Joost: Fernsehen im digitale Wandel der Medienwelt

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Sasan Abdi
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Fazit

Das Angebot von Joost ist in vielerlei Hinsicht verlockend: Die Inhalte sind stets verfügbar; es werden alle gängigen und viele exotische Genres bedient; die Inhalte Grenzen sich angenehm von so manchem programmlichen Nachmittags-TV-Horror ab und haben eine annehmbare, doch aber längst nicht ideale Qualität. Doch genau in letzterem Punkt liegt die – nicht direkt hausgemachte – Schwäche von Joost. In Hinblick auf die visuelle Qualität ist Joost zwar deutlich besser als zahlreiche andere Web-TV-Angebote, reicht aber aufgrund der technischen Gegebenheiten im Bereich der Internetzugänge nicht an das klassische Fernsehen heran. Wie bereits beschrieben, gehen die Verantwortlichen mit der Gratwanderung zwischen Qualität und Zugänglichkeit generell den richtigen Weg, verbauen sich dadurch aber die Chance darauf, zur echten TV-Konkurrenz zu werden. Dies ist für das Projekt aber nicht weiter tragisch, da hierdurch eine ungewollte Abschottung gegen das Gros der Breitband-Surfer verhindert wird.

Generell erscheint das Streben danach, dem klassischen TV echte Konkurrenz zu machen, nach der Betrachtung von Joost nahezu vermessen. Denn spätestens in puncto visueller Qualität können sich die Web-Angebote nicht mit dem klassischen Fernsehen messen. Tun sie es doch, versinken sie zumindest vorerst in der Bedeutungslosigkeit – siehe IPTV-Angebote von Telekom und Co. Die beschriebene Konkurrenz wird prinzipiell wohl erst dann relevant, wenn eine ausreichend große Zielgruppe mit schnellen Internetzugängen ausgestattet ist – ein Vorgang, der sicher noch diese Dekade andauern wird. Entsprechend relativiert sich hier auch das im ersten Abschnitt erwähnte Todreden des klassischen Fernsehens. Dieses ist noch lange nicht „weg vom Fenster“ und wird die nächsten Jahre überdauern, obgleich sich der Wandel hin zu mehr Interaktivität und einer steten Verfügbarkeit der Inhalte auch hier durchsetzen wird.

Joost

Insofern kann man Joost das visuelle Defizit vorerst getrost verzeihen, auch wenn es damit bleibt, was es ist: Web-TV und zwar in durchaus klassischer Weise, sofern „klassisch“ bei einem solch jungen Medium überhaupt möglich ist. Und in eben jener Gattung muss sich Joost aufgrund der genannten Punkte vor keiner Konkurrenz verstecken. Wen die Qualität nicht schreckt, könnte spätestens zum offiziellen Start von Joost – dann sicher mit weitaus mehr Inhalten – über eine dauerhafte Nutzung nachdenken und dem klassischen Fernsehen schon vorab den Rücken kehren.

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