Karlsruher ESL-Turnier fällt nun doch aus
Nachdem es noch Anfang Mai danach aussah, als könnte das Ende März aus Stuttgart verbannte ESL-Turnier der Intel Friday Night Games in Karlsruhe stattfinden, scheint auch dieser Ausweichtermin mittlerweile gekippt worden zu sein.
Bereits in den vergangenen Tagen und Wochen, seit der Ausweichtermin in Karlsruhe feststeht und von dessen Oberbürgermeister Heinz Fenrich bestätigt wurde, hagelte es Kritik von unterschiedlichen Seiten. Von Seiten der Politik gab es – bis auf vergleichsweise zurückhaltende Äußerungen der SPD und der Grünen – Schelte nicht nur auf Stadtebene. Auch örtliche Medien machten gegen das ESL-Turnier mobil und Eltern riefen zu Unterschriftenaktionen auf. „Aus Solidarität mit den Opfern von Winnenden wollen wir eine solche Veranstaltung in Karlsruhe nicht haben“, sagt eine der Initiatoren, Martina Alberti.
Angesichts dieser Kritik beugt sich der Veranstalter des Turniers – Turtle Entertainment – und sagt das Turnier ab. Man sieht sich zu Unrecht kritisiert und verweist darauf, dass man als einer der größten eSport-Veranstalter Europas Erfahrung mit der Szene habe und sich etwa in puncto Jugendschutz nichts vorzuwerfen hätte. „Wir haben den Eindruck im Karlsruher Kommunalwahlkampf instrumentalisiert zu werden. Mit viel Engagement haben wir den Dialog mit der Karlsruher Politik gesucht und Gespräche geführt. Jeder konstruktiven Diskussion über den Umgang mit Computerspielen und neuen Medien wird allerdings die Grundlage entzogen, wenn von demokratischen Parteien öffentlich die Kündigung rechtsgültiger Verträge angeregt wird. In einem abschließenden Gespräch haben wir uns deshalb gestern mit Oberbürgermeister Heinz Fenrich darauf verständigt, von unserem Vertragsrecht Abstand zu nehmen und die Veranstaltung abzusagen. In der technologiefreundlichen Stadt Karlsruhe, in welcher auch das Bundesverfassungsgericht seinen Sitz hat, hätten wir einen solchen Umgang nicht erwartet“, sagt Ralf Reichert, Geschäftsführer der Turtle Entertainment GmbH.
Von dem Ende des Turniers, das am 5. Juni hätte stattfinden sollen, ist auch die sogenannte Eltern-LAN betroffen, die Erziehungsberechtigten einen Einblick in die Beschäftigungen ihrer Kinder geben sollte. „Wir bedauern, dass eine Veranstaltung, die seit Jahren Ausdruck zeitgenössischer Jugendkultur ist, regelmäßig in 16 deutschen Großstädten gastiert und selbstverständlich unter Beachtung des ohnehin europaweit schärfsten deutschen Jugendschutzes durchgeführt wird, die Karlsruher Kommunalpolitik mit anhaltenden Diskussionen bestimmt. Es wird deutlich, dass die große Distanz zu unserer Jugend und den neuen Medien einen schweren Generationskonflikt offen legt“, so Reichert weiter.