Portal 2 im Test: Kreativität in ihrer schönsten Form
2/4Portal 2 auf einen Blick
Eigentlich hätte man um „Portal“ einige Angst haben können, denn immerhin hat Valve aus dem Neben-Produkt aufgrund der starken Resonanz mit dem Nachfolger ein durchaus vollwertiges Spiel gemacht, dass mehr denn je auf die große Masse abzielt – ein Umstand, der durchaus befürchten ließ, dass man es mit (stark vereinfachten) Konserven-Inhalten zu tun kriegen würde.
Eingetreten ist dieser „Worst Case“ allerdings glücklicherweise nicht. Stattdessen lässt sich feststellen, dass die Entwickler die kühnsten Hoffnungen erfüllen, indem sie ein prinzipiell cleveres Spielprinzip vom Kurzzeit-Spaß zu einem Spiel mit einer gut elfstündigen Einzelspieler-Kampagne entwickeln.
In diesen rund elf Stunden – die tatsächliche Spielzeit variiert je nach Kompetenz und Erkundungsinteresse des Spielers – wird das kleine „Portal“-Universum deutlich erweitert, sodass man beispielsweise wesentlich mehr über die Hintergründe erfährt; Kern des Ganzen sind aber selbstverständlich nach wie vor jede Menge neue Rätsel und Umgebungen.
Die auf zehn Kapitel aufgeteilte Story spielt dementsprechend nur eine Nebenrolle und ist vielmehr als humoristisch hochwertiger Kitt für die unterschiedlichen Rätsel zu verstehen; für Interessierte hält sie dennoch einige Spannung und überraschende Wendungen bereit.
Der Spieler erwacht in einer postapokalyptischen Zukunft, in der die Forschungseinrichtung der „Half Life“-Firma Aperture Science, in der man in einem dauerhaften Tiefschlaf gehalten wurde, einem Trümmerfeld gleicht. Umso besser also, dass der umtriebige Wartungsroboter Wheatley einem mit beherztem Einsatz zur Flucht aus dem trostlosen Einzimmer-Gefängnis verhilft – ein kurzer Moment der Freiheit, dem kurze Zeit später jedoch durch die versehentliche Aktivierung einer alten Bekannten ein jähes Ende gesetzt wird, das zugleich den Beginn von zahlreichen neuen Testreihen bedeutet.
An der grundsätzlichen Spielmechanik hat sich dabei nichts geändert. Zentrales Element ist dementsprechend weiterhin die von Aperture Science entwickelte Portalkanone, deren Funktionsweise denkbar einfach ist: Per Maustaste kann der Spiele Ein- und Ausgänge in den Wänden der Umgebung platzieren.
Weniger simpel sind dagegen die damit zusammenhängenden Aufgaben, die vornehmlich von der eben erwähnten alten Bekannten gestellt werden. Im Kern erfordern diese, dass man sich mittels der Portalkanone in einem begrenzten, aber mit Hindernissen gespickten Areal von A nach B bewegt (das kurze Video unten zeigt ein solches Rätsel aus der Anfangsphase). Der richtige Einsatz, die richtige Platzierung der besagten Portale und der Einsatz von dritten Gegenständen sind dabei gefragt, um am Ende ein jedes Areal verlassen zu können.
Die Umsetzung kann dabei grundsätzlich ohne Abstriche überzeugen: Die Abschnitte fallen ausreichend groß und authentisch aus und stellen dank unterschiedlicher Elemente und Hindernisse eine gute Basis für eine hohe Rätsel-Variation dar. Entscheidend trägt zu diesem Eindruck bei, dass die gängigen Testbereiche durch einen kurzen Ausflug in die nicht für Probanden bestimmten, manchmal etwas unübersichtlichen Teile der Forschungsanlage aufgebrochen werden, wo Freunde des Inhaltes mit einigen weiteren Informationen zum Hintergrund und den Zielen von Aperture Science versorgt werden.
Die Rätsel variieren dabei nicht nur, sondern weisen eine steile aber dennoch gelungene Lernkurve auf. Während man in den ersten Minuten im Rahmen eines inhaltlich unterfütterten Tutorials schonend aber gezielt in die Spielmechanik eingeführt wird, ist gerade im mittleren und natürlich insbesondere im späteren Spielverlauf jede Menge Hirnschmalz gefragt, um den jeweils gestellten Parcours durchqueren zu können.
Ermöglicht wird dies durch die stetige Hinzugabe von neuen Interaktionsgegenständen wie Würfeln, Schaltern, Katapulten, Prismen, Selbstschussanlagen, Traktorstrahlen und Lasern, die teilweise sowohl eine Gefahr als auch ein Instrument darstellen. Noch komplexer wird das Ganze durch drei neue Gel-Sorten, die die Eigenschaft ihrer Umgebung in unterschiedlicher Weise verändern und dadurch erst recht dazu beitragen, dass der Spieler für Minuten die Umgebung begutachtet und das richtige Vorgehen erwägt.