Streacom Nano 150 Watt im Test: Pico-Netzteil abseits der Norm

 8/8
Philip Pfab
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Fazit

Unsere Erwartungen an Pico-Netzteile waren – auch wegen der zahlreichen positiven Nutzerberichte – hoch: Problemlose Messwerte, insgesamt hoher Wirkungsgrad und lautlose Kühlung, kurz und knapp ein nicht gerade preiswerte, aber luxuriöse Lösung für die Stromversorgung eines Wohnzimmer-Computers hatten wir erwartet.

Nach dem Test des Nano 150 ist unsere Euphorie verfallen, denn zumindest diese Pico-Netzteil-Kombination hat deutliche Mängel.

12-Volt-Netzteil
12-Volt-Netzteil

Ein Hauptkritikpunkt, das fehlende Datenblatt, ist dabei so banal wie schwerwiegend: Netzteile ohne Lasttabelle auszuliefern ist grob fahrlässig und fordert Beschädigungen geradezu heraus. Wer auch immer bei Streacom für Netzteile zuständig ist, eine offene Kommunikation technischer Grundlagen ist eine absolute Selbstverständlichkeit.

Das nächste Problem ist die fehlende Volllast-Festigkeit – unser Nano 150 kann unser 150-Watt-Szenario nicht meistern und liefert unzulässig geringe Spannungen auf der +12-Volt-Leitung. Mehr als 130 Watt wollte das Nano an der Chroma nicht bereitstellen. Immerhin sind die Restwelligkeitswerte innerhalb des erlaubten Bereiches, auch wenn die +5-Volt-Leitung den Toleranzbereich weitgehend ausnutzt.

Auch beim Wirkungsgrad hätten wir uns mehr erhofft: Zwar ist das Netzteil im unteren Lastbereich recht effizient – ab dem mittleren Lastbereich arbeiten konventionelle ATX-Netzteile jedoch sparsamer. Zudem verfehlt unser Nano 150 die Anforderungen der aktuellen Energiesparrichtlinien an den Standby-Stromverbrauch – die Anforderungen des ErP-Standards wurden anscheinend nicht berücksichtigt, der Spannungswandler-Zwerg konsumiert bei ausgeschaltetem Rechner fast die doppelte der maximal erlaubten Portion.

Dass wir bei unseren Tests die -12-Volt-Leitung dauerhaft beschädigt haben, haben wir uns sicher zum Teil selbst zuzuschreiben. Die von uns abgerufene Last war dann einfach zu viel für das Pico-Netzteil. Allerdings sind 0,15 Ampere Last auf der -12-Volt-Schiene gerade einmal die Hälfte des bei klassischen ATX-Netzteilen Üblichen, zudem gibt es kein Datenblatt, das uns die zulässigen Werte angegeben hätte. Als Netzteil-Tester kann man in solchen Fällen nur nach dem Prinzip „Versuch und Irrtum“ vorgehen. In unserem Fall wurde das Netzteil dadurch dauerhaft beschädigt, die -12-Volt-Leitung liefert keine Spannung mehr.

Auch beim Kühlkonzept hält sich unsere Begeisterung ebenfalls stark in Grenzen: Sicher, das Netzteil verzichtet auf eine eigene aktive Kühlung und stört auch nicht mit Spulenfiepen. Die sehr hohen Temperaturen auf unseren Wärmebildern zeigen jedoch klar die Schwächen dieses Konzepts, trotz niedriger Raumtemperatur wird das Spannungswandler-Modul extrem heiß.

Das Konzept Pico-Netzteil hat sicher seine Vorteile, das jetzt getestete Produkt konnte uns hingegen nicht überzeugen. Wer nicht auf einen derart kompakten Spannungswandler angewiesen ist, erhält für ca. 90 Euro bei klassischen ATX-Netzteilen interessantere Angebote. Wie unser 300-Watt-Roundup zeigt, gibt es bereits für 30 bis 40 Euro zufriedenstellende Lösungen. Unsere Suche nach einer überzeugenden, besonders kompakten Alternative werden wir bei Gelegenheit fortsetzen. Gut möglich, dass es am Markt auch überzeugende Pico-Netzteile gibt – das Streacom Nano 150 konnte sich an der Chroma jedoch nur teilweise bewähren.

Streacom Nano 150
30.04.2013
  • hohe Effizienz bei sehr geringer Last
  • passiv gekühlt
  • Restwelligkeit im zulässigen Bereich
  • Effizienz ab ca. 50 Watt Last
  • Standby-Leistungsaufnahme
  • sehr hohe Temperaturen
  • Volllastszenario nicht möglich
  • kein Datenblatt vorhanden
  • Leistungsfaktor

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