Mainboards für Sockel 754 im Test: MSI K8T Neo-FIS2R vs. Shuttle AN50R

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Jan-Frederik Timm
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Fazit

Das Fazit, oft herbei gesehnt und ebenso oft gefürchtet. Es kommt vor, dass schon nach wenigen Stunden mit einer Platine eine Idee für eine Bewertung heran wächst - in diesem Fall tat sie es auch, wurde nur leider letztendlich über den Haufen geworfen. Tasten wir und am besten langsam über die Chipsätze an die beiden Kandidaten heran.

Hatten wir vor etwas über einer Woche zwischen nForce 3 Pro und K8T800 eine klare 3:20 Niederlage für den nVidia-Chip vorgefunden, hat sich das Shuttle AN50R im Vergleich zum MSI K8T Neo schon besser aus der Affäre gezogen. Vier Benchmarks konnte das Board gewinnen und drei zu einem Unentschieden bekehren. Somit geht der K8T800 'nur noch' in sechszehn Disziplinen als Sieger vom Feld. Insbesondere die Leistung in den Packern, die das AN50R ohne größere Beanstandung hinter sich gebracht hat, dürften darauf hindeuten, dass die desaströse Leistung des SK8N mit nForce 3 Pro wohl auf das Mainboard und nicht auf den Chipsatz zu schieben ist. Weiterhin weit abgeschlagen ist auch der nForce 3 150 in der Spec ViewPerf. Hier scheint - ob Fehler oder Chipsatzschwäche - der nVidia-Chip weiterhin seine müde Not zu haben. Dem Otto-Normal-Anwender und Spieler wollen wir hier rein von der Leistung her allerdings keinen Chipsatz pauschal ans Herz legen. Zu gering fallen die Unterschiede in den meisten Benchmarks auf, als dass hier Gründe für oder gegen einen Chip genannt werden könnten. Verwundert hat uns lediglich die Tatsache, dass der nForce 3 150 in Sachen Latenzen auf dem AN50R laut Cachemem weit in Führung liegt und dieses Potential in den meisten Programmen nicht nutzen kann.

Als über alle Zweifel erhaben hat sich ein weiteres mal die Southbridge VT8237 des K8T800 gezeigt. Der native Serial ATA-Support läßt jeden externen Controller alt aussehen. Und bezüglich der Features gilt unser Fazit aus dem Sockel 940-Vergleich auch weiterhin: Hier macht der VIA-Chip bis auf weiteres einfach die bessere Figur. Und nun zu Kandidat eins.

MSI K8T Neo-FIS2R

Das MSI K8T Neo-FIS2R, das mit VIAs K8T800 bestückt ist, startet also mit der besseren und vor allem konstanteren Performance in die Bewertung. Und auch mit der Stabilität war es um die Platine - nachdem wir die richtigen DIMMs und die richtigen RAM-Riegel ausfindig gemacht hatte - sehr gut bestellt. Zwar trüben die Probleme, die der Athlon 64 beim Einsatz von drei Speicherslots hat, das Bild; der Platine kann man hier jedoch keinen Vorwurf machen. Höchstens den, dass man dem mündigen Käufer nicht nur zwei Speicherbänke zur Verfügung gestellt und so alle Komplikationen im Keim erstickt hat. Schon eher ein Manko des MSI K8T Neo-FIS2R war die teilweise nicht zufriedenstellende Zusammenarbeit mit verschiedenen RAM-Modulen. Zwar bliebe nur mit dem PC3700-Riegel von OZC und Corsair der Monitor schwarz und die beiden anderen Module waren mit manuellen, langsameren Timings zur Zusammenarbeit zu überreden. Das Board sollte mit dessen im SPD abgelegten Timings jedoch auf Anhieb laufen. Hier scheint man jedenfalls noch etwas Feintuning betreiben zu müssen, denn die SPD-Timings wurden nicht immer korrekt ausgelesen.

Auch sonst scheint gerade das Bios noch nicht ausgereift zu sein. Zwar bietet es eine wahre Fülle an Optionen, die Tatsache, dass die Lüfterdrehzahl im CoreCenter trotz Einstellungsmöglichkeiten von 1/8 bis 8/8 nur um 500 U/Min schwankt und Cool'n'Quiet unserer Ansicht nach nicht funktioniert, deutet jedoch darauf hin. Immerhin wird das Feature groß und fett schon auf der Verpackung beworben. Auch der Umstand, dass die "System Performance" mit der Einstellung "fast" in fast allen Grafikanwendungen schneller arbeitet als "turbo", gibt zu denken. Ebenso der nicht optimal arbeitende Promise-Controller im Raid-0 Modus. Zwar dürften die zwei exzellent schnellen Schnittstellen der VT8237 für die meisten Nutzer auch in zwei Jahren noch ausreichen, dennoch sollten auch die zusätzlichen Ports ihre volle Leistung entfalten und hier hängt das Board gut 20 MB/s hinter der sonst üblichen, durchschnittlichen Übertragungsrate zurück. MSI - auf diese Problematik hin angesprochen - versicherte uns, dass Cool'n'Quiet in den nächsten Bios-Revision aktiviert werden und man sich dem Problem mit der Lüftersteuerung und dem Controller annehmen wird. Besserung ist hier also schon in Sicht, auch wenn beworbene Features nicht erst nachträglich in ein Produkt einfließen sollten. Nicht jeder Käufer verfügt über das nötige Wissen und einen Internetanschluss.

Doch neben diesen Kritikpunkten hat uns das MSI K8T Neo durchaus überzeugt. Denn die eben aufgezählten Fehler haben wir insbesondere als störend empfunden, weil der Rest der Platine ansonsten einen sehr guten Eindruck macht - ja wir hatten zwischenzeitig schon daran gedacht, dem Board eine Auszeichnung zu verleihen. Das MSI K8T Neo-FIS2R vereint eine Fülle an OnBoard-Komponenten auf dem roten PCB und lässt dabei das Layout nicht außer Acht. Gerade mit der Lüftermontage scheinen es andere Hersteller bei weitem nicht so eng genommen zu haben - Reviews hierzu werden demnächst folgen. Besitzer ausgedehnter Peripherie-Arsenale werden sich über die Anschlussfreudigkeit der Platine freuen. Kurz gesagt: Ein schnelles und stabil laufendes Board mit einer Fülle an Features, dem leider vorerst ein unausgereiftes Bios den Weg zu mehr Ruhm versperrt hat. Wir werden dessen Entwicklung weiter beobachten und unser Urteil gegebenenfalls auf den neuesten Stand bringen. Das Potential dazu besitzt die Platine.

Update 26.10.2003: Mit der Bios-Version 1.1 Beta 4 funktioniert Cool'n'Quiet auf dem MSI-Board nun tadellos und auch der Raid-Controller zeigte nun in einem kurzen Nachtest die von uns gewohnte Leistung. Weiterhin nicht lauffähig ist die Platine allerdings mit den PC3700-Modulen von OCZ und Corsair. Die Inkompatibilität mit den TakeMS DDR400-Modulen, die bisher jedes A64-Board gezeigt hat, ist hingegen auf die Speicherriegel zurück zu führen - TakeMS hat uns bereits neue Revisionen geschickt, die mit dem Board laufen. Infineons DDR400 läuft jedoch auch weiterhin nicht "by SPD" mit DDR400 und bootet nach dem ersten Hänger mit DDR200. Das D.O.T.-Feature hat MSI default auf der fragwürdigen Stufe "Private" belassen.