Euro angeboten werden.