AMD Radeon HD 7990 im Test: Mit Dual-GPU Angriff auf Nvidia
13/15AMD Alpha-Treiber: Mikroruckler gelöst?
In einem vorherigen Abschnitt ging es bereits um das Thema Mikroruckler auf Multi-GPU-Systemen, in dem wir diesbezüglich auch die Radeon HD 7990 beurteilt haben – mit einem wenig positiven Fazit. AMD ist sich dieser Problematik bereits seit langer Zeit bewusst, hat anders als Nvidia aber weder in der Hard-, noch in der Software Verbesserungen vorgenommen.
Wie bereits angekündigt wurde, soll sich dies in Zukunft ändern: AMD hat uns einen experimentellen Alpha-Treiber zur Verfügung gestellt, der sich dem Problem der Mikroruckler annimmt. Da es sich um einen experimentellen Treiber in einem frühen Stadium handelt, der nur für Windows 8 zur Verfügung steht, dürfen wir diesen derzeit nicht veröffentlichen. Wir haben den Alpha-Treiber jedoch einem ersten Test unter Windows 8 unterzogen und diesbezüglich alle FRAPS-Messwerte neu ermittelt.
Doch was ändert sich mit dem neuen Treiber? Die bisherigen Catalyst-Treiber versuchen auf Multi-GPU-Systemen eine optimale Latenz zu gewährleisten. Ist ein Frame fertig gerendert, wird dieser direkt an den Monitor weitergeleitet. Das hat den Vorteil, dass unter anderem der Maus-Lag so gering wie möglich gehalten wird. Allerdings kann es deshalb zu den sogenannten Mikrorucklern kommen, da die Abstände von Frame zu Frame sehr unterschiedlich ausfallen können. Ein Beispiel: Werden Frame 1 und Frame 2 nahezu zeitgleich fertiggestellt, werden sie innerhalb eines kurzen Zeitintervalls von beispielsweise zehn Millisekunden ausgegeben. Optimalerweise müsste nun Frame 3 ebenfalls innerhalb von zehn Millisekunden folgen. Ist dies jedoch nicht der Fall, da die GPU das Bild noch nicht fertiggestellt hat, und kann es beispielsweise erst nach 50 Millisekunden ausgegeben werden, kommt es zu einer spürbaren Pause (Mikroruckler), da die Bildabfolge unregelmäßig ist. Die Folge: Eine gute Latenz, aber ein schlechter Bildfluss.
AMD spielt deshalb mit dem Gedanken, in Zukunft einen zweiten Modus anzubieten, der optional im Catalyst Control Center ausgewählt werden kann. Dieser zielt nicht auf eine gute Latenz, sondern versucht das so genannte „Frame Pacing“ so gleichmäßig wie möglich zu gestalten. Das bedeutet, dass die Frames trotz Fertigstellung zurückgehalten und nicht sofort ausgegeben werden, um ein gleichmäßiges Intervall zwischen den Frames zu ermöglichen. Als Resultat ist dann zwar die Latenz nicht mehr so gering und der Maus-Lag steigt, dafür wird die Bildabfolge aber deutlich gleichmäßiger. Diese Lösung, bei der trotz einer höheren Latenz das Spielgefühl durchweg (teils deutlich) besser ist, verfolgt Nvidia bereits seit längerer Zeit. Gelingt es AMD ebenfalls, diesen Ansatz erfolgreich umzusetzen?
Die positive Nachricht vorweg: In der Tat, der neue Alpha-Treiber geht effektiv gegen Mikroruckler vor – endlich! Der Nvidia-Mechanismus funktioniert derzeit zwar noch etwas besser (konstanter), aber AMD macht bereits mit dem Alpha-Treiber einen großen Schritt in die richtige Richtung.
Laut FRAPS greift die neue Frame-Pacing-Methode derzeit noch nicht durchweg gleich gut: Battlefield 3 sowie Tomb Raider erzielen zwar bessere Messwerte als mit der alten Framelatenz-Methode, jedoch lassen sich immer noch größere Schwachstellen erkennen. Alan Wake, Crysis 3, Far Cry 3 sowie Hitman: Absolution zeigen hingegen eine deutliche Besserung.
Neben der theoretischen Betrachtung ist bei Mikrorucklern aber auch immer der subjektive Eindruck besonders wichtig. Battlefield 3 sowie Tomb Raider sollen laut FRAPS nur minimal besser laufen. Dies bestätigt sich auch im subjektiven Spielgefühl, denn Battlefield 3 läuft in der Tat noch längst nicht perfekt. Dennoch lässt sich auch in diesem Spiel bereits eine deutliche Verbesserung gegenüber der alten Frame-Latency-Variante feststellen. Ab 50 FPS ist Battlefield 3 nun sehr gut spielbar, was vorher selbst mit 60 FPS noch nicht der Fall war. Mindestens 40 FPS sollten es in dem First-Person-Shooter aber weiterhin sein, da die Mikroruckler sonst weiterhin deutlich stören.
Auch Tomb Raider macht einen Schritt nach vorne, der aber kleiner als in Battlefield 3 ausfällt. 50 FPS sollten es für ein flüssiges Spielerlebnis sein (60 FPS mit dem alten Treiber), darunter fängt der Titel an zu haken. Alan Wake macht in der Theorie zwar einen größeren Schritt nach vorne, in der Praxis bemerken wir davon allerdings nichts. Das Spiel läuft genauso schlecht wie vorher. Ähnliches gilt für Hitman: Absolution (40 FPS sollten es sein), allerdings sind dort gröbere Aussetzer verschwunden.
Insbesondere Crysis 3 sowie Far Cry 3 sollen vom „Frame Pacing“-Treiber profitieren. Far Cry 3 können wir diesen großen Schritt nicht nur in der Theorie sondern auch in der Praxis bescheinigen. Die störenden Hänger, die den Titel vorher nahezu unspielbar gemacht haben, sind fast völlig verschwunden und selbst bei recht niedrigen Frameraten sind kaum Mikroruckler zu spüren. Unter 35 Frames per Second sollte die Framerate aber nicht fallen, ab 40 FPS ist der First-Person-Shooter gut spielbar – was vorher selbst mit 60 FPS nicht der Fall gewesen ist. Auch Crysis 3 läuft mit dem verbesserten Frame Pacing spürbar besser. Ab 35-40 FPS ist der Titel gut spielbar, vorher mussten es mindestens 45 FPS sein.
Das Fazit bezüglich des Alpha-Treibers und der Mikroruckler ist schnell gefällt: AMD ist zwar noch nicht am Ende des Weges angelangt, jedoch ist der neue Treiber ein riesiger Schritt in die richtige Richtung. Mit ihm werden Multi-GPU-Systeme von AMD erstmals wirklich einsetzbar sein, ohne dass man ständig mit Mikrorucklern zu kämpfen hat. Das Niveau von Nvidia ist zwar noch nicht erreicht, allerdings scheitert es primär an der Kontinuität und nicht an der Behebung der Ruckler an sich. So sehr man AMD für diesen Schritt auch loben muss, es sollte nicht vergessen werden, dass er schon viel früher hätte passieren müssen. Bis tatsächlich auch Endkunden vom neuen Treiber profitieren können, werden jedoch noch einige Wochen ins Land gehen. Eine Veröffentlichung im Sommer gilt derzeit als wahrscheinlich.
Zum Thema Mikroruckler stand uns auch David Nalasco von AMD in einem Interview Rede und Antwort.