Creative Sound Blaster X-Fi im Test: Extremer Hörgenuss dank Zusatzchip?
10/17Angehört
Das wichtigste und gleichzeitig am schwierigsten zu bewertende Kriterium einer Soundkarte ist ihre Akustik. Wer vor der X-Fi lediglich Onboard-Sound nach AC'97-Spezifikation gehört hat, wird vom deutlich hörbar besseren Klang der neuen Karten begeistert sein. Doch auch Besitzer voriger Soundkarten inklusive des bisherigen Spitzenreiters, der Sound Blaster Audigy 4 Pro, werden einen Unterschied wahrnehmen – ein entsprechendes Lautsprechersystem vorausgesetzt. Gute Kandidaten haben wir bereits vor einiger Zeit getestet. In diesem Test überprüfen wir die Karten in drei verschiedenen Szenarien: Raumklang mit dem Creative GigaWorks ProGamer G500, Stereo anhand des Logitech Z-2300 und Kopfhörer-Betrieb mit dem Sennheiser HD595.
Folgende CDs, DVDs und Spiele nehmen wir für unser Urteil als Grundlage:
- Musik
- Blink 182 - Blink 182
- Enya - Amarantine
- Nightwish - Highest Hopes
- The Last Samurai - Official Soundtrack
- DVD-Audio-Sampler (bei SB Audigy 2 ZS beigelegt)
- diverse MP3-Dateien verschiedenster Bitraten
- Filme
- Matrix Revolutions
- From Dusk Till Dawn
- Spiele
- Battlefield 2
- Quake 4
Musik
Klingt Musik, sei es von MP3, CDs oder gar DVD-Audio, besser beim Einsatz einer Soundkarte der Generation X-Fi? Ja! Insgesamt klingen die neuen Karten wärmer und runder als ihre Vorgänger. Dies lässt sich schon bei der Xtreme Music feststellen. Das Zuhören macht einfach nur Spaß. Der klangliche Unterschied der reinen Karten zu den Vorgängern aus den Audigy-Reihen fällt dabei aber nicht so gewaltig aus, dass es einen zwingenden Grund zum Aufrüsten darstellt, wenn man nicht unbedingt das Beste vom Besten haben muss und/oder zur Riege der audiophilen Anwender gehört. Eine Sonderstellung unter den X-Fis nimmt die X-Fi Elite Pro ein, welche sich durch die Verwendung eines (noch) besseren Digital-Analog-Wandlers abermals von den kleineren X-Fi-Karten unterscheidet. Er verhilft der Karte zu einem Rauschabstand von 116 dB – 7 dB mehr als bei den kleinen Geschwistern. So erreicht die Elite Pro eine Qualität, die Ihresgleichen sucht und auch audiophilere Naturen und Lautsprecher glücklich zu machen vermag.
Was die X-Fi-Serie im Guten wie im Schlechten am deutlichsten von den Vorgängern unterscheidet, das sind die Zusatzeffekte. Der 24-Bit Crystalizer macht seinem Namen alle Ehre. Bässe werden satter, Höhen wirken mehr akzentuiert. Sämtliche Titel im Test, allen voran Enyas "It's in the rain", wirkten besser separiert und erhielten eine höhere räumliche Tiefe. Doch sollte man aufpassen und den Effekt nicht zu stark einstellen: Teilweise wurden Gitarrenriffe und harte Anschläge – beispielsweise bei Nightwishs "Wish I had an angel" – deutlich überbetont. Für den Einsatz von Kopfhörern ist der Bass eine Spur zu stark, wobei an dieser Stelle die persönlichen Vorlieben bei jedem Anwender anders sind. Auch hängt die Qualität stark von der wiederzugebenden Quelle ab. Handelt es dabei um eine MP3-Datei mit niedriger Bitrate oder eine Liveaufnahme, ist eine sehr niedrige Einstellung oder eine komplette Deaktivierung von Vorteil, da der Crystalizer Codierungsfehler und Grundrauschen gnadenlos aufdeckt und darstellt.
Auch CMSS-3D hat zwei Seiten: So ist der Surround-Sound auf Kopfhörern (CMSS-3D Headphone) sehr überzeugend und Musikstücke können hier deutlich an Weite gewinnen. Teilweise kann sich diese Weite jedoch zu einem Nachteil entwickeln, da sich der Klang bei einer zu hohen Einstellung entgegen Creatives Zielen gut hörbar verfärbt. Doch auch hier kann sich das Empfinden von Anwender zu Anwender stark unterscheiden. CMSS-3D Surround hingegen ist unserer Meinung nach eher nicht zu empfehlen. Der Upmix legt den Klang wie einen breiten Gürtel auf alle Kanäle und versucht, Stimmen und Hauptgeräusche auf den Centerlautsprecher zu fixieren. Leider geht die Stereo-Separation dabei unter, so dass sich Instrumente nicht mehr genau orten lassen. Hinzu kommt ein dumpfer Bass, der die Freude am Hören nimmt.
Zusammenfassend kann durch CMSS-3D und den 24-Bit Crystalizer aus einem sehr guten Audio-Stück ein grandioses Klangerlebnis werden, wenn man es bei der Dosierung nicht übertreibt. Ein Allheilmittel stellen diese Funktionen jedoch nicht dar, denn schlecht codierte MP3-Dateien können sie nicht zu klanglichen Meisterwerken machen. Eine gute Demonstration der Fähigkeiten von CMSS-3D und 24-Bit Crystalizer bietet Creative auf der eigenen Website zum Download an. Zur Wiedergabe der Demos ist der Cretive DemoPlayer notwendig, welcher ebenfalls auf der Seite heruntergeladen werden kann.
