SOS-Kinderdorf wirbt nicht auf „Killerspiel“-Seiten
Sogenannte „Killerspiele“ und deren vermeintlich zur Gewalt neigenden Konsumenten ruinieren den Ruf der digitalen Spielergemeinschaft offenbar so sehr, dass nunmehr auch gemeinnützige Zwecke vernachlässigt werden, um nicht in den Kontakt mit dem Image von PC- und Videospielern zu kommen. So zumindest scheint es der Verein SOS-Kinderdorf zu sehen.
Eben jener Verein lehnte ein Angebot der Internetseite Gamersunity.de ab, die dem SOS-Kinderdorf Werbeplatz für Banner frei räumen wollte. Der Verein wollte demnach mit der Begründung keine Werbebanner schalten, dass Gamersunity „menschenverachtende“ Spiele behandle und das SOS-Kinderdorf demgegenüber eine kritische Haltung einnehme. Gegenüber Eurogamer.de führte Thomas Laker vom SOS-Kinderdorf weiter aus: „Tatsache ist, dass über Spielekonsolen, am PC oder online Spiele gespielt werden können, die dem Nutzer Gelegenheit geben, virtuelle Gewalt gegenüber realistischen Abbildern von Menschen auszuüben. Diese Spiele enthalten massive und wirklichkeitsnahe Gewaltdarstellungen, die wir als unethisch ablehnen. Wir sind besorgt, dass auch junge User über diese Spiele – getarnt als harmlose Unterhaltung – auf vielfältige Weise mit Gewalt in Kontakt kommen können. Deshalb nehmen wir in besonderer Verantwortung für die uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen eine kritische und distanzierende Haltung zu den Inhalten von so genannten Shooterspielen beziehungsweise Online- oder PC-Kriegsspielen ein.“
Gamersunity sieht sich angesichts dessen zu Unrecht verunglimpft und fragt, ob der Verein auch alle seine Spender derart auf ihren politischen und sozialen Hintergrund hin überprüft. Zudem erscheint fraglich, ob der selbst auferlegten Aufgabe des SOS-Kinderdorfes – der Unterstützung von Kindern, Jugendlichen und Familien – durch das ablehnende Verhalten gegenüber potenziellen Spendern geholfen ist. Hier wird augenscheinlich das Image des Vereins über den gemeinnützigen Zweck gestellt. Andererseits könnte auch das Werben auf PC-Spiele-Seiten dem Verein durch andere Spendergruppen übel ausgelegt werden, wenn sich diese durch die Kooperation des SOS-Kinderdorfes mit vermeintlichen „Killerspielern“ gestört sehen.
Angesichts dessen muss man sich fragen, ob die Diskussion um Gewaltspiele und deren Auswirkungen derart umfangreich ausfallen muss, dass auch eigentlich unabhängige Bereiche des Lebens von ihr beeinflusst werden. Sicherlich wollen weder der Verein SOS-Kinderdorf auf potenzielle Spender verzichten noch letztere aufgrund ihres Freizeitvergnügens als unpassende Zielgruppe ausgemacht werden. Die Schuld an dem Dissens sollte jedoch im mangelnden Meinungsaustausch und Kooperationswillen der Gesellschaft gesucht werden, weshalb es sicherlich falsch ist, dem gemeinnützigen Verein die Hilfe nun zu verwehren und damit jene Fronten zu verstärken, die erst zu dem Ereignis geführt haben.
Vielen Dank an unseren Leser MR2007
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