Intel stellt Plattform für Woodcrest vor
Am 23. Mai stellte AMD seine Athlon-64-Prozessoren im neuen Sockel AM2 mit Support für DDR2-Speicher vor. Auch Intel hatte an diesem Tag eine für das Workstation- und Server-Segment ganz besonders wichtige Ankündigung, die wir an dieser Stelle nachreichen möchten: Intel kündigt die Verfügbarkeit der Bensley-Plattform an.
Über Bensley als Plattformbezeichnung für Server haben wir in der Vergangenheit bereits mehrfach berichtet. Sie besteht aus den Einzelkomponenten 5000P- und 5000V-Chipsatz (Blackford, Blackford VS), den in 65 nm gefertigten Dual-Core-Xeon-Prozessoren 5000 (Dempsey) (und später 5100 (Woodcrest)) sowie dem FB-DIMM-Speicherstandard (Fully Buffered DIMM, FBDIMM) bis DDR2-667, der mit Quad-Channel an den Chipsatz angebunden ist. Die Bensley-Plattform für Workstations hört auf die Bezeichnung Glidewell und setzt auf den 5000X-Chipsatz (Greencreek). Diese Chips besitzen ein komplexes 1432-FC-BGA-Package.
Die Chipsätze 5000P, 5000V und 5000X unterscheiden sich nur im Detail. Während 5000P und 5000X mit insgesamt vier Speicherchannels aufwarten können, muss sich die Value-Variante 5000V mit zwei Channels begnügen. Beim Einsatz von FB-DIMM DDR2-533 sind mit vier Speicher-Channels theoretisch 17 GB/s Brandbreite möglich, bei DDR2-667 in der Theorie sogar 21 GB/s. Der 5000V ist jeweils halb so „schnell“. Im Vergleich zum bisherigen Xeon-DP-Chipsatz E7520 (Lindenhurst), bei dem Dual-Channel-DDR2-400-Speicher mit einer theoretischen 6,4 GB/s genutzt wurde, stellt das eine beachtliche Steigerung dar. Darüber hinaus hat sich dank FB-DIMM (und dem dort eingesetzten Advanced Memory Buffer, der den Speichercontroller im Chipsatz entlastet) der maximale Speicherausbau deutlich vergrößert: 64 GB mit 5000P, 16 GB bei 5000V und 21 GB mit 5000X sind im Vergleich zu 16 GB gar nicht übel.
Weitere Unterschiede gibt es in der PCI-Express-Konfiguration. Während 5000P 3x PCI Express x8 bietet, kann 5000X mit 1x PCI Express x16 und 1x PCI Express x8 aufwarten. Beim 5000V steht 1x PCI Express x8 zur Verfügung. Alle PCIe-x8-Anbindungen können wahlweise auch als 2x PCI Express x4 betrieben werden.
Die wichtigste Neuerung von 5000P und Co. sind die nun zwei unabhängigen Prozessorbusse, wie dies bei Mehr-Prozessor-Intel-Servern (Xeon MP) zusammen mit dem E8500-Chipsatz (Twin Castle) bereits mit der Truland-Plattform eingeführt wurde. Damit müssen sich die Xeon-DP-Prozessoren nicht länger einen Bus teilen – der Flaschenhals wurde endlich beseitigt. Darüber hinaus hat Intel den Takt des Busses von 800 MHz auf 1066 MHz und 1333 MHz gesteigert. Von 1333 MHz wird erst Woodcrest Gebrauch machen.
Auch die Southbridge des Chipsatzes (ESB2) wurde verbessert. Die 6321ESB mit 1284-FC-BGA-Package bietet nun sechs Serial-ATA300-Anschlüsse mit RAID0/1/5, 6x USB2.0, 3x PCI Express x4, 2x PCI-X 64/133 und einen Link für die Ethernet-Adapter Intel82563EB Dual Port und Intel 82564EB Single Port. Auch ein Parallel-ATA-Channel ist noch präsent. Mit dem über PCI Express x8 oder x4 anzubindenden Intel 6700PXH 64-bit PCI Hub können weitere PCI-X-Steckplätze geschaffen werden. Der Chipsatz unterstützt außerdem VT, iAMT und I/OAT.
Zu den ersten Prozessoren für Bensley und Glidewell gehören die Dual-Core-Prozessoren Xeon 5000 mit dem früheren Codenamen „Dempsey”. Seit März werden sie zu laut Intel ausgeliefert, offiziell angekündigt wurden sie jedoch erst mit der Bensley-Plattform. Dempsey basiert auf der Pentium-4-Netburst-Architektur. Er bietet 2x 2MB L2-Cache und wird in 65 nm gefertigt. Er entspricht im Großen und Ganzen dem für Desktop-PCs vorgestellten Presler (Pentium D 900, Pentium XE 9x5), setzt jedoch auf den Sockel 771 statt den Sockel 775 (beide ohne Pins als Land Grid Array, LGA)
Ergänzend zur 5000er-Serie wird Intel noch in diesem Monat die nächsten Prozessoren für Bensley und Glidewell ausliefern – die Dual-Core--Xeon-5100-Serie (Codename Woodcrest). Basierend auf der Core-Mikroarchitektur wird der größte Teil dieser Prozessoren lediglich 65 Watt verbrauchen und – wie in der Vergangenheit mehrfach berichtet – mit deutlich gesteigerter Leistung daher kommen. Anfang 2007 wird Intel darüber hinaus mit dem Clovertown einen 80-Watt-Prozessor mit vier Prozessorkernen für die Bensley/Glidewell-Plattform vorstellen.
Gerade weil die Xeon-5000-Serie verspätet kam und nun schon wieder vom Nachfolger abgelöst wird, ist die Vorstellung des Dempsey eher kontrovers, zumal Intel der Pressemeldung dieses Prozessors in erster Linie von der Performance des Nachfolgers schwärmt. Dennoch sind nun folgende Prozessoren mit Dempsey-Kern verfügbar (in etwas mehr als einer Woche kommt dann der Nachfolger):
- Xeon 5080 3,73 GHz, 2x2MB L2, 1066MHz FSB, 130 Watt: 851 US-Dollar
- Xeon 5063 MV 3,20 GHz, 2x2MB L2, 1066 MHz FSB, 95 Watt: 369 US-Dollar
- Xeon 5060 3,20 GHz, 2x2MB L2, 1066 MHz FSB, 130 Watt: 316 US-Dollar
- Xeon 5050 3,00 GHz, 2x2MB L2, 667 MHz FSB, 95 Watt: 177 US-Dollar
Die ersten Mainboards mit Blackford-Chipsatz wurden bereits von Tyan, Iwill und Supermicro vorgestellt. Asus, MSI und Gigabyte werden selbstverständlich folgen. Erste Komplettsysteme wurden beispielsweise von Dell mit Precision 490 und Precision 690 sowie der 9.-Server-Generation PowerEdge Server 1950 (1 HE), 2900 (Tower) und 2950 (2 HE) angekündigt.