Spiele
Vom klanglichen Standpunkt aus sind die wichtigsten Argumente für den Kauf einer X-Fi-Karte CMSS-3D Headphone, der 24-Bit Crystalizer und EAX 5.0 mit seinen 128 möglichen Stimmen. Ersteres erzeugt wirklich guten Raumklang in Spielen und ermöglicht so auch mit Stereo-Kopfhörern eine bessere Ortung von Geräuschen im dreidimensionalen Raum als "echte" 5.1-Headsets wie beispielsweise das Medusa von Speedlink. So kann man in Far Cry genau heraushören, wo sich der verfolgende Hubschrauber befindet, egal ob hinten links oder vorne rechts. Selbst die Flughöhe und der Abstand zum Spieler lässt sich erahnen.
EAX 5.0 ist zwar noch nicht allzuweit verbreitet. Derzeit nutzen nur eine Hand voll Spiele, darunter Battlefield 2 und Quake 4, die neueste Evolutionsstufe der Environmental Audio Effects. Doch sollten sich in den nächsten Monaten weitere hochkarätige Titel dazugesellen, weshalb diese Technologie zum Muss für anspruchsvolle Spieler werden dürfte. In Battlefield 2 lässt sich die höchste Soundqualität beispielsweise nur im Zusammenspiel mit einer X-Fi-Karte aktivieren. Und ja, es lohnt sich. Der Grad an Realismus wird durch die zusätzlichen Stimmen weiter gesteigert, so dass das Schlachtfeld auch auf klanglicher Ebene zu neuem Leben erwacht. Nun fliegen einem die Schüsse der Gegner wirklich von allen Seiten um die Ohren und man kann die Quelle eines Geräuschs deutlicher orten als mit der High-Einstellung, die bei anderen Soundkarten die maximale Qualitätsgrenze darstellt. Apropos Schüsse: Der 24-Bit Crystalizer kann den Klang eines Feuerstoßes, einer vorbeizischenden Kugel und einer explodierenden Handgranate ordentlich aufwerten und realistischer werden lassen. Auch wenn es im ersten Moment kaum auffällt, so merkt man, dass all diese Geräusche ohne den Crystalizer ein wenig verwaschener klingen.
Den Realitätsgrad eines Spiels soll auch das neu eingeführte EAX Voice erhöhen, wie wir schon im Abschnitt EAX 5.0 erklärten. Aktiviert wird es im Menü des Spielemodus im Punkt „Mixer“. Hier ist es allerdings nicht unter dem Namen EAX Voice zu finden, sondern heißt „Mikrofonumgebungseffekt“ und kann auf einer Skala von 0 bis 100 Prozent eingestellt werden. Beim Test mit Unreal Tournament und Battlefield 2 zeigte sich allerdings, dass der Effekte je nach eingestellter Intensität viel zu leise wird. bei 100 Prozent ist der Nachhall, der aus der eigenen Stimme berechnet wird, kaum wahrnehmbar und geht in den Gefechten des Spiels einfach unter. Auch ist der Effekt leicht verzögert und wird erst etwa eine halbe Sekunde nach dem Sprechen dargestellt. Davon abgesehen funktioniert der Wechsel in andere Umgebungen sehr gut. Läuft man also in Battlefield 2 in einem Hangar herum, so wird ein starkes Echo berechnet. In dem Moment, in dem man den Hangar aber verlässt, verschwindet dieses Echo, da es in der freien Natur nichts gibt, das den Schall stark reflektieren könnte. EAX Voice ist ein nettes Feature, das auch ohne Spiel funktioniert und Voice-Chats mit einem Echo untermalen kann – nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Filme
Auch beim wöchentlichen DVD-Abend leisten sich die neuen Karten keine Schlappe. Die 5.1-Positionierung ist einfach nur als hervorragend zu bezeichnen und kommt perfekt zur Geltung. Explosionen, Schüsse und zerspringende Fensterscheiben wirken genau so, wie man es sich wünscht. Beinahe hat man das Gefühl, man stehe bei Neos finalen Kampf mit Smith in Matrix Revolutions im Regen und müsse sich ab und an das Wasser aus dem Gesicht wischen. Nicht, dass dies nicht auch schon für ältere Soundkarten-Generationen zutrifft, nur schafft es die X-Fi-Architektur, hier noch einmal einen drauf zu setzen.
Dabei wurden der 24-Bit Crystalizer und CMSS-3D noch gar nicht bedacht. Das Verhalten der beiden Sonderfunktionen lässt sich mit dem in Spielen vergleichen. Explosionen aller Art erhalten durch den Crystalizer mehr Druck, Stimmen klingen natürlicher und alles ist (noch) deutlicher wahrnehmbar. CMSS-3D liefert auch hier die bereits genannten Resultate. Bei Stereo-Lautsprechern und -Kopfhörern ist die Funktion ein wahrer Segen, der dem Klang beinahe die Räumlichkeit eines echten Surround-Systems verleiht. Der Upmix von Stereo-Inhalten - wie beispielsweise VCDs - ist nicht schlecht, jedoch hatten wir auch hier das Gefühl, dass er zu Ungunsten des Klangspektrums geht und einige Frequenzen zusammengemischt werden.