Assassin's Creed im Test: Der Meuchelmörder aus dem Orient für den PC

 4/6
Sasan Abdi
149 Kommentare

Kämpferisches

Im Bereich „Inhaltliches“ konnte Assassin's Creed alles in allem überzeugen. Auch wenn der anfängliche, von der grandiosen Atmosphäre und dem urbanen Free-Climbing erzeugte Rausch mit zunehmender Anzahl abgeschlossener Missionen stetig abflaut, so hält einen die Geschichte doch bis zum bitteren Ende bei der Stange. Höchste Zeit, sich Assassin's Creed etwas mehr im Detail anzuschauen.

Steuerung

Gerade weil es sich bei Assassin's Creed um eine Portierung von der Konsole handelt, verdient der Punkt „Steuerung“ eine erhöhte Aufmerksamkeit, da eine schlampige Umsetzung an dieser Stelle schwer wiegen kann. Doch kann hier gleich Entwarnung gegeben werden: Man wird wohl in keinem Fall zu dem Schluss gelangen, dass sich Altair am PC mit Maus und Tastatur sonderlich intuitiv steuern ließe, doch funktioniert das Ganze alles in allem recht solide.

Anfängliche Einblendungen erleichtern die Steuerung
Anfängliche Einblendungen erleichtern die Steuerung

Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit, in der einem das kurze und gelungene Tutorial zu gute kommt, dauert es nicht mehr allzu lange, bis man weitgehend mühelos mit den WASD-, der Leer-, Umstell- und E-Taste sowie der Maus durch die orientalischen Städte manövrieren kann. Die Mehrfachbelegung der besagten Tasten wird anfangs am oberen Bildschirmrand visualisiert, was einer möglichen Verwirrung im Kampf oder bei der Flucht vorbeugt.

KI

Die Künstliche Intelligenz der NPCs ist gut gelungen. Die Stadtwachen lassen sich nicht leicht hinters Licht führen, sind prinzipiell misstrauisch und ziehen sehr schnell ihre Schwerter. Auch reagieren sie auf ihre Umwelt: Rempelt man beim Anschleichen an einen hinderlichen Posten einen Passanten an, der seinen Tonkrug fallen lässt, so ist Ärger vorprogrammiert. Auch plötzlich aufstobende Tauben sorgen bei der Wachmannschaft für Aufsehen. Diese Wachsamkeit kann man sich aber auch zunutze machen: Ein gut positionierter toter Kamerad lässt Torwachen schonmal von ihrem Posten verschwinden, sodass man auf einen nervenaufreibenden Kampf oder die Chauffierung durch Gelehrte verzichten kann.

Der Grad der Aufmerksamkeit, die man erregt, wird durch eine Darstellung am oberen Bildrand visualisiert. Während man bei einem weißen Symbol unauffällig ist, steht man bei einem gelben unter besonderer Beobachtung. Rot wird das Symbol, wenn die Wachen misstrauisch sind oder bereits zum Angriff übergehen. Generell lässt sich die eigene Auffälligkeit verringern, wenn man sich via Leertaste in die gebückte Haltung eines Gelehrten begibt, was aber einen ungleich langsameren Gang zur Folge hat.

Wer einmal auffällt, sieht sich schnell von einer Gruppe Wachen umringt
Wer einmal auffällt, sieht sich schnell von einer Gruppe Wachen umringt

Was in der Stadt realistisch ist, ist auf dem Land nervig. So fragt sich, warum die zahlreich vorkommenden Wachposten auf den großen Straßen zwischen den Städten einen sofort als Assassinen entlarven, wenn man galoppiert, dies aber nicht tun, wenn man sachte und langsam vorbeireitet – ob der Reitstil wohl ähnlich wie die Mimik etwas über die wahren Absichten einer Person verrät? Jedenfalls führt dies dazu, dass man entweder wild gehetzt durch die Landschaft prescht oder tatsächlich andauernd zum gemächlichen Ritt ansetzt, was das anfänglich nötige Reisen zwischen den Städten zu einer recht langwierigen Prozedur macht.

Auch die Zivilisten und Zielpersonen sind mit einer guten KI ausgestattet. So lassen sich erstere nicht allzu leicht beklauen und haben ihren ganz eigenen Kopf, während letztere ihre Umgebung stets misstrauisch beäugen und es Altair möglichst schwer machen, sie in einer abgeschiedenen, dunklen Gasse zu erwischen.

Waffen

Das Waffenarsenal des Meuchelspezialisten Altair ist überschaubar, aber völlig ausreichend. Neben einem Schwert und einem weniger auffälligen Kurzschwert kann im Verlauf des Spiels auch auf eine sehr nützliche „Hidden Blade“ zurückgegriffen werden, bei der es sich um eine ausfahrbare Mini-Klinge handelt, die am Handgelenk befestigt ist und die sich dadurch ideal zum lautlosen und unauffälligen Töten eignet. Abgerundet wird das Ganze durch Wurfmesser, die nötigenfalls im Fernkampf eingesetzt werden können.

Beste Wahl im offenen Kampf: Das Schwert
Beste Wahl im offenen Kampf: Das Schwert

Schwierigkeitsgrad

Der Schwierigkeitsgrad von Assassin's Creed ist nicht einstellbar. Stattdessen steigert er sich automatisch von Mission zu Mission. Dies äußert sich darin, dass die Zielpersonen sich an immer unzugänglicheren Orten aufhalten und von immer mehr Wachpersonal umgeben sind. Außerdem sind die Stadtwachen ab einem bestimmten Zeitpunkt deutlich misstrauischer als noch zu Anfang.

Insgesamt ist der Grad der Schwierigkeit gut gelungen. Während der geübte Spieler anfänglich keinerlei Probleme haben dürfte, gleich beim ersten Versuch Erfolg zu haben, sind im weiteren Verlauf der Geschichte durchaus mehrere Anläufe nötig, um eine Mission zu erfüllen.

Multiplayer

Der Multiplayer von Assassin's Creed ist, um es auf den Punkt zu bringen, nicht vorhanden. Auch wenn das Spielprinzip unter Umständen die Grundlage für einen neuen, innovativen Mehrspieler-Stil geboten hätte, ist das gänzliche Fehlen eines solchen Modus doch zu verkraften. Letzten Endes wäre es wohl doch nur auf eine simple PvP-Metzlerei hinausgelaufen – ein Feature, auf das man bei den vielen durchschnittlich geratenen Mehrspieler-Optionen, die man jährlich präsentiert bekommt, gerne verzichten kann. All jene, denen ein Multiplayer-Modus als Pflichtbeilage erscheint, müssen für Assassin's Creed an dieser Stelle einen Minuspunkt vermerken.