Microsoft weiterhin an Yahoo interessiert
Zwar hat Microsoft in einem offenen Brief den Rückzug des Angebots für Yahoo angekündigt, ganz vom Tisch sind die Kooperationspläne aber wohl doch noch nicht. Zurzeit führt man offenbar erneut Gespräche, um Alternativen für eine Übernahme zu erwägen.
Laut Microsoft soll eine Übernahme von Yahoo nicht das Ziel der Gespräche sein, stattdessen steht eine bessere Positionierung beider Unternehmen in den Bereichen Online-Suche und Werbung im Vorrang. Nähere Details sind nicht bekannt, jedoch schloss der Konzern nicht aus, im weiteren Verlauf der Verhandlungen nochmals ein Angebot für Yahoo vorzulegen. Allerdings zieht man auch in Betracht, dass die Gespräche weiterhin ohne Ergebnis bleiben könnten. Das erste Angebot von Microsoft in Höhe von 47,5 Milliarden US-Dollar wurde seitens des Yahoo-Vorstandes ausgeschlossen – nach Ansicht von Yahoo-Chef Jerry Yang spiegelte die Summe nicht den wahren Wert des Unternehmens wider und forderte zusätzliche 5,5 Milliarden US-Dollar.
Einfluss auf die weitere Entwicklung könnte US-Milliardär und seit letzter Woche auch Yahoo-Großaktionär Carl Icahn nehmen. Dieser hat für mehr als einer Milliarde US-Dollar über 50 Millionen Aktien von Yahoo gekauft und hält damit etwa 3,6 Prozent der Anteile des Unternehmens. Icahn sieht die Ablehnung der Microsoft-Offerte als irrationale Handlung zum Leidwesen der Aktionäre an. Allerdings hält er nach Aussage einer Person aus seinem Umfeld nichts von einer Kooperation zwischen Microsoft und Yahoo, da demnach Microsoft „versuche, die Milch zu bekommen, ohne die Kuh zu kaufen“. Wenn schon eine Allianz gebildet werden soll, dann mit dem Branchenprimus Google, was wiederum gegen jegliches Interesse von Microsoft gehen würde – schließlich beabsichtigen die Redmonder mit der Yahoo-Übernahme die Position gegenüber Google zu verbessern.
Eine Zusammenarbeit von Yahoo und Google dürfte aber nicht nur Microsoft, sondern auch den Kartellbehörden ein Dorn im Auge sein. Beide Unternehmen erreichen zusammen einen Marktanteil von über 80 Prozent, unmöglich sei eine Kooperation nach Meinung von Analysten aber nicht.
Yahoo teilt unterdessen mit, dass der Aufsichtsrat mehrere Alternativen erwägt, um den Wert des Unternehmens zu maximieren. Jedem Geschäft, dass im Interesse der Aktionäre sei, stehe man offen gegenüber. Demnach dürften rund um Yahoo noch einige interessante Wochen und Monate bevorstehen, wobei der Druck, der auf der Unternehmensführung von Yahoo lastet, durch die Ablehnung des Microsoft-Angebots mit Sicherheit nicht kleiner geworden ist.