Konkurrenz für VIA und SiS auf dem P4-Chipmarkt

Christoph Becker
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Im High-End-Bereich scheinen zur Zeit alle Fronten klar geregelt zu sein. Hier herrscht Intel unangefochten mit ihren schnellen, relativ teuren Chipsätzen der i865- und i875-Familie. Im Low-Cost-Bereich sieht die Situation aber schon anders aus: Hier sind es VIA und SiS, die dem Pentium 4 Beine machen - noch.


Die letzten Monate gestalteten sich für die beiden Unternehmen aus Taiwan nicht sehr rosig. Vor allem SiS (Silicon Integrated Systems) büßte Marktanteile ein, da ihr momentanes Chipsatz-Portfolio einfach nicht mit dem von Erzrivalen Intel konkurrieren kann. Letzteren hat man diese Probleme auch in erster Linie zu verdanken, denn Intel war es, die lange mit der Herausgabe von etwaigen Lizenzen wartete. So konnte man bei SiS erst viel später Produkte mit dem Support von HyperThreading und dem 200MHz (800MHz QDR) schnellem Front-Side-Bus vorstellen. Der performanteste Chip, der SiS655, wartet zur Zeit noch auf seine Neuauflage mit dem Support eben dieser beiden Features, die es aber schon teilweise seit dem B-Stepping gibt. Und so bleibt momentan der SiS648FX der einzige Vertreter mit aktivierbarem HyperThreading und Support für 800MHz-FSB-Prozessoren.

Etwas anders sieht hingegen die momentane Situation beim Konkurrenten VIA aus. Nach überstandenem Rechtsstreit mit Intel, tauchen nun langsam aber sich erste Mainboards mit den günstigen Chipsätzen des Unternehmens auf dem Markt auf. Bis jetzt hatten sich kaum Hauptplatinenhersteller getraut solche Produkte zu veröffentlichen, da sie eventuelle rechtliche Konsequenzen vom Giganten Intel fürchteten. Die Chance, dass VIA verliert und man die ganze Produktpalette einstampfen müsse, war einfach zu groß. Beide Konzerne vereinbarten nun aber ein Cross-Lizenzierungsabkommen auf eine Laufzeit von 10 Jahren. Des Weiteren ist es VIA nun offiziell gestattet, die folgenden vier Jahre Chipsätze für Intels Pentium 4 Prozessor zu produzieren und auch in einem fünften Jahr wird Intel weder gegen diese Produkte, noch gegen Distributoren oder Hersteller Ansprüche vor Gericht geltend machen. Hier die Leistungsdaten des aktuellen PT800:

  • Support des 800MHz FSB
  • DDR400 RAM
  • ein-kanaliges Speicherinterface (Dual-Channel folgt erst im PT880)
  • AGP 8x
  • PM800 besitzt intergrierte UniChrome Grafikeinheit
  • VT8235 Southbridge

So weit, so gut, denn bislang teilten sich diese beiden Unternehmen größtenteils den Low-Cost-Markt. Dies wird sich in Kürze wohl aber grundlegend ändern, denn es taucht neue Konkurrenz auf - aus Nordamerika. In persona sind dies ATi und Intel höchstpersönlich, die nun auch vom lukrativen OEM- und Niedrigpreis-Segment ein Stück vom Kuchen abhaben wollen. Hilfreich könnte diesen beiden dabei der relativ späte Erscheinungstermin der 800MHz-Produkte von VIA und SiS sein.

Die kanadische Firma ATi setzt dabei voll und ganz auf ihren RS300 als zukünftiges Top-Produkt im Portfolio. Dieser Chip wird wohl leistungstechnisch mit dem i865G von Intel konkurrieren, kann jedoch zu einem günstigeren Preis angeboten werden. Diese Tatsache macht ihn zum direkten Widersacher von SiS und VIA, da dieser vor allem schon Support für den 800MHz-FSB bietet. Aber auch Intel muss sich fürchten, da der RS300 über eine integrierte Radeon 9200 Grafik-Engine verfügen wird und somit auch in diesem Segment nicht zu verachten sein sollte. Mit einer breiten Verfügbarkeit rechnet man im Juli oder August.

Branchenführer Intel darf da natürlich nicht fehlen. Da sich der i865P zur Zeit nicht gut verkauft - der Grund dafür liegt wohl im Support von nur 533MHz FSB und DDR333 RAM -, denkt man nun über einen neuen Chipsatz auf Basis der i865-Familie nach. Dieser wird wohl den Beinamen PL tragen und über folgende Features verfügen:

  • Support des 800MHz FSB
  • Unterstützung des HyperThreading-Features moderner Pentium 4 Prozessoren
  • ein-kanaliges Speicherinterface
  • DDR400 RAM
  • ICH5/R Southbridge

Angesichts dieser Leistungsdaten könnte man annehmen, dass Intel mit dem i865PL nichts anderes als einen überarbeiteten i845PE anbieten will. Dieser stellt im Moment das Low-Cost-Segment von Intel dar und überzeugt durch recht gute Performance, hat jedoch keine Chance mehr gegen die schnellen Dual-Channel-Chipsätze. Die Vorteile des neuen Chips liegen dabei vor allem in der offiziellen Unterstützung vom 800MHz FSB und DDR400, sowie der Zusammenarbeit mit der fortschrittlichen ICH5R-Southbridge, die momentan das Non-Plus-Ultra in diesem Bereich darstellt. Aller Voraussicht nach wird Intel diesen Chipsatz im August veröffentlichen.

Wir können uns wohl auf einen heißen Spätsommer gefasst machen, denn zimperlich werden diese vier Unternehmen sicherlich nicht miteinander umgehen. Der Kunde ist dabei wieder einmal der Glückliche, da Konkurrenz ja bekanntlich das Geschäft belebt und dies so gut wie immer mit niedrigen Preisen einhergeht. Der Geldbeutel wird sich jedenfalls bedanken.