Festplattenkrise schlägt auch auf PC-Hersteller durch
Die Flutkatastrophe in Thailand, die bereits jetzt zu stark erhöhten Preisen im Endkundensegment führt, hat auch auf die PC-Hersteller negative Auswirkungen. Nach Meinung eines Analysten von Piper Jaffrey werde der Höhepunkt der Krise erst im ersten Quartal 2012 erreicht. Zudem ist eine Knappheit im PC-Geschäft zu erwarten.
In einem Interview mit CNet zeichnete der Analyst Gus Richard von Piper Jaffrey ein eher düsteres Bild von der Entwicklung am Festplattenmarkt. Nicht nur für Endkunden zeichne sich ein Problem in Form deutlich gestiegener Festplattenpreise ab, auch die PC-Hersteller seien deutlich von der Massenspeicherknappheit betroffen. Gespräche mit Dell, HP, Lenovo und Apple hätten demnach ergeben, dass die größten Hersteller respektive Auftraggeber für PC-Herstellungen zehn bis 60 Prozent höhere Preise für Festplatten an ihre Zulieferer zahlen müssten. Das ist eine enorme Steigerung innerhalb der Zuliefererkette die symptomatisch für ein Problem ist, das laut Richard bisher von den meisten Herstellern unterschätzt werde.
Richard schätzt den Bedarf an Festplatten im vierten Quartal 2011 auf etwa 180 Millionen Stück. Nur 100 – 120 Millionen Einheiten könnten durch die Produktionsausfälle in Thailand allerdings geliefert werden. Da die meisten HDDs dabei an Kunden mit festen Lieferverträgen, in denen andernfalls Sanktionen vorgesehen sind, geliefert werden müssten, ergebe sich für den Endkundenmarkt und auch bei PC-Herstellern eine Knappheit. Richard erwartet, dass den PC-Herstellern allein im vierten Quartal fünf bis 10 Millionen Geräte fehlen werden.
Dieser Trend werde sich im ersten Quartal 2012 noch verschlimmern, so der Analyst. Weil er dort eine Nachfrage nach Festplatten in Höhe von 210 – 230 Millionen Einheiten erwartet, gleichzeitig aber ein Rückstand aus dem vierten Quartal in Höhe von 60 – 80 Millionen Einheiten besteht, verschärfe sich die Krise noch. Für die PC-Hersteller rechnet Richard daher mit einem geringeren Absatz in Höhe von zehn bis 20 Millionen Geräten. Teilweise könne dieser Absatzverlust später wieder aufgeholt werden, weil die PC-Käufe durch den Mangel nur verzögert werden. Die Nachfrage nach etwa 2,5 bis 7,5 Millionen PCs würde aber komplett wegfallen, da sich die potenziellen Kunden anderweitig (etwa bei Geräten mit SSDs) bedienen.
Der Piper-Jaffrey-Analyst sieht auch in der zuletzt positiven Meldung von Nidec, bald wieder die Produktionskapazitäten erhöhen zu können, keine wirkliche Entwarnung. Der weltweit größte Hersteller von Motoren für Festplatten konnte in den vergangenen Wochen bereits einige Fertigungsstätten wieder in Betrieb nehmen. Allerdings, so Richard, reiche das allein nicht. Es fehle für mehr neue Festplatten dann eben an Kopfträgern, Teilen der Aufhängung oder Leseköpfen. Beinahe 50 Prozent der weltweiten Festplattenproduktion stammt aus Thailand und daher ist bis auf weiteres auch keine wesentliche Erholung zu erwarten. Auch nach dem erwarteten Höhepunkt Anfang 2012 dürfte es nach Meinung des Analysten noch mehrere Quartale dauern, bis sich die Lage wieder normalisiere.