Niederlande: Highspeed für alle

Sasan Abdi
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Die Stadtverwaltung von Amsterdam plant bis 2010 jedes Haus in der Metropole mit Glasfaserleitungen auszustatten. Ein erfolgreiches Ausgehen des Pilotprojekts vorausgesetzt, würden von diesem Plan rund 737.000 Bewohner beziehungsweise ca. 450.000 Gebäude begünstigt werden.

Satte 800 Millionen Euro wollen sich die Verantwortlichen das Projekt, das noch von der EU-Kommission genehmigt werden muss, voraussichtlich kosten lassen. Allein das Pilotprojekt, im Zuge dessen die Kleinstadt Zeeburg – immerhin rund 40.000 Häuser – mit Glasfaserleitungen versorgt werden soll, wird um die 60 Millionen Euro verschlingen. Die technische Umsetzung erfolgt hier zum einen durch eine zu einem Fünftel zur Stadt gehörenden Firma sowie durch private Investoren und vor Ort ansässige Wohnungsbaugenossenschaften. Der Betreiber des Netzes steht allerdings – zumindest offiziell – noch nicht fest.

Und hier könnte liegt derzeit Knackpunkt liegen. Selbst für „Big-Player“ wie Siemens und Versatel ist „Citynet“ - so der Name des Projekts – finanziell scheinbar riskant. Denn wer garantiert nach dem Ausbau, dass sich auch genügend zahlungswillige Kunden finden, welche die nicht schmächtigen Investitionen wieder reinholen. Immerhin prognostiziert die Stadt, dass rund 53 Prozent der Haushalte bereit sein, 50 Euro für den Highspeed-Anschluss im Gigabit-Bereich zu zahlen und dies vor allem, weil Innovationen wie VoIP und IPTV dann sinnvoll und delay-frei genutzt werden könnten. Die Kosten entsprechen in Niederlande derzeit in etwa einer konventionellen 4096/1024 Kbit/s Flatrate.

Sollte sich alsbald ein potentes Unternehmen finden, dass die Idee sinnvoll umsetzt und sollte sich dann die Prognose der Stadt bewahrheiten, so könnte das Prinzip des „Highspeeds-für-alle“ durchaus Schule machen. Dennoch gibt es viele Eventualitäten, die das Projekt zu einem vorzeitigen Ende bringen könnte. Nach der ersten Hürde - das Innenministerium sah bisher keine Verletzung des EU-Rechts - baut sich nunmehr ein neuer starker Gegner auf: Die Kabelnetzbetreiber sehen in der Subvention des Projekts durch die Stadt einen unrechtmäßigen Eingriff in den Wettbewerb. Der Traum von der Gigabit-Anbindung könnte also bald schon wieder platzen.