Joost: Fernsehen im digitale Wandel der Medienwelt
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Joost ist bereits im jetzigen Beta-Stadium mit einer Vielzahl von Inhalten gefüllt. Von den 200 Top-Fußballtoren der vergangenen zehn Jahre über Spiele-Sender, Musikvideos und Animes bis hin zu kompletten SciFi-, Krimi- oder Comedy-Serien werden nahezu alle Genres bedient. Entsprechend dieser Vielfalt lädt Joost damit auch zu unterschiedlicher Verweildauer ein: Je nach eigenem Zeitplan kann man sich ein zweiminütiges Musikvideo, eine 30-minütige „Starhunter“-Folge oder aber ein Stunden währendes Indycar-Rennen anschauen. Insgesamt kann sich das Angebot für eine Betaphase schon jetzt sehen lassen. Es bleibt abzuwarten, welche Kooperationspartner die Joost-Verantwortlichen (bisher u.a. Viacom und die Warner Music Group) in nächster Zeit noch gewinnen können. Entsprechend dieser Unbekannten lässt sich nicht sagen, inwieweit sich das inhaltliche Angebot verändern wird. Es ist aber davon auszugehen, dass Joost erst dann offiziell starten wird, wenn noch deutlich mehr Inhalte vorhanden sind. Sollte die geplante Inhalte-Maximierung gelingen, so könnte sich Joost inhaltlich durchaus mit manchem klassischen TV-Angebot messen lassen.
Qualität
Wer sich anschickt, dem großen, klassischen Fernsehen Konkurrenz zu machen, sollte theoretisch auch mit entsprechend hochwertiger Bildqualität glänzen können. Genau an dieser Stelle schwächelt Joost aber – aus gutem Grund. Die für diesen Test erstellten Bilder lassen ahnen, dass sich Joost nur bedingt mit dem scharfen TV-Bild, wie es beispielsweise durch das Kabelnetz ins heimische Wohnzimmer gelangt, messen lassen kann. Dies liegt jedoch nicht in einer mangelhaften technischen Umsetzung, sondern in einem auf Reichweite ausgelegten Denken begründet. Eine hochwertigere Qualität wäre möglich, würde aber ähnlich wie bei den bereits erwähnten IPTV-Angeboten der Telekommunikationsunternehmen alle Benutzer mit schwächeren DSL-Anbindung (=unter 16.000) von vornherein als Zuschauer ausschließen. Diese Abschottung, welche aktuell die akute Schwäche von besagten Angeboten ausmacht, wollten die Joost-Macher verhindern: Statt auf ein Maximum an Qualität zu setzen, wurde ein Mittelweg zwischen Qualität und Zugänglichkeit für eine relativ breite Masse gewählt. Dadurch verliert Joost leider prinzipiell an Attraktivität gegenüber dem klassischen Fernsehen – Minuspunkte, die aber an anderer Stelle (Stichwort „Verfügbarkeit der Inhalte“) schnell wieder hereingeholt werden und die sich mittel- und langfristig mit der zunehmenden Verbreitung hoher ADSL-Geschwindigkeiten und dem Ausbau der VDSL-Infrastruktur erübrigen könnten.
Werbung
Joost finanziert sich ausschließlich über Werbung und wird auf diesem Weg auch nach dem Ende der Beta-Phase vollständig kostenlos bleiben. Nicht zuletzt aus diesem Grund lassen sich Inhalte zwar überspringen, nicht aber vorspulen, obwohl dies aufgrund der stetigen Verfügbarkeit der Inhalte natürlich prinzipiell möglich wäre. Da die Werbung bisher aber verträglich zum Einsatz kommt, stellt sie in keiner Weise ein Makel dar.
Aus unternehmerischer Sicht wird im Idealfall jede Joost-Sendung an einen Werbekunden vergeben, der dann im Auf- und Abspann über ein Billboard am Anfang und Ende integriert wird. Außerdem wird der Werbende (in der Beta offensichtlich Nokia, HP, Magnum, Coca Cola und weitere) über einen eigenen Bug in der rechten Ecke integriert, der je nach Länge des Inhalts in verschiedenen Intervallen eingeblendet wird.