Amazon, Pepsi und Wal-Mart mit Anti-DRM-Aktionen

Sasan Abdi
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Der digitale Schutz online gekaufter Musik (DRM) sah sich gerade in diesem Jahr einer wachsenden Anzahl von Kritikern ausgesetzt. Zu dem medialen Druck, der dadurch auf der Musikindustrie lastet, gesellt sich nun zunehmend auch eine industrielle Blockade.

Längst haben diverse Konzerne die Möglichkeiten DRM-freier Media-Angebote entdeckt, die auf die zahlende Kundschaft aufgrund der wegfallenden Barrieren wesentlich attraktiver wirken kann, als das konventionelle Angebot. Eines der prominentesten Beispiele hierfür ist das Major-Label EMI, das in einer Hauruck-Aktion einen Großteil seines Portfolios von DRM befreite und damit recht gut fährt. Noch im Sommer dieses Jahres folgte mit Universal das zweite von vier Majors und machte einen Teil seines Angebots barrierefrei, sodass nunmehr nur noch Sony BMG und die Warner auf digital geschütztes Material setzen.

Bei allen Befürwortern, die das Ende von DRM schon seit geraumer Zeit kommen sehen, könnten nun neue, auf den ersten Blick etwas ungewöhnliche DRM-Gegner für neuen Jubel sorgen. Einem Bericht des US-Magazins Billboard zufolge wollen Wal-Mart sowie Amazon und Pepsi zukünftig auf ein DRM-freies Angebot zusteuern, die als Verwerter die DRM-Politik der Major Label gegenüber dem Kunden vertreten müssen.

Demnach wird beispielsweise Wal-Mart, das seit einiger Zeit über ein eigenes Portfolio an DRM-freier Musik verfügt, binnen der nächsten Wochen alle DRM-geschützten Titel aus seinem Online-Shop entfernen, sofern diese nicht auch als MP3 verfügbar sind – und das um seinen Kunden fortan nur noch frei zugängliches Material anbieten zu können. Dass dieser Vorgang die verbliebenen DRM-Verfechter aufgrund der schwachen Marktstellung von Wal-Mart im Online-Musiksegment (rund zwei Prozent) kalt lassen dürfte, ist nur auf den ersten Blick ersichtlich. Hinter der Fassade, so ist zu vermuten, bedeutet der Schritt des Einzelhandelgiganten, über den beispielsweise gut 22 Prozent der US-CD-Verkäufe laufen, ein ernstzunehmendes Problem für die Majors, da man sich mit einer solchen Verkaufsmaschine nur ungern anlegen möchte.

Weitere Ausscherer aus der DRM-Front sind das Online-Versandhaus Amazon und der Coke-Rivale Pepsi, die in einer großangelegten Kampagne auf sich aufmerksam machen wollen – und zwar ohne DRM. Demnach planen die beiden Konzerne im Rahmen besagter Kampagne eine Milliarde Songs über das Internet an US-Amerikaner zu verteilen. Dazu erhält man für fünf Deckelcodes je einen gratis Song-Download bei Amazon – DRM-frei und im MP3-Format, wie man es bei Amazon seit Sommer dieses Jahres gewohnt ist. Die Aktion soll zum Superbowl 2008, also ab Februar nächsten Jahres starten.

Ob es Pepsi und Amazon tatsächlich gelingen wird, die Milliarden-Marke zu durchbrechen, bleibt abzuwarten. Dennoch zeigt sich an beiden Beispielen, dass gerade die Verwerter nicht länger gewillt sind, die Schutzpolitik der Plattenfirmen zu tragen. Insofern fragt sich, wie lange die verbliebenen Majors Sony BMG und Warner ihre Abschottungspolitik noch aufrecht erhalten können.

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