Intel entzieht Ubuntu die Unterstützung für Mir
Die Vorversion des X.org-Intel-Treiber 3.0 für die Linux-Plattform, die am 4. September veröffentlicht wurde, enthielt Unterstützung für XMir – eine Kompatibilitätsschicht für den von Ubuntu entwickelten Display-Manager Mir. Nun wurde, offenbar auf Anordnung des Managements, diese Unterstützung wieder aus dem Treiber entfernt.
XMir wird von Canonical für die im Oktober anstehende Veröffentlichung von Ubuntu 13.10 benötigt, um Anwendungen zu unterstützen, die noch nicht mit Mir zusammenarbeiten, sondern das alte Grafiksystem X11 benötigen. Ubuntu 13.10 ist für Canonical ein Übergangs-Release, das im Frühjahr erscheinende Ubuntu 14.04 soll dann völlig auf Mir als Display-Server setzen.
Nun hat der Intel-Entwickler Colin Wiloson heute in einem Commit diese Unterstützung für XMir wieder aus dem Intel-Treiber heraus genommen. Gab es zunächst nur eine knappe Aussage „angeordnet von: Management“, so hatte kurz darauf die den Commit eines neuen Vorab-Treibers begleitende E-Mail immerhin einen ganzen Satz für die Entfernung der XMir-Unterstützung übrig: „Wir billigen und unterstützen den von Canonical eingeschlagenen Weg nicht und werden keine Xmir-Patches in die Quellen des Intels-Treibers integrieren – Das Management.“
Diese Aussage lässt die Entfernung der XMir-Unterstützung klar als politische Entscheidung erkennen. Ubuntu hatte sich mit einem weiteren Alleingang in Sachen Display-Manager an vielen Stellen unbeliebt gemacht – insbesondere da die Begründung für den Alleingang nicht auf nachvollziehbaren Tatsachen beruhte, sondern den vom Rest der Linux-Welt als Nachfolger von X11 akzeptierten Display-Manager Wayland fälschlicherweise in ein schlechtes Licht stellte.
Nun muss Canonical die Xmir-Patches selbst pflegen und in den Intel-Treiber integrieren, womit wieder ein nicht mit der Mutter-Distribution Debian kompatibles Paket hinzukommt. Währenddessen sind die Ubuntu-Derivate Kubuntu, Ubuntu Gnome, Xubuntu, Ubuntu Studio und Ubuntu Kylin in einer ersten Beta-Version der bevorstehenden Veröffentlichung 13.10 erschienen. Zumindest Kubuntu und Xubuntu haben sich für 13.10 bereits definitiv gegen Mir und für X11 entschieden, einhergehend mit der Option, Mir für die nächste Version zu übernehmen.
Da aber KDE sich ebenso wie auch Gnome bereits klar für Wayland ausgesprochen haben, dürften die meisten Derivate diesen Weg mitgehen und Mir nicht einsetzen. Ubuntu benötigt Mir zur Unterstützung für die ebenfalls von Ubuntu stammende Desktop-Umgebung Unity, die über mehrere Plattformen bis hin zum Smartphone eingesetzt werden soll.