Breitbandausbau würde fast 20 Mrd. Euro kosten
Union und SPD sind sich in ihren Koalitionsverhandlungen einig, dass Milliarden Euro in den Breitbandausbau fließen sollen, um bis 2018 eine flächendeckende Versorgung zu garantieren. Eine Studie des TÜV Rheinland im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie beziffert die Kosten dafür auf etwa 19,5 Mrd. Euro.
Konkret sollen bis 2018 alle deutschen Haushalte mit Internetanschlüssen erreicht werden, die Übertragungsraten von mindestens 50 Mbit/s erreichen. Ausgehend von der Situation Ende 2012, als 55 Prozent der deutschen Haushalte mit mindestens 50 Mbit/s versorgt wurden, spielt die Kostenstudie zum Breitbandausbau die Kosten für verschiedene Szenarien durch. Während bislang vor allem Kabelanschlüsse (CATV) und VDSL zur Versorgung beitragen, wird für einen Vollausbau auch LTE-Advanced eine wichtige Rolle zukommen. Denn für einen kosteneffektiven Ausbau wurden neben den aktuellen Technologien auch bis 2018 verfügbare Technologien wie Kabelnetze nach DOCSIS-3.1-Spezifikation, VDSL-Vectoring und LTE-Advanced berücksichtigt.
Im Hauptszenario unter Berücksichtigung des aktuellen Breitbandausbaus wurde mit Hilfe von Daten von Behörden, Verbänden und Firmen berechnet, wie hoch jeweils die voraussichtlichen Kosten für die Versorgung von 75 Prozent, 95 Prozent und 100 Prozent der Haushalte sind und wie stark sich der Technologiemix beim Ausbau auf die Kosten einer flächendeckenden Versorgung auswirkt.
(ausgehend von 55 Prozent Breitbandausbau)
Ausbau | Kosten | Ausbaukosten pro zusätzlichem Haushalt (über die vorherige Ausbaustufe hinaus) |
---|---|---|
75 Prozent | 5,3 Mrd. Euro | 660 Euro |
95 Prozent | 11,8 Mrd. Euro | 810 Euro |
100 Prozent | 19,5 Mrd. Euro | 3.850 Euro |
Vergleichsweise günstig wäre demnach bei Ausnutzung aller verfügbaren Technologien der Ausbau auf 75 Prozent aller Haushalte mit Kosten von 5,3 Mrd. Euro. Für jeden zusätzlichen Haushalt entstehen im Schnitt Kosten von 660 Euro. Die nächsten 20 Prozent sind bereits etwas teurer, weitere 6,5 Mrd. Euro würden hierfür anfallen. Bei den letzten 5 Prozent würde es dann richtig teuer, der berechnete zusätzliche Investitionsbedarf beträgt 7,7 Mrd. Euro. Pro Haushalt ergibt sich daraus im Schnitt ein Betrag von 3.850 Euro.
Untersucht wurde zudem die Rolle der verschiedenen Technologien. Bis zu einem Ausbau auf 75 Prozent der Haushalte spielt LTE-Advanced kaum eine Rolle, insbesondere die Kabelnetze spielen hier mit einem Anteil von 59 Prozent einen wichtigen Part. Auch beim Ausbau bis auf 95 Prozent kommt LTE-Advanced nur zu einem geringen Teil zum Einsatz – vornehmlich dann, wenn die Entfernungen zwischen Vermittlungsstelle und Haushalten groß sind. Für die letzten 5 Prozent kommt LTE-Advanced jedoch eine entscheidende Bedeutung zu, da die Erschließung von Randlagen mit erdgebundenen Technologien extrem teuer wäre. Der Einsatz von LTE-Advanced setzt jedoch voraus, dass ausreichende Zellkapazitäten vorhanden sind.
Ohne Technologiemix steigen die Kosten deutlich
Wie entscheidend der Technologiemix für den kosteneffektiven Vollausbau ist, wurde in einem weiteren Szenario durchgerechnet. Wird auf VDSL-Vectoring verzichtet, steigen die Gesamtkosten auf 27,7 Mrd. Euro. Noch deutlich teurer wird es, wenn alle Haushalte mit erdgebundenen Leitungen versorgt werden sollen und dementsprechend auf LTE-Advanced verzichtet wird. Gegenüber dem Einsatz aller Technologien würden die Kosten um fast 15 Mrd. Euro steigen. Unter diesen Vorzeichen scheint es auch in Zukunft eher unwahrscheinlich, dass jeder Haushalt über Kabel- und DSL-Netze mit hohen Geschwindigkeiten surfen kann.
Technologien | Kosten für Vollausbau |
---|---|
alle Technologien | 19,5 Mrd. Euro |
alle außer VDSL-Vectoring | 27,7 Mrd. Euro |
alle außer LTE-Advanced | 34,4 Mrd. Euro |
Flächendeckende Glasfaser-Versorgung würde bis zu 94 Mrd. Euro kosten
Als Alternativszenario zum flächendeckenden Breitbandausbau mit einem Technologiemix ließ das Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie auch durchrechnen, wie hoch die Kosten für eine flächendeckende FTTH-Versorgung der Haushalte wäre, die Download-Raten von bis zu 1 Gbit/s ermöglichen würde. Der bestehende Netzausbau wurde dabei nicht berücksichtigt, bislang sind aber ohnehin erst unter 3 Prozent der Haushalte über FTTH oder FTTB an das Internet angebunden.
Abhängig von Leitungsführung, verwendeter Technologie und dem Eigenanteil für die Grundstückszuführung beziffert der TÜV Rheinland die Kosten für eine flächendeckende FTTH-Versorgung auf 85,5 bis 93,8 Mrd. Euro. Lässt man die Kosten für die Gebäudezuführung und die hausinterne Verkabelung außer Acht, beläuft sich die nötige Investitionssumme noch immer auf 68,8 Mrd. Euro.
Das Ergebnis der Studie bedeutet noch keine Entscheidung für eine bestimmte Ausbauvariante, in Anbetracht der großen Kostenunterschiede ist der Technologiemix jedoch am wahrscheinlichsten, wobei Randgebiete auf eine DSL-, Kabel- oder gar Glasfaser-Versorgung nur in den seltensten Fällen hoffen können.