Deutschland im Fokus der NSA-Überwachung

Andreas Frischholz
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Die NSA erfasst mit den Überwachungsprogrammen offenbar den Großteil der Verbindungsdaten in Deutschland. Telefon- und Internetdaten werden systematisch kontrolliert und gespeichert, zeigen bislang geheime Dokumente, die dem Spiegel vorliegen.

Den internen Statistiken zufolge sammelt der US-Geheimdienst pro Tag ungefähr 30 Millionen Datensätze in Deutschland, verteilt auf 20 Millionen Telefonverbindungen und 10 Millionen Daten zur Internet-Kommunikation. Die Anzahl der täglich aufgezeichneten Datensätze schwankt. In dem Zeitraum, den der Spiegel in den Dokumenten nachverfolgen kann, speicherte die NSA an Heiligabend 2012 mit knapp 20 Millionen Verbindungsdaten die geringste Menge. Einen Spitzenwert erreichte die NSA mit rund 60 Millionen gespeicherten Telefon- und Internetverbindungen am 7. Januar 2013.

Bei den gespeicherten Datensätzen handelt es sich um Metadaten, über die zuletzt einige weitere Details publik wurden. Bei Telefonverbindungen werden demnach Informationen wie die Nummer der am Gespräch beteiligten Anschlüsse, das Datum und Verbindungsdauer erfasst. Bei der Internetkommunikation werden die IP-Adresse von Absendern und Empfängern sowie Zeitangaben gespeichert. Laut den Spiegel-Dokumenten wird nicht nur der E-Mail-Verkehr überwacht, sondern auch SMS- und Chat-Nachrichten. Metadaten sollen von der Definition her keine Inhalte von Gesprächen enthalten, allerdings ist das offenbar bei der Internet-Kommunikation in der Praxis nicht allzu leicht zu bewerkstelligen – etwa weil die Betreffzeile einer E-Mail bereits zum Inhalt zählt.

Damit finden nun erstmals konkrete Zahlen den Weg an die Öffentlichkeit, die den Verdacht erhärten, dass in Europa die meisten Daten in Deutschland gesammelt werden. Entsprechende Meldungen kursieren seit der Enthüllung des Data-Mining-Tools „Boundless Informant“. Die darin enthaltene Weltkarte visualisiert, auf wie viele Metadaten die NSA in den einzelnen Staaten zugreifen. Bereits direkt nach der Veröffentlichung überraschte es, dass Deutschland der einzige Staat in Europa mit einer gelben Markierung ist.

Karte aus Data-Mining-Tool „Boundless Informant“
Karte aus Data-Mining-Tool „Boundless Informant“ (Bild: guardian.co.uk)

Nun bieten die Dokumente eine Erklärungen für das Datenaufkommen. Die NSA klassifiziert Deutschland demzufolge als „Partner dritter Klasse“. Diese werden zeitgleich als Partner und als Angriffsziel betrachtet. Im Fokus der US-Spione liegen vor allem Knotenpunkte in West- und Süd-Deutschland, allen voran der zentrale Internet-Knoten in Frankfurt, der gemessen am Datendurchsatz weltweit zu den größten zählt. Die Main-Metropole wird in den Dokumenten auch als NSA-Basis ausgewiesen.

Allerdings liefern die Dokumente offenbar keine präzise Antwort auf die Frage, warum die NSA in Deutschland wesentlich mehr Datensätze als bei den EU-Nachbarn sammelt. In Frankreich, ebenfalls ein Partner dritter Klasse, werden täglich rund drei Millionen Verbindungsdaten gespeichert. Ohnehin werden dem Anschein nach nur die Kategorie-2-Staaten Kanada, Australien, Großbritannien und Neuseeland von direkten Angriffen auf die elektronischen Datenströme ausgenommen. Die Geheimdienste dieser Staaten bilden aber seit geraumer Zeit ein informelles Netzwerk mit den US-Diensten, das unter dem Begriff „Five Eyes“ bekannt ist.

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  • Andreas Frischholz E-Mail
    … ist Politikwissenschaftler und berichtet seit 2004 über Netzpolitik, Tech-Ökonomie und den digitalen Wandel der Gesellschaft.
Quelle: Spiegel

Ergänzungen aus der Community

  • Tobi4s 30.06.2013 21:49
    Können diese Threads in Zukunft BITTE moderiert werden. Wenn ich hier schon wieder den geistigen Dünnpfiff mancher lese, wird mir schlecht. Anstelle einer ordentlichen Diskussion kommen so wieder die "Deutschland ist kein eigenes Land, es hat keine Verfassung", bis der Thread schlussendlich wieder zu gemacht wird.

    BTT:
    Dass Deutschland im Fokus der Überwachung steht, sollte doch nicht verwundern. Deutschland ist nun mal eines der Wirtschaftlich mächtigsten Länder der Welt und hat gerade in Europa ein hohes ansehen/viel zu sagen.
    Wir sind ein riesen Waffenexporteur und stehen damit in Konkurrenz zur USA.
    Wir bauen mit der EU eine eigene Freihandelszone auf, was der USA sicher auch nicht schmeckt.
    Zuzüglich ist Deutschland in Asien recht beliebt, auch wenn die Herkunft dieser Sympathie eher dunkel ist. (Antisemitismus und Kriegs"erfolge")
    Außerdem sind wir noch eine Industrienation mit einem Fokus auf Innovation&Forschung.
    Wen wundert es, dass dabei ein besonderes Auge auf Deutschland gelegt wird.

    An die "Merkel macht nix" Fraktion, ich mag die Politik dieser Frau auch nicht, wenn sie hier jedoch zu sehr gegen die USA wettert, kann dies katastrophale Folgen für die Europäische Wirtschaft haben. Die USA ist immerhin einer der größten/der größte Importeur deutscher und europäischer Güter.

    Edit:
    Nach dem Lesen, der Beiträge welche während dem Verfassen dieses entstanden sind, möchte ich nochmal auf ein Moderieren dieser Threads pochen. Unfassbar, was ein Müll hier wieder preisgegeben wird.
  • LinuxMcBook 30.06.2013 22:04
    Die Bundesregierung sollte sich schon ganz genau überlegen, in welchem Ausmaß man die Spionage zulässt...
    Das kann auch ein ganz gewaltiger Standortnachteil sein, der Firmen nach Kanada, Australien, Großbritannien oder Neuseeland abwandern lässt.

    Leider werden mit den Ergebnissen der Spionage ja nicht nur "Terroranschläge verhindert", sondern auch Wirtschaftsspionage betrieben.
    Wie war das mit dem einen Windradhersteller? Konnte nicht mehr in die USA exportieren, weil da irgendeine Firma plötzlich ein Patent auf allen Erfindungen hatte?