Warner strebt Musik-Flatrate für Studenten an
Dass sich die Musikindustrie auf der Suche nach neuen Methoden befindet, Geld für das eigene Angebot zu bekommen und dabei nicht nur an den alten Vertriebswegen festzuhalten, ist seit längerem bekannt. Mittlerweile zeichnet sich auch ab, wie die Label an ihr Geld kommen wollen, zumindest an jenes der Studenten, denen seit je schwer beizukommen ist.
Es sind die Universitätsgänger, die der US-Musikindustrie ein großer Dorn im Auge sind. Beflügelt von potenten Universitätsnetzwerken und zumeist geschützt von ihren Lehranstalten saugen viele Studenten nämlich, was das Kabel hergibt. Viele von ihnen wurden bereits vor Gericht gezerrt, einen Abschwung beim Musik-Leechen brachte das aber nicht. Ein neuer Weg muss her – im Rennen um die Lösung des Problems ist dabei auch eine Musik-Flatrate für Studenten, wie nunmehr bestätigt wurde. Demnach habe die Warner Music Group bereits verschiedenen Universitäten der USA den Vorschlag unterbreitet, dass jeder Student eine Pauschale zahlen könne, die dann in einem Topf gesammelt und der US-Musik-Lobby übergeben werde. Diese kümmere sich dann um die gerechte Weiterverteilung an die Kunstschaffenden. Die Studenten könnten im Gegenzug soviel Musik aus dem Internet laden, wie sie wollten und das mit allen Mitteln, die ihnen zur Verfügung stehen. Explizit eingeschlossen sind dabei auch DRM-freie Titel.
Das Einsammeln der Geldtöpfe und Umverteilen auf die Rechteinhaber soll eine unabhängige, nicht kommerzielle Organisation namens „Choruss“ übernehmen. Diese wäre allerdings darauf angewiesen, dass die Universitäten Buch über die gesaugten Titel führen, damit die Einnahmen gerecht auf die Rechteinhaber verteilt werden können. Choruss hätten sich mittlerweile, so Wired.com, drei der vier größten Musik-Label der Welt angeschlossen. Neben der Warner Music Group zählen demnach auch auch EMI sowie Sony Music zu denen, die von der Non-Profit-Organisation bedient werden. Unter den Universitäten, die sich mit dem Vorschlag auseinandersetzen, zählen unter anderem die Universität von Chicago, die Columbia University, die Stanford University und das MIT. Zwischen diesen Universitäten gebe es ebenfalls einen regen Austausch über die Musik-Flatrate, aus dem etwa eine Präsentation hervorgegangen ist, die die Ideen zusammenfasst. Die Präsentation stammt nicht von der Musikindustrie, wie der Chefstratege hinter dem Entwurf, Jim Griffin, der die Warner Music Group vertritt, klar stellt.
Klar wird aber auch etwas anderes: Die Pauschale, die die Studenten entrichten und die etwa auf die Studiengebühren angerechnet werden könnte, dient nicht etwa dazu, die entsprechenden Lizenzen an den Musiktiteln zu erwerben. Es gehe vielmehr darum, mit dieser Zahlung das Losschlagen der RIAA-Anwählte zu verhindern. Die Recording Industriy Associaton of America (RIAA) repräsentiert dabei die US-Musik-Lobby, die bisher fröhlich Studenten verklagte. Wohl nicht nur deshalb ist das Vorgehen bereits jetzt umstritten. So muss man sich fragen, was mit den heruntergeladenen Titeln passiert, nachdem der Student die Universität verlassen hat. Da dieser offiziell nie die Lizenzen an dem Titel erwarb – und ihn auch keine Pauschale mehr schützt – befände er sich folglich auf dann wieder illegalen Pfaden. Überdies könne, so Kritiker, eine derartige Musiksteuer dafür sorgen, dass sich die Musikindustrie auf ihren Pfründen ausruhe. Da sie – unabhängig von der realen Leistung – gleichbleibend Geld bekomme, sei sie weniger stark darauf angewiesen, Qualität und Quantität zu offerieren.
Dennoch steckt wohl ein aussichtsreicher Ansatz in dem Konzept, das sehr viel anders auch nicht aussehen kann. Die Filesharing-Affinität der allermeisten Menschen muss heutzutage zugrunde gelegt werden, weshalb jedes Modell daran gemessen wird. Zudem gibt es derzeit nur sehr spärliche und gleichzeitig konkrete Informationen darüber, was die großen Label tatsächlich planen. Griffin weist in einer Stellungnahme gegenüber Techdirt wohl nicht zu Unrecht darauf hin, das aktuelle viele Ideen diskutiert würden und auch Ansätze verworfen werden könnten. Man befinde sich noch in einer Anfangsphase der Lösungsfindung, die zudem im Dialog mit den Universitäten entstehe. Sollte das Konzept zeitnah an US-amerikanischen Universitäten funktionieren, könnte es über kurz oder lang auch hierzulande adaptiert werden.