Smartphones 2012: Das waren die Highlights und Trends des Jahres
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Smartphone-Betriebssysteme lassen sich – eine gewisse Boshaftigkeit vorausgesetzt – in zwei Bereiche einteilen: Vor und nach Android. Damit ist nicht nur die Offenheit der Plattform gemeint, sondern vor allem auch die Möglichkeit, große Teile des Systems auf einfachem Wege zu aktualisieren, um so Sicherheitslücken zu schließen oder neue Funktionen anzubieten. Auch vor dem Android-Start war dies schon möglich, aufgrund der fehlenden breiten Masse genossen Smartphones aber deutlich weniger Aufmerksamkeit.
Mittlerweile aber sind die Käufer, zumindest informierte Schichten, sensibilisiert. Zahlreiche Fragen und Hinweise der Leser lassen darauf schliessen, dass der Punkt Update-Politik eine gewisse Rolle bei der Wahl des Geräts spielt. Aber wenn 2012 etwas gezeigt hat, dann dass pauschale Aussagen zu diesem Thema so gut wie unmöglich sind. Der Trend ist hier eindeutig, dass es einen solchen schlicht nicht gibt – die Hersteller sind sehr wankelmütig.
Das beste Beispiels dafür, wie man es nicht macht, lieferte Samsung direkt zu Beginn des Jahres. Passend zu Weihnachten 2011 sorgte das Unternehmen für Schlagzeilen, indem es kurzerhand alle weiteren Updates für das ehemalige Parademodell Galaxy S strich. Begründet wurde dies mit technischen Unzulänglichkeiten, die eine Portierung der damals aktuellen Android-Version unmöglich machen würden. Nach mehreren Meinungsumschwüngen lieferte man dann ein „Value Pack“ aus. Aus diesen Fehlern scheint man gelernt zu haben, so zumindest ist die aktuelle Update-Politik zu erklären.
Wie kurzlebig solche Entscheidungen jedoch sein können, bewies Sony respektive Sony Ericsson. Noch zu Beginn des Jahres hatte man sich mehr Transparenz sowie eine schnellere Verteilung von Aktualisierungen auf die Fahnen geschrieben, viel davon übrig geblieben ist jedoch nicht. Nicht nur, dass die Geräte der Japaner mittlerweile wieder mit einiger Verzögerung frische Software erhalten, neue Modelle wie beispielsweise das Xperia J kommen mit veralteten Android-Versionen auf den Markt. Dass Xperia-Smartphones, die wie beispielsweise das Xperia U erst im Sommer in den Handel gekommen sind, keine Auffrischung erhalten werden, ist da nur noch eine traurige Randnotiz. Von der vollspurig versprochenen „Update-Garantie“, die vor rund eineinhalb Jahren angekündigt worden war, ist hier nichts zu spüren. Immerhin erklärte Google im November, dass man künftig verstärkt auf leichter zu erstellende Updates drängen will.
Aber auch bei anderen Plattformen gab es rege Diskussionen. Zu nennen ist hier sicherlich Windows Phone 7, beziehungsweise das Update auf Version 7.8. Mit der Vorstellung von Windows Phone 8 erklärte Microsoft, dass es kein Update auf die neue Fassung des Betriebssystems geben wird, bereits verfügbare Modelle würden lediglich eine Aktualisierung auf Version 7.8 mit einigen neuen Funktionen erhalten. Für Käufer des erst wenige Wochen zuvor auf den Markt gekommenen Windows-Phone-Flaggschiffs Nokia Lumia 900 eine mehr als enttäuschende Nachricht – zumal bis heute nicht bekannt ist, wie umfangreich das Update tatsächlich ausfallen wird.
Apple, eigentlich bekannt für eine gute Update-Politik, musste ebenfalls Kritik in Kauf nehmen. Nicht nur, dass man schon 2011 mit Fehlern in neuen iOS-Versionen Kunden verärgerte, Besitzer eines iPhone 3GS, die ihr Gerät auf iOS 5.0 aktualisiert hatten, mussten fünf Monate mit einer schlechten Performance leben, bis mit Version 5.1 endlich Besserung eintrat. Aber auch das Streichen von Funktionen für einige ältere Geräte sorgte für Verärgerung. Wie fast alle Hersteller begründete auch Apple diesen Schritt mit unzureichender Leistung, die Community beweist aber nicht nur hier, dass es sich dabei oftmals nicht unbedingt um die Wahrheit handeln muss – als Beispiel seien hier die XDA-Developer-Gemeinschaft sowie CyanogenMod genannt.
Die Klagewut
Auch wenn es dabei nicht direkt um Smartphones geht, betroffen sind die mobilen Allzweckgeräte davon dennoch. Die Rede ist von der Klagewut der verschiedenen Hersteller, allen voran sicherlich Samsung und Apple. Patentverletzungen standen auch schon 2011, 2010 und davor häufig im Mittelpunkt der Berichterstattung, zumindest gefühlt war es allerdings noch nie so schlimm wie in diesem Jahr. Dabei zeigte sich 2012 aber erstmals in aller Deutlichkeit, dass auch eigentlich elementare Grundregeln wie beispielsweise das FRAND-Prinzip, ohne Rücksicht auf Verluste verletzt werden, um der Konkurrenz zu schaden.
In diesem Zusammenhang häufig genannt wurden vor allem Samsung und Motorola, entsprechende (Vor-)Untersuchungen leiteten sowohl die EU Kommission als auch die US-amerikanische Handelskommission ein. Wie unversöhnlich sich die Parteien dabei zuletzt gegenüberstanden, zeigt die Ohnmacht der Gerichte, die in den letzten Monaten zu Tage traten. So konnten sich die Vorstandsvorsitzenden von Apple und Samsung in einem Vier-Augen-Gespräch nicht zu einer Einigung durchringen, die Forderungen nach einer Reformierung des weltweiten Patentrechts wurden geflissentlich ignoriert oder allenfalls mit einem Schulterzucken zur Kenntnis genommen.
Aber nicht nur in Form von zahlreichen Meldungen rund um dieses Thema wurde der Verbraucher einbezogen, sowohl in Deutschland als auch in anderen Teilen der Welt spürte er die direkten Auswirkungen. Möglich wurde dies durch verschiedene Vertriebsverbote, die mal das Anbieten des Samsung Galaxy Tab 10.1, mal das von verschiedenen HTC-Smartphones untersagten. Nach dem derzeitigen Stand wird dieses Thema auch im kommenden Jahr eine große Rolle spielen. Denn geschlagen geben wird sich kein Unternehmen, im Zweifelsfall werden die Auseinandersetzungen auch 2013 auf dem Rücken der Verbraucher ausgetragen.