ATi Radeon HD 4870 X2 im Test: Zwei GPUs greifen nach der Krone
30/30Beurteilung
Mit der Radeon HD 4870 X2 greift ATi Nvidias Flaggschiff GeForce GTX 280 an – und das nach Möglichkeit nicht zu knapp. Und in der Tat, ATi kann sich laut unseren Tests beinahe durchgängig vor die GeForce GTX 280 setzen. Doch hat die etwa 400 Euro teure Grafikkarte auch ihre Nachteile. Der Reihe nach.
Ohne Anti-Aliasing sowie die anisotrope Filterung ist die Radeon HD 4870 X2 in 1280x1024 in einigen Spielen stark durch die CPU limitiert. Nichtsdestotrotz kann sich das ATi-Produkt einen Vorsprung von guten 26 Prozent vor der GeForce GTX 280 erkämpfen und schafft es darüber hinaus, sich vor das CrossFire-Gespann bestehend aus zwei Radeon-HD-4870-Karten (mit älteren Treibern sowie einem nur 512 MB großen Speicher) zu setzen. Eine einzelne Radeon HD 4870 lässt man um 52 Prozent zurück. In 1600x1200 vergrößern sich die Abstände. Die Radeon HD 4870 X2 überholt ihren Single-GPU-Kollegen um 63 Prozent, während die Differenz zum CrossFire-System gleich bleibt. Die GeForce GTX 280 rendert um 32 Prozent langsamer. In 2560x1600 gibt es quasi kein CPU-Limit mehr, die Grafikkarte stellt den Flaschenhals. So kann die Radeon HD 4870 X2 hier ihre vollen Stärken ausspielen. Die neue ATi-Kreation verrichtet ihre Arbeit um satte 80 Prozent schneller als eine Radeon HD 4870 und auch die zwei Radeon-HD-4870-Karten liegen nun um 20 Prozent zurück. Die GeForce GTX 280 von Nvidia verliert erneut etwas an Boden und muss sich mit einer nun um 37 Prozent geringeren Leistung deutlich geschlagen geben.
Mit den beiden qualitätssteigernden Features kann sich die Radeon HD 4870 X2 noch besser absetzen. In 1280x1024 agiert die Karte 63 Prozent schneller als das Single-GPU-Modell. Die GeForce GTX 280 liegt um 36 Prozent zurück. In 1600x1200 kann die Dual-GPU-Karte die Differenz zur GeForce GTX 280 auf 43 Prozent ausbauen. Die Radeon HD 4870 rechnet um 71 Prozent langsamer. In 2560x1600 skaliert die Radeon HD 4870 X2 gar um 100 Prozent gegenüber der Radeon HD 4870. Der doppelt so große Speicher (1.024 statt 512 MB pro GPU) lässt grüßen. Die GeForce GTX 280 verliert mit einem Rückstand von 55 Prozent endgültig den Anschluss und das CrossFire-Gespann hat mit einer um 29 Prozent geringeren Leistung das Nachsehen. Bei acht-fachem Anti-Aliasing besitzt die gesamte ATi-Fraktion ihre Stärken. In 1280x1024 liegt die GeForce GTX 280 gleich um 64 Prozent zurück, während sich die Differenz in 1600x1200 auf 80 Prozent erhöht. Damit rechnet die Radeon HD 4870 X2 fast doppelt so schnell wie die GeForce GTX 280! Mit der Dual-GPU-Karte sind einige Spiele gar in 2560x1600 spielbar, was vorher noch keine andere Grafikkarte geschafft hat. In dieser Disziplin überrundet die Radeon HD 4870 X2 sämtliche anderen Grafikkarten, was größtenteils durch den 1.024 MB großen Speicher pro GPU begründet ist.
Die reine Performance der Radeon HD 4870 X2 ist also weit besser als die jeder anderen Grafikkarte. Selbst eine wahrlich nicht langsame GeForce GTX 280 sieht nur die Rücklichter der Dual-GPU-Karte. ATi hat mit aktuellen Treibern die CrossFire-Effizienz ohne Zweifel um ein weiteres Stück verbessern können. Allerdings gibt es durchaus Spiele und Qualitätseinstellungen (wobei man diesbezüglich nichts verallgemeinern kann), in denen die reinen FPS-Zahlen nichts aussagen. Der Grund dafür ist in den Mikrorucklern zu suchen, die auf der Radeon HD 4870 X2 genauso auftreten wie auf sämtlichen anderen Multi-GPU-Konfigurationen (HD 3870 X2, GeForce 9800 GX2, CF und SLI allgemein).
