Neue Gerüchte um Online-DRM für PlayStation 4 und Xbox One
Nach dem Versuch, die Xbox One mit Alway-On-DRM, umgangssprachlich „Onlinezwang“ genannt, auszustatten und Spiele fest an Accounts zu binden, reagieren Spieler in dieser Beziehung empfindlich. Aktuellen Gerüchten um derartige Systeme für die Next-Gen-Konsolen treten sowohl Sony als auch Microsoft daher energisch entgegen.
Sony: Restriktionen durch die Hintertür?
Verdacht erregte Sony mit einem neuen Passus in den Nutzungsbestimmungen für PlayStation-Geräte, die den selbst in den offiziellen FAQ eingefügten Aussagen zum Weiterverkauf gebrauchter Spiele zu widersprechen scheinen. Zuvor hatte Sony stets und insbesondere während der Xbox-One-DRM-Affäre betont, keinerlei Restriktionen implementieren zu wollen.
7.1. Sie dürfen weder Disc-basierte Software noch Software-Downloads weiterverkaufen, insofern dies nicht ausdrücklich von uns autorisiert wurde. Ist der Herausgeber ein Drittanbieter, so wird zusätzlich von diesem Drittanbieter eine Erlaubnis benötigt.
§7 der PlayStation-Softwarenutzungsbedingungen
Der entsprechende Passus nennt allerdings explizit eine „Autorisierung“ als Voraussetzung. Obwohl diese auch stillschweigend erfolgen kann, lässt sich der Konzern damit eine Hintertür für einen möglichen Kurswechsel im Laufe des Lebenszyklus der PlayStation 4 offen. Das allerdings ist wenig verwunderlich, war die Gebrauchtspiel-Politik doch eine Reaktion auf die Proteststürme, die Konkurrent Microsoft hervorrief.
Der Präsident der Sony Worldwide Studios, Shuhei Yoshida, spielte gegenüber Gamasutra die Bedeutung dieses Passus herunter. „Wir haben kein DRM, keinerlei neues DRM. Das ist nur eine rechtliche Sache. Nutzer können PlayStation-4-Spiele verkaufen, so wie wir das immer gesagt haben... die Rechtsabteilung denkt sich diese Dinge aus“.
Auch wenn für Spieler also alles beim Alten bleibt, gewinnt Sony zumindest Handlungsspielraum – und zwar für alle PlayStation-Geräte, nicht nur die Next-Gen-Konsole. In welche Richtung und ob dieser überhaupt genutzt wird, lässt sich unmöglich vorhersagen. Möglich wäre schlicht eine Umsetzung einer Art Handelssystem für virtuell erworbene Güter, welches auch Microsoft nach wie vor in der Hinterhand hat: Ähnliche Nutzungsbestimmungen kannte bereits die PlayStation 3, die Unterscheidung zwischen virtuellen und real-digitalen Gütern sowie zwischen Sony und Publishern jedoch nicht. Dies zeigt erneut, wie nervös die Spielerschaft weiterhin ist.
Microsoft: Always-On-DRM-Gerüchte nach Ban vorzeitig ausgelieferter Konsolen
Microsoft sah sich hingegen mit Gerüchten um eine stille Rückkehr des Onlinezwangs konfrontiert, nachdem die US-Handelskette Target durch einen Systemfehler versehentlich bereits rund 100 Exemplare der Xbox One an Endkunden verschickt hatte. Diese wurden von Microsoft allerdings schnell vom Xbox-Live-Dienst ausgeschlossen, nachdem bereits zahlreiche Informationen publik wurden – wenngleich der Ban, wie der Konzern betonte, lediglich temporär bis kurz vor dem offiziellen Verkaufsstart datiert ist. Einer der Nutzer berichtete anschließend, Call of Duty: Ghosts nach dem Ausschluss der Konsole nicht offline nutzen zu können. Zwar hatte „Moonlightswami“ lediglich vergessen, den Netzwerk-Anschluss abzuziehen, in Folge zirkulierten dennoch wilde Gerüchte.
In einem Statement erklärte Albert Penello, dass der zwingend erforderliche Day-One-Patch kein aktuell noch implementiertes Online-DRM entferne, solche Konsolen seien nie gebaut worden. Grund für den Bann sei schlicht der „Pre-Release“-Status, System und Live-Dienst würden tägliche Updates erhalten. „Deshalb haben wir gesagt, dass wir Nutzer nicht vorzeitig online haben wollen – es [die Software] ist noch nicht fertig“. Aus diesem Grund habe der Nutzer kleinere Schwierigkeiten mit dem Offline-Modus gehabt. Penello versicherte jedoch, dass die Xbox One beim Verkaufsstart „exakt so funktioniert, wie ihr das heute von einer Xbox 360 erwartet“.
Interessant hieran ist nicht nur, wie empfindlich und sensibel Spieler auf das kleinste Anzeichen einer möglichen Rückkehr von Online-DRM reagieren, sondern auch, wie wenig Vertrauen beiden Konzernen entgegengebracht wird – Sony schneidet hier, ausgehend vom Meinungsbild der Forenkommentare, nur wenig besser ab. Microsoft hingegen hat, vermutlich geprägt von den Erfahrungen und Fehlern des Sommers, überraschend schnell auf dem kurzen Dienstweg reagiert, um die Gerüchte möglichst schnell und umfassend zu zerstreuen – dicht gefolgt von Sony, denn der japanische Konzern war ebenfalls schnell am Ball. Beides zeigt, dass sich Kunden zumindest hinsichtlich dieses Themas derzeit Gehör verschafft haben.