Creative Zen X-Fi im Test: Media-Player mit X-Fi-Sound im Scheckkartenformat
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Der Creative Zen X-Fi bringt schon im Namen die von diversen PC-Hardware-Produkten bekannte X-Fi-Technologie zur Klangverbesserung mit, außerdem können sich die Versionen mit 16 und 32 GB Speicher per WLAN mit Netzwerken verbinden. Im Folgenden soll gezeigt werden, was diese beiden Features nützen.
X-Fi Crystalizer und Expander
Den X-Fi Crystalizer findet man seit 2006 in diversen Creative-Soundkarten. Welchen Effekt er dort hat, kann in unserem Test der Soundblaster X-Fi ausführlich nachgelesen werden. Allerdings wird dieser Effekt beim Zen X-Fi bei weitem nicht so aufwändig erzeugt wie bei den Soundkarten, so dass hier kein direkter Vergleich zu ziehen ist.
In der Theorie soll der X-Fi-Crystalizer-Effekt beim Xen X-Fi die Kompressionsverluste bei der Umwandlung von umkomprimierter Musik in verlustbehaftete Formate wie MP3 kompensieren. Dieser Effekt sollte demnach besonders bei stark komprimierter Musik erkennbar und nützlich sein. Der Crystalizer kann in zwei Stufen zugeschaltet werden.
Der X-Fi Expander soll auf Stereo-Kopfhörern einen räumlicheren Klang erzeugen und entspricht damit in etwa dem, was andere Hersteller Surround-Effekt nennen. Creatives PC-Äquivalent dürfte CMSS-3D heißen, wobei auch hier keine unmittelbare Vergleichbarkeit gegeben ist.
Um diese Effekte subjektiv – also per Hörtest – bewerten zu können, wurden die Titel „Conga Fury“ von Juno Reactor und „Blue Monday (1988)“ von New Order sowie „Every Day is exactly the Same“ von Nine Inch Nails zu MP3-Dateien mit mageren 64 kBit/s CBR encodiert, was zu einem deutlichen Qualitätsverlust führt. Die Tracks von NIN und New Order lagen zudem in inzwischen üblichen 192 kBit/s auf dem Player, das Stück von Juno Reactor sogar mit 320 kbit/s – jeweils ebenfalls als MP3 mit konstanter Bitrate. Für die Grafiken wurde der Zen X-Fi per Klinkenkabel an den Line-In einer Creative Audigy angeschlossen und aufgenommen.
Praktischerweise kann man den X-Fi-Effekt am Player durchschalten (Aus, Ein, Maximum), während der Titel weiterläuft, was den akustischen Vergleich deutlich erleichtert. Quer durch alle Titel und Bitraten scheint der Crystalizer die Mitteltöne zu reduzieren.
Bei den weniger komprimierten Titel lässt sich festhalten: Höhen werden je nach Song und Einstellung mehr oder minder überbetont, die tiefen Töne erschienen in der normalen Stufe angenehm, in der maximalen Einstellung teils zu kräftig. Man tut als gut daran, den Crystalizer bei recht verlustfrei komprimierter Musik nicht zuzuschalten, wobei er eben hierfür auch nicht gedacht ist.
Bei den in geringer Qualität encodierten Tracks kann man besonders beim Juno-Reactor-Track von einer Verbesserung des Klangs in der schwächeren Effektstufe sprechen; schaltet man aber die stärke Stufe ein, so wendet sich das Blatt. Bei dem Probestück der Nine Inch Nails fällt auf, das Stimme und Bass in den Hintergrund treten, während die höheren Töne teilweise bis zu Schmerzgrenze verstärkt werden – samt der hier besonders hervortretenden Kompressionsartefakte. Der Klassiker Blue Monday hat wohl aufgrund der geringen Bandbreite deutlich weniger Kompressionverluste aufzuweisen, hier ist aber die stärkere Crystalizer-Stufe ebenfalls eher unangenehm auffällig, was sich besonders bei der Stimme zeigt.
In den Grafiken sieht man, wie der Klang deutlich verstärkt wird, die Spitzenausschläge aber teilweise auch überkompensiert werden.
Letztlich scheint der Crystalizer ein in wenigen Szenarien sinnvolles, meist aber überflüssiges bis störendes Feature zu sein. So wird zwar das Versprechen, qualitativ stark reduzierte Titel etwas aufzuhübschen, durchaus gehalten, aber leider verstärkten sich auch die Kompressionartefakte. Und in Zeiten, in den Bitraten von 192 kbit/s und höher als Standard anzusehen sind, wird der Crystalizer wohl meist ausgeschaltet bleiben.
