Warner kritisiert Absatz der Blu-ray-Disc
Obgleich der Blu-ray-Standard seit dem offiziellen Ende der HD-DVD den Markt hochauflösender Discs allein ausmacht, entwickeln sich die Verkaufszahlen in diesem Bereich nicht so, wie es sich alle Unterstützer des Formats gewünscht hätten. Vor allem Warner schlug dieser Tage auf der IFA einen schärferen Ton an.
So trat Monica Juniel, Vizepräsidentin des Bereichs Internationales Marketing von Warner Home Video, dem allgemeinen Trend auf der Pressekonfernz der Blu-ray Disc Association (BDA) auf der IFA entgegen und bemängelte, dass der Absatz von Blu-ray-Discs die Erwartungen nicht erfülle. Ihr Hauptkritikpunkt ist dabei die PlayStation 3. Die Konsole ist aktuell der meistverkaufte Blu-ray-Player, was nicht unwesentlich dazu beitrug, die HD-DVD zu verdrängen. Der hohe Anteil der Konsole habe aber auch negative Auswirkungen auf den Absatz der Blu-ray-Filme. So kaufen Besitzer von Stand-Alone-Playern im Schnitt deutlich mehr Filme des neuen Formats als Eigentümer einer PlayStation 3. Letztere kämen demnach nur auf durchschnittlich 2,5 Filme pro Konsole, Käufer eines dedizierten Abspielgerätes haben im Schnitt 5,6 Titel im heimischen Regal stehen.
Der Grund für den ungleichen Verkauf liegt dabei auf der Hand: Während die PlayStation 3 quasi nebenbei Blu-ray-Discs wiedergeben kann, dienen entsprechende Player allein diesem Zweck. Da diese aber anhaltend teuer sind, teilweise nicht die neuesten Blu-ray-Features unterstützen und der Vorteil einer hochauflösenden Disc gegenüber einer DVD in der Käuferschicht umstritten ist, stoßen die Stand-Alone-Player selten auf Gegenliebe.
Warner will dies mit Rabattaktionen und Bundles aus Playern und Blu-ray-Discs ändern. Es muss aber gleichwohl erreicht werden, dass potenzielle Käufer überhaupt eine Notwendigkeit darin sehen, auf die Blu-ray umzusatteln. Während nämlich in Deutschland gut 70 Prozent der Bevölkerung etwas mit dem Begriff Blu-ray anzufangen wissen, denken nur 17 Prozent daran, sich auch entsprechende Abspielgeräte und Filme zu kaufen. 57 Prozent der Befragten gaben an, dass ihnen Blu-ray-Abspielgeräte zu teuer seien; 53 Prozent wären hingegen mit der Qualität der DVD zufrieden. Laut Juniel sei dies auch der Grund, weshalb – vor allem in Verkaufsgeschäften – der Unterschied zwischen einer DVD und der Blu-ray-Disc stärker herausgestellt werden müsse, indem Filme vergleichend gezeigt werden. Das hochauflösende Material alleine auf einem HD-Fernseher zu zeigen, reiche nicht aus.
Letztendlich fehlte auf der IFA ein breiter Konsens über die aktuelle Marktsituation der Blu-ray-Disc. Während die BDA den Eintritt der Blu-ray-Disc in den Massenmarkt prophezeit und stolz auf eine Studie verwies, wonach in Deutschland dieses Jahr über 50 Millionen Euro mit dem Verkauf von Blu-ray-Discs erzielt würden und es im nächsten Jahr gar über 125 Millionen Euro sein sollen, sieht Warner weiterhin die DVD als uneingeschränkten Platzhirsch. Offensichtlich ist sie das auch, da die bewährte Disc in diesem Jahr wohl noch auf einen Umsatz von über 1,3 Milliarden Euro allein in Deutschland kommen wird. Preissenkungen der Blu-ray-Discs scheiterten bisher jedoch an der BDA, weswegen vor allem Warner pikiert reagiert. Der Schwenk des weltweit größten Filmstudios von einer Zwei-Format-Strategie Anfang des Jahres auf die alleinige Unterstützung der Blu-ray-Disc verhalf dem Sony-Standard immerhin zum endgültigen Sieg im Formatstreit.