Zowie Celeritas im Test: Mechanische Tastatur für Spieler

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Martin Eckardt
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Alltagserfahrungen

Ihren ganzen charakteristischen Charme kann die Zowie Celeritas erst im Alltagseinsatz ausspielen. Hierbei glänzt sie speziell bei hohem Schreibaufkommen mit einem sehr angenehmen Tippgefühl, ihren wohl definierten Auslösungen und den haptisch gut abgestimmten Tasten. Vielschreiber, die auch bisher zufrieden auf Tastaturen mit tiefem Tastenbett gearbeitet haben, werden sich sofort pudelwohl fühlen. Anwender von flachen, notebookähnlichen Keyboards werden ob des vermittelten Schreib- und Spielgefühls eventuell sehnsüchtig auf die mechanische Celeritas blicken. Der Anschlag ist insgesamt sehr dynamisch, nicht zu kraftvoll und damit auch im Langzeiteinsatz als sehr angenehm zu beschreiben. Das leichte Eingleiten der Taster und die Signalübertragung noch vor dem maximalen Anschlag ermöglichen eine sehr feine Abstimmung des persönlichen Tippverhaltens.

Verkürzung der Wiederholzeit von 32 auf 4 ms möglich
Verkürzung der Wiederholzeit von 32 auf 4 ms möglich

Damit die Celertias zur schnellsten mechanischen Tastatur wird, muss sie über den PS/2-Tastaturanschluss betrieben werden. Nur dann ist die Anpassung der Wiederholzeiten möglich, da Statusänderungen über den PS/2-Bus instantan, über den USB-Kanal dagegen in einem gewissen, festen Zeitraster übermittelt werden. Hält man beispielsweise eine Taste gedrückt, so liegt im herkömmlichen 1x-Modus ein Leerlauf von 32 Millisekunden zwischen zwei identischen Signalen. Mit den entsprechenden Funktionen der Celeritas kann diese Dauer bis auf vier Millisekunden gesenkt werden, was bei entsprechender Beherrschung der Eingabe mögliche Sequenzen enorm beschleunigen kann. Dieses spürbare, neue Geschwindigkeitsgefühl bedarf vor allem im spielefremden Alltag jedoch eine starke Eingewöhnungszeit und ist bisweilen nur schwer zu handhaben. Da man jedoch sehr schnell zwischen den verschiedenen Modi wechseln kann, ist dieser Umstand praktisch recht unproblematisch.

Weitere Vorzüge des PS/2-Betriebs gegenüber der USB-Variante kommen mit Blick auf Ghosting-Effekte, also dem falschen Zuordnen oder gar Verschlucken von Signalen gedrückter Tasten bei entsprechend simultanen Mehrfachbetätigungen, zum Tragen. Ersteres, also das Aufrufen einer Funktion, obwohl man die entsprechende Taste überhaupt nicht betätigt hat („Phantom-Key“), ist ein Phänomen elektronischer Tastaturen, welches aufgrund der verwendeten Matrix-Struktur der Signalkanäle hervorgerufen wird. Dieser Effekt ist bei der Zowie Celeritas generell ausgeschlossen. Das gleichzeitige Übertragen mehrerer Tasten ist spezifikationsbedingt jedoch auch an den gewählten Datenbus gekoppelt. Über USB betrieben, können lediglich sechs Tastensignale simultan richtig übertragen werden („6-Key Rollover“). Betreibt man die Celeritas via PS/2, so sind in dieser Hinsicht keine Einschränkungen mehr vorhanden („n-Key Rollover“).

Insgesamt sollte also der Tastaturbetrieb über den PS/2-Anschluss gewählt werden, wenngleich damit auf USB-Vorteile wie „Hot Plugging“ verzichtet werden muss.

Mehr als eine Glaubensfrage: USB- oder PS/2-Anschluss
Mehr als eine Glaubensfrage: USB- oder PS/2-Anschluss

Ein großer ergonomischer Nachteil der mechanischen Tastatur im Allgemeinen und der Zowie Celeritas im Speziellen ist die Lautstärke. Vor allem bei schneller Bedienung und Abfolge der Tasten ist ein sehr lautes „Klackern“, bedingt durch die anschlagenden Tastencaps, nicht zu vermeiden. Hinzu gesellt sich ein vergleichsweise leises Abklinggeräusch der Federn, welches aber nur bei schnellem Fingeranheben, also dem ungedämpften Entspannen, wirklich zu Tage tritt. Hier kann die Zowie Celeritas aufgrund ihrer Taster-Ausstattung eindeutig nicht mit ihren zum Teil flüsterleisen Membran-Kontrahenten mithalten. Wer viel Wert auf eine leise Tastatur legt, muss sich entsprechend in anderen Lagern umschauen.