Über den Expander muss man kaum Worte verlieren: sowohl mit den mitgelieferten Creative-Ohrsteckern als auch mit diversen anderen Kopfhörern ergibt sich außer einem unüberhörbaren Klangverlust kaum ein 3D-Resultat. Der Klang wird deutlich dumpfer, ein räumlicher Effekt ist höchstens andeutungsweise auszumachen. Diese Option ist also nahezu unbrauchbar. Wie stark die Klangbeeinträchtigung ist, zeigt die nächste Grafik, welche auch nochmals den Crystalizer-Effekt verdeutlich.
Sicherlich sind die hier beschrieben Höreindrücke subjektiv und von den Hörgewohnheiten des Tester beeinflusst, doch lässt sich festhalten, dass die X-Fi-Effekte leider nicht das halten, was sie versprechen, auch wenn die Auswirkungen durchaus wahrnehmbar sind. Doch sollte an dieser Stelle nochmals betont werden, dass der Zen X-Fi ohne die Effekte sehr gut klingt und dass man mit dem ebenfalls vorhandenen Equalizer auch klanglich noch so einiges bewirken kann.
WLAN-Anwendungen: Streaming, MediaBox & Chat
Die Einrichtung der WLAN-Verbindung ist problemlos, auch WPA2-verschlüsselte Netzwerke können erreicht werden. Die Eingabe des Netzwerkschlüssels ist allerdings sehr mühsam. Nach dem man in der Creative Centrale die nötigen Einstellungen getätigt und gegebenenfalls die Firewall etwas entschärft hat, kann man auf die auf dem PC freigegebenen Dateien zugreifen. Das Streaming funktioniert im WLAN-typischen Empfangsbereich sehr gut. Die gestreamten Titel werden zunächst ähnlich mangelhaft wie die Inhalte von SD-Karten eingebunden, es besteht aber die Möglichkeit, die Dateien auf den Player herunterzuladen und diese dann auch für Playlisten zu nutzen.
Wenn der PC mit dem Internet verbunden ist, hat man Zugriff auf die „Zencasts“ der Creative MediaBox. So bezeichnet Creative den hauseigenen Podcast-Server, auf dem allerdings nur englischsprachige Inhalte zu finden sind. Der Zugriff auf Webradios ist nicht möglich, außerdem kann man den Stream weder herunterladen, noch innerhalb dessen Spulen oder Bookmarks setzten.
Schon die Größe des Zen X-Fi offenbart, dass er sich schwerpunktmäßig unterwegs wohl fühlt und dort seine Stärken ausspielen kann. Paradoxerweise wird mit WLAN eine Technik verbaut (und massiv beworben), die eher bei stationärem Einsatz nutzbar wäre. Doch ohne einen vernünftigen Line-Out und in Ermangelung sämtlicher Videoschnittstellen bleibt es lediglich dabei, dass man sich im Empfangsbereich des WLANs mit dem Player frei bewegen kann. Hier wären deutlich mehr Einsatzszenarien wie beispielsweise die Nutzung als Streaming-Client für Videos denkbar, wäre die Ausstattung nicht so dürftig.
Neben dem Streaming und der MediaBox soll der X-Fi per WLAN auch als Chatkonsole herhalten. Zunächst muss man sich hierfür einen Avatar im Comicstil einrichten, danach kann man entweder über ein Gastkonto oder nach Anmeldung bei Creative mit persönlichen Daten und Seriennummer auf den Chat zugreifen. Wie man wie von Creative proklamiert auf den Yahoo! Messenger oder den Windows Live Chat zugreifen können soll, bleibt unklar, da diese Funktion weder im Player vorhanden, noch in der Bedienungsanleitung dokumentiert ist.
Im Creative-eigenen Chat kann man sich mit anderen Nutzern unterhalten, doch Freude kommt hierbei nicht auf. Schuld daran hat die absolut unbrauchbare Texteingabe. So muss man zunächst mittels der neun Navigationstasten auf die entsprechende Taste der eingeblendeten, handyartigen Tastatur gehen, um dann per einfachen oder mehrfachem Tastendruck den gewünschten Buchstaben auszuwählen. Selbst nach einer gewissen Eingewöhnung fällt diese Art der Eingabe noch dermaßen schwer, dass man am Chatten keine Freude hat. Man hätte sich wohl weniger Gedanken über die Avatargestaltung und mehr über das Interface machen sollen.