Telekom erhöht Preisdruck auf Konkurrenz
Nach der zum Ende dieser Woche getätigten Ankündigung einer Tarifreform im Festnetzsektor scheint man bei der Telekom nun die Konkurrenten, deren marktanteiliger Prozentsatz für das Jahr 2004 bei rund 33 Prozent im benannten Segment liegt, in die Preiszange nehmen zu wollen.
So berichtet dieser Tage die Financial Times Deutschland (FTD), dass der pinke Riese von der Konkurrenz in näherer Zukunft mehr Geld für das Einmieten in die konzerneigene Leitungen fordern will. Seit der Zerschlagung des Telekom-Monopols durch die Regulierungsbehörde für das Telefon- und Postwesen RegTP ist es Drittanbietern möglich, zu moderaten Preisen Endanschlüsse in bundesweiten Haushalten samt zugehöriger Leitungen zu mieten, um sie dann an die jeweiligen Kunden wieder zu vermieten.
Die genannten moderaten Preise sollen, wenn es nach der Telekom geht, nun erhöht werden. Dadurch aber könnte sich das Unternehmen wieder eine Quasi-Monopolstellung erkaufen, da es durch das Mehr an Einnahmen zugleich einen wesentlich besseren marktwirtschaftlichen Stand im Vergleich zur Konkurrenz einnehmen würde.
Gerade deshalb dürfte die Erhöhung ein Drahtseilakt werden - vor allem, weil man bei der RegTP seit jeher das Treiben der Telekom mit Argus-Augen beobachtet. In Bonn sieht man sich aber zu einem solchen Schritt vollkommen legitimiert. So heißt es aus der Konzernzentrale: „Mit dem neuen Antrag zeigt die Deutsche Telekom, dass sie weiterhin die tatsächlichen Kosten für die Bereitstellung höher veranschlagt als der Regulierer“; ein klarer Afront gen RegTP also.
Letzter ist derweil so ungewöhnlich nicht. Seit der Monopolzerschlagung im Jahr 1998 herrscht zwischen der RegTP und der Telekom ein eisernes Ringen. Dabei ist ganz besonders die Festlegung der Vermietungspreise für die sogenannten Reseller (Drittanbieter) ein entscheidender Kernaspekt. Die zweijährlich neuaufgelegten Verhandlungen diesbezüglich enden beinahe ganz natürlich in einem ökonomischen Zwist.
In der letzten Runde forderte die Telekom beispielsweise Preise im Bereich von 17,40 Euro. Die RegTP deklarierte die Forderung als überzogen und legte den Preis bei 11,80 Euro fest. Dass man in Bonn diese Festlegung hinnehmen muss, bedeutet indes aber nicht, dass man bei nächstmöglicher Gelegenheit nicht wieder dagegen aufbegehrt. So gestaltet sich die Forderung für die aktuell anstehenden neuen Gespräche wieder im Bereich der 17 Euro: „Aus unserer Sicht sind die Kosten in den letzten Jahren stabil geblieben, daher auch der Antrag in der Höhe wie in 2003“, so ein Konzernsprecher kürzlich.
Bei den staatlichen Reguliern hat man für derlei Forderungen wenig Verständnis. So verweist man hier darauf, dass der aktuelle Preis von 11,80 Euro ziemlich genau dem europäischen Durchschnitt entspräche, der bei rund 11,23 Euro pro Anschluss liegt. Zudem würde das „Reselling“ aufgrund der erhöhten Nachfrage nach DSL-Anschlüssen derzeit boomen. So seien 1,96 Millionen Anschlüsse an Drittanbieter vermietet - was wiederum deutlich über dem europäischen Standard liegt und der Telekom entsprechende Mehreinnahmen über längere Zeit sichert.
Zuzüglich zu den genannten 11,80 Euro fällt für die Reseller auch noch ein Ein- und Abrichtungsentgelt an, die - wie könnte es anders sein - ebenfalls beide der Telekom zu Gute kommen. Allerdings liegt beispielsweise die Einrichtungsgebühr mit 47,97 Euro deutlich unter dem europäischen Durschnitt von rund 75,67 Euro.
Hier findet sich also vielleicht eine Argumentationsbasis um eine Preiserhöhung zu rechtfertigen. Allerdings ist es eher fraglich, ob die Telekom in diesen Verhandlungsrunden erfolgreicher sein wird als bei den letzten 2003.