Aver Media MIC 330 & Nexus im Test: Fazit

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Michael Schäfer
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Mikrofon mit deutlichen Schwächen

Aver Media ist beim MIC 330 mit großen Versprechungen angetreten, von denen vor allem die wichtigsten nur bedingt gehalten werden konnten. So gibt es zwar an der Verarbeitung des komplett aus Metall gefertigten Mikrofons nicht das Geringste auszusetzen, anders schaut es dagegen bei der Sprachqualität aus: Der angepriesene integrierte Popschutz zeigt sich in der Praxis als kaum wirksam, im Vergleich sind andere Mikrofone ohne entsprechenden Filter bei Plosivlauten obendrein hörbar unempfindlicher. So bleibt dem Nutzer nichts anderes übrig, als sich um eine externe Lösung zu bemühen.

Klanglich ist das MIC 330 zwar recht neutral justiert, eine warme „Radiostimme“ ist jedoch nur möglich, wenn sich der Sprecher direkt vor dem Mikrofon befindet – dann aber mit den oben genannten Nachteilen. Wird sich weiter vom Mikrofon entfernt, nehmen die Einflüsse des jeweiligen Raumes zu und durch die nötige Pegelerhöhung auch das jeweilige Eigenrauschen.

In diesen Disziplinen muss sich das MIC 330 vor allem dem etwas günstigeren SPC Gear SM950(T) (Test) geschlagen geben.

Der XLR-Anschluss setzt zwar ein separates Audio-Interface voraus, erweitert dadurch aber auch die Möglichkeiten und macht es im Gegensatz zu anderen Mikrofonen von USB-Schnittstellen unabhängig.

Aver Media MIC 330 & Nexus im Test

Ausbaufähige Livestream-Konsole

Das Nexus lässt dagegen sehr viel Potenzial liegen. Über die Verarbeitung kann generell nicht geklagt werden, auch wenn hauptsächlich Kunststoff zum Einsatz kommt. Der LED-Ring um das Gehäuse herum ist dagegen eher ein unnötiges Gimmick ohne irgendeinen nennenswerten Vorteil.

Die Anzahl der physischen Eingänge hätte zudem um mindestens einen weiteren Mikrofoneingang höher sein können, damit auch direkt mit einem Gesprächspartner über die Konsole und nicht über andere Umwege gearbeitet werden kann. Alle Eingänge lassen sich über die sechs Drehregler steuern, wenn auch nur in 5er-Einheiten – eine feinere Unterteilung wäre für den Nutzer sicherlich ebenso von Vorteil gewesen.

Das Konzept, viele Funktionen über einen eigenen Touchscreen aufrufen zu können, ist zunächst einmal eine tolle Sache. Dafür bietet der Hersteller eine Fülle von Funktionen, die auch andere Desktop-Applikationen steuern können – weitere sollen im Laufe der Zeit folgen. Durch das Anlegen verschiedener Screens lassen sich darüber hinaus mehrere Nutzungsszenarien abdecken und per einfachem Wischen schnell zwischen diesen wechseln. Weniger optimal ist dagegen das starre Raster gewählt – wichtige Icons zum besseren Erkennen und Finden zu vergrößern, ist nicht möglich.

Schwerer wiegen dagegen die Versäumnisse für das Abmischen. So wird nur der Pegel des Mikrofons nach der Bearbeitung des Signals durch den Mikrofonverstärker und weiteren Effekten in der Anzeige ausgegeben, nicht aber das reine Signal. Dadurch lassen sich eventuelle Verzerrungen nicht direkt ausmachen. Das liegt auch daran, dass sich der Vorverstärker bei Nutzung des XLR-Anschlusses nicht deaktivieren lässt und damit in diesem Modus immer bei mindestens 32 dB arbeitet.

Ebenso weniger optimal ist der Umstand, dass zwischen dem auf der Konsole oder dem in der Nexus-Software angezeigten Pegel des jeweiligen Einganges und dem, was am Ende bei der genutzten Software ankommt, ein großer Unterschied liegt. Dadurch, dass der Mixer keine Einstellung der Ausgangslautstärke besitzt, wird das Signal unbearbeitet ausgegeben und dürfte damit in vielen Szenarien deutlich zu leise sein. Das hätte bei der Entwicklung auffallen müssen. Eine entsprechende Anfrage, ob dieses Verhalten normal ist und ob eine solch wichtige Funktion per Software-Update nachgeliefert wird, wurde seitens ComputerBase zwar gestellt, bis zur Veröffentlichung dieses Testes von Aver Media aber nicht beantwortet.

Somit besitzt der Live Streamer am Ende viele gute Ansatzpunkte, ist für den produktiven Einsatz in seiner jetzigen Form jedoch nur bedingt zu gebrauchen.

ComputerBase wurden das MIC 330 und die Nexus AX310 leihweise von Aver Media für den Test zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab ein NDA mit Vorgabe des frühestmöglichen Veröffentlichungstermins. Der Test ist aber erst im Nachgang erschienen.

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