Dieses schon länger bekannte Problem ist aufgrund der schier unendlich großen Rohleistung auf der Radeon HD 4870 X2 zwar scheinbar besser geworden. Dies liegt aber nur daran, dass es meistens unmöglich ist, die kritische FPS-Schwelle von etwa 30 Bildern pro Sekunde zu unterschreiten. Dennoch: Es gibt Situationen, in denen ist die gemessene Leistung der ATi-Karte höher als die vom Spieler empfundene.
Während die Lautstärke der ATi-Karte unter Windows noch zu gefallen weiß und ein ruhiges Arbeiten ohne weiteres möglich ist, wird die Grafikkarte unter Last nach einer kurzen Zeit sehr laut. Der Lüfter dreht nicht in jedem Spiel so hoch wie bei unseren Messungen, im Ernstfall wird dieser Geräuschpegel vor allem an warmen Sommertagen aber schnell erreicht. Vielen potenziellen Käufern ist die Karte somit sicherlich zu laut. Die Temperaturen sind ebenfalls hoch, bleiben aber zu jeder Zeit noch weit von der kritischen 100-Grad-Grenze entfernt.
Mit dem Launch-Treiber zur Radeon HD 4870 X2 hat ATi anscheinend endlich den PowerPlay-Mechanismus zur Senkung der Leistungsaufnahme im Leerlauf aktivieren können. Denn die ist unter Windows nur minimal höher als auf einer Radeon HD 4870 mit einem älteren Treiber. Somit hält sich die Leistungsaufnahme unter Windows für eine Dual-GPU-Karte noch in Grenzen. Unter Last zieht der 3D-Beschleuniger hingegen sehr viel Leistung aus der Steckdose.
Fazit
ATi hat mit der Radeon HD 4870 X2 ein beeindruckendes Stück Hardware gebaut. Die Dual-GPU-Karte überholt die GeForce GTX 280 von Nvidia in beinahe allen Anwendungen und vor allem unter hohen Qualitätseinstellungen spielend und rendert oft mehr als 50 Prozent schneller als der ehemalige Geschwindigkeitskönig. Darüber hinaus sind mit der Radeon HD 4870 X2 nun in manchen Spielen Qualitätseinstellungen wie acht-faches Anti-Aliasing in 2560x1600 flüssig wiederzugeben, woran vorher nicht zu denken war. Kurz gesagt: Die Performance der Radeon HD 4870 X2 ist über jeden Zweifel erhaben.
Die Leistung wird aber durch die immer noch vorhandenen Mikroruckler getrübt. Zwar fällt es mit der Radeon HD 4870 X2 schwer in FPS-Bereiche (etwa 25 FPS, variabel von Spiel zu Spiel) vorzudringen, in denen die Mikroruckler problematisch werden. An dem Problem an sich hat sich aber nichts geändert. Da die Mikroruckler stark vom subjektiven Empfinden abhängig sind, raten wir jedem Käufer dazu, selber auszuprobieren, wie empfindlich er auf die unschönen Ruckler reagiert.
Für die reinen Leistungs-Enthusiasten gibt es derzeit dennoch wahrlich keine bessere Grafikkarte als die Radeon HD 4870 X2, die mit einem Preis von etwa 420 Euro für die gebrachte Leistung gar nicht einmal so teuer ist. Kein anderer 3D-Beschleuniger kommt an diese hohe Geschwindigkeit heran. Man muss allerdings mit den für Multi-GPU-Karten typischen Schwierigkeiten wie Mikroruckler sowie den CrossFire-Profilen zurecht kommen. Auch geräuschempfindlich sollte man nicht sein, denn die Grafikkarte wird unter Last sehr laut. Die enorme Leistungsaufnahme lässt grüßen.
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