Windows 7 kommt in Europa ohne IE und WMP
Microsoft hat heute in einem eigenen Blog bekannt gegeben, dass man Windows 7 in Europa in einer speziellen Version anbieten werde, bei der keine Version des Internet Explorers integriert sein wird. Der Redmonder Softwareriese hofft so, den parallel stattfindenden Untersuchungen der Europäischen Kommission entgegen zu kommen.
Microsoft ist bereits seit über einem Jahrzehnt Stimmen ausgesetzt, die dem Konzern Missbrauch der eigenen Vormachtstellung auf dem Markt für Betriebssysteme vorwerfen. Schon seit Jahren bietet Microsoft die neueren Windows-Versionen daher in einer speziellen Variante für EU-Länder an, bei denen kein Windows Media Player vorinstalliert ist. Die entsprechenden Windows-Versionen werden dabei mit einem „N“ gekennzeichnet und sind optional zusätzlich zu den vollständigen Windows-Paketen verfügbar. Auch Windows 7 soll in Folge dieser – ebenfalls auf einer Auseinandersetzung mit der EU-Kommission beruhenden – Tradition als N-Version erscheinen.
Hinzu kommt nun eine weitere Ausführung von Windows 7, die auf das Anhängsel „E“ zurückgreift. Sie wird an alle Mitgliedsstaaten der EU ausgeliefert und enthält keine Version des Internet Explorers. Darüber hinaus soll sie sich aber nicht von den Windows-7-Versionen der restlichen Welt unterscheiden. Anders als die N-Version von Windows ist die E-Variante nicht optional für den europäischen Raum sondern wird als einzige Version verkauft. Alle EU-Bürger bekommen damit von Microsoft ein Betriebssystem, mit dem man nicht direkt im Internet surfen kann. Die Redmonder sehen in diesem Schritt die einzige Möglichkeit, den anvisierten Veröffentlichungstermin am 22. Oktober auch in Europa halten zu können und parallel Sanktionen durch die EU-Kommission zu entgehen, die dem Fall des vermeintlichen Missbrauchs der eigenen Marktposition immer noch untersucht.
Der EU-Kommission ging es bei ihrer Arbeit allerdings gar nicht darum, dass Microsoft den Internet Explorer mit den hauseigenen Betriebssystemen bündelt, sondern dass dies der einzige vorinstallierte Browser ist. Alternativvorschläge sahen die Vorinstallation weiterer Browser oder einen Auswahldialog vor, sodass die Konsumenten ohne großen Aufwand auf alternative Programme zurückgreifen konnten. Diese Schritte stehen weiterhin im Raum, wie Microsoft betont, angesichts des nahenden Veröffentlichungszeitraums habe man die PC-Hersteller aber bereits in dieser Woche darüber informieren müssen, wie die genauen Spezifikationen und der Umfang von Windows 7 aussähe, damit diese ihr Produktportfolio darauf abstimmen können. Den OEM-Herstellern obliegt es dabei auch, einen Browser auf ihren Systemen zu installieren. Dies kann – neben jedem anderen Browser – natürlich auch Microsofts Internet Explorer sein, sodass vorgefertigte PCs mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch mit einem Programm für den Internetzugang ausgestattet sein werden. Ergänzend hierzu will Microsoft aber auch zusätzliche Datenträger anbieten, um den Internet Explorer auf neuen Systemen nachinstallieren zu können.
Vielen Dank an unsere Leser bartjunior* und DeathMonkey
für den Hinweis zu dieser News!
Gegenüber der Internetseite vnunet äußerten sowohl Operas Chef der Technologieabteilung als auch die Mozilla Foundation über die Pläne Microsofts, den Internet Explorer aus der nächsten Windows-Version für den europäischen Markt herauszunehmen. Hakon Wium Lie von Opera zeigte sich dabei nicht von der Ankündigung beeindruckt und sagte, dieser Schritt hätte vielleicht vor zwölf Jahren geholfen, als Microsoft das erste Mal in Konflikt mit der EU-Kommission betreffend des integrierten Browser kam. Heute könne man einen ernsthaften Wettbewerb kaum mehr herstellen, indem man den Internet Explorer einfach aus Windows entferne. Opera habe bereits früher den Wunsch geäußert, eine simple Auswahlmöglichkeit zwischen verschiedenen Browsern bei der Windows-Installation anzubieten und stehe auch weiterhin zu diesem Konzept.
Die Mozilla Foundation gab zudem zu bedenken, dass man kaum abschätzen könne, wie sich Microsofts Windows-E-Versionen auf den Browser-Markt auswirken würden. Die Redmonder sollten sich genauer zu den Abläufen äußern, die nun auf die OEM-Hersteller zukommen würden, sodass etwa klar wird, welcher Aufwand für diese und den Nutzer entsteht, um einen Browser zu installieren. Mozilla vermutet, für die PC-Produzenten könnte es das leichteste sein, den Internet Explorer nachzuinstallieren, weshalb an echten Wettbewerb auch trotz des neuen Schritts von Microsoft nicht zu denken ist. Ohne diese Details könne man kaum sagen, ob Microsoft nicht mit der einen Hand Zugeständnisse verteile und diese mit der anderen Hand direkt wieder abgreift.