Nvidia unterstützt freien Grafiktreiber Nouveau
Ein Nvidia-Entwickler hat heute der Linux-Gemeinde das Angebot gemacht, dem freien Linux-Treiber Nouveau Unterstützung in Form von Dokumentation zukommen zu lassen. Das ist erstaunlich, da der Nouveau -Treiber das Ergebnis von Re-Engineering von Teilen des proprietären Linux-Treibers von Nvidia ist.
Der Nvidia-Entwickler Andy Ritger hat heute morgen auf einer Mailingliste des Freedesktop-Projekts das Hilfsangebot unterbreitet. Dort heißt es, Nvidia werde „die Dokumentation bestimmter Aspekte der Nvidia-GPUs veröffentlichen mit der Absicht, die Benutzbarkeit des Nouveau -Treibers zu verbessern.“ Diese Dokumentation soll im Laufe der Zeit erweitert werden, soweit dadurch Nvidia keine proprietären Code-Anteile offenlegen muss. Neben der Dokumentation wollen einige Entwickler des proprietären Linux-Treibers von Nvidia die weitere Entwicklung von Nouveau im Auge behalten und falls möglich, mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ein erstes Stück Dokumentation, dass das Layout des Device Control Block (DCB) im VBIOS beschreibt, hat Ritger bereits veröffentlicht. DCBs sind statische Tabellen, die die Topologie des Boards einer Grafikkarte und die Verbindungen der GPU zum Board beschreiben. Die Entwickler von Nouveau sind laut Ritger angehalten, dem Unternehmen mitzuteilen, welche Bereiche für sie besonders von Interesse sind. Ferner sollen sie Nvidia mit Fragen löchern. Ritger schränkt aber gleich ein, er werde nicht alle Fragen beantworten können, sofern es darin um geistiges Eigentum von Nvidia geht, das nicht veröffentlicht werden soll.
Vor einigen Jahren hatte Nvidia geäußert, es werde von ihrer Seite niemals einen freien Grafiktreiber für Linux geben, da ein solcher schlicht überflüssig sei. Die Linux-Gemeinde war anderer Meinung und es entstand der freie Nouveau -Treiber. Dieser unterstützt seit Kernel 3.8 auch die 3D-Fähigkeiten fast aller GeForce-Karten. Wer den Einsatz unfreier Software auf seinem System minimieren will, fährt unter Linux mit Nouveau ganz gut, sofern nicht aktuelle Spiele auf dem Plan stehen. Dem Treiber fehlt bei vielen der aktuellen Grafikchips noch die Umschaltung zwischen den verschiedenen Taktstufen für den Grafikchip und den Speicher der Karte, sodass diese oft im langsamsten Modus laufen. Das trifft zumindest für alle Tesla-, Fermi- und Kepler-GPUs zu. Weiterhin fehlt für viele Karten noch eine funktionierende Lüftersteuerung, sodass sie immer mit höchster Drehzahl laufen.
Für Anwender, die unter Linux ihre Nvidia-Grafikkarten voll ausreizen wollen, bietet der Grafikkartenhersteller einen proprietären Linux-Treiber an, der entweder als Archiv von Nvidia direkt oder als Binärpaket aus den unfreien Repositorien der jeweiligen Distribution bezogen werden kann. Dieser Treiber sorgt vor allem in Distributionen, die ganz aktuelle Software und Kernel einsetzen, oft für Ärger, da Nvidia hier eher den Mainstream bedient, während der Nouveau-Treiber auch mit dem neuesten Kernel funktioniert.
Die Linux-Szene ist heute in erster Linie erfreut über dieses Angebot, das in Zukunft einen besseren freien Treiber für Nvidia-Karten verspricht. Gleichzeitig fragt man sich natürlich, was Nvidia gerade jetzt zu diesem Schritt bewegt. Die anstehende Veröffentlichung der Steambox von Valve, die laut Gerüchten AMD-Hardware beinhalten soll, wäre eine mögliche Erklärung.