Universelles Dateiformat aus China?
Das chinesische „Ministerium für Informationsindustrie“ plant nach eigenen Angaben die Entwicklung eines komplett neuen Dokument-Standards. Das neue Dateiformat soll universell einsetzbar sein und damit das Problem der Interoperabilität von Office-Anwendungen endgültig lösen.
„Viele elektronische Dokumente können nicht ausgetauscht werden, da sie von unterschiedlichen Programmen erstellt werden. Auf den Spezifikationen sitzen große Firmen wie auf einem Monopol“, erklärte ein Sprecher des Ministeriums gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua. Im selben Atemzug kritisieren die Verantwortlichen zugleich eine nach eigener Ansicht bisher nicht vorhandene internationale Bewegung, die zum Ziel hat, die Barrieren auf der Dokument-Ebene zu überwinden.
Aus diesem Grund werde China nun mit einer eigenen Initiative versuchen, einheitliche Richtlinien zu schaffen. „Die Docbase-Technologie spielt eine wichtige Rolle in der Softwareindustrie. Technische Standards werden Chinas Industrie helfen, Entwicklungen voranzutreiben und Innovationen zu schaffen“, heißt es von einem Verantwortlichen. Dabei soll der neue Standard zum Effekt haben, dass jegliches Dokument die Grundfunktion einer unstrukturierten Dokument-Datei enthält und dadurch prinzipiell in jedem beliebigen Programm geöffnet und bearbeiten werden kann.
Global betrachtet stimmt der Vorwurf, nach dem es keinerlei weitere Initiativen gäbe, allerdings nicht. So verfolgt die ODF-Allianz, die aus zahlreichen Softwareunternehmen besteht, bereits seit einiger Zeit ein ähnliches Ziel – die quelloffene Dokument-Datei. Da die Rechte an dem Format nicht bei einem einzigen Unternehmen liegen, ist gerade das längerfristige Speichern von Dokumenten unter Verwendung des ODF-Standards ein vertrauenswürdiger Weg.
Von den ganz großen Unternehmen kam allerdings bis dato keine allumfassende Lösung. Auch wenn es die eine oder andere Initiative und Diskussion gab, konnte sich die komplette Industrie bisher noch nicht zu einer einheitlichen Lösung durchringen. Unterdessen gibt es jedoch immer wieder vermeintliche Zwischenlösungen. So kürte Microsoft kürzlich die neuste Open-Office-Version von Novell sowie das über ein Addon hinzufügbare von Microsoft entwickelte OpenXML zu den beiden Siegerformaten, da beide frei erhältlich seien und die Voraussetzungen der Interoperabilität erfüllten.
Ob das Microsoft-Novell-Flaggschiff in diesem Wettrennen tatsächlich als Sieger zu sehen ist, ist fraglich. Ebenso fraglich ist, ob die von China angestrebte Lösung international Schule machen wird. Es bedarf letztlich wohl eines großen Rucks, um alle großen Konzerne zu einer einheitlichen Lösung zu bewegen. Die ODF-Allianz und auch die Initiative aus China bedeuten einen Schritt in die richtige Richtung.