Kommentar: Das Internet der Dinge ist ein Energieverschwender
Endlich bringt es jemand öffentlichkeitswirksam auf den Punkt. Die internationale Energieagentur IEA warnt in einer Studie (PDF) vor den energetischen Folgen der totalen Vernetzung, dem Internet der Dinge. Das nimmt zwar gerade erst an Fahrt auf, die Probleme bestehen aber schon heute.
Die IEA schätzt, dass vernetzte Endgeräte weltweit im Jahr 2025 1.140 Terawattstunden Energie aufnehmen werden – im „ausgeschalteten“ Zustand, wohlgemerkt. Das entspricht der zwölffachen Energie, die der Atomreaktor Isar/Ohu 2 jährlich erzeugen würde, könnte er rund um die Uhr unter Vollast laufen. Deutschland und Kanada zusammen verbrauchen weniger Strom pro Jahr.
Das Problem, so die IEA: Der Standby-Modus per WLAN vernetzter Geräte ist in der Regel eine Fehlbezeichnung. Die meisten nehmen im Wartemodus genau so viel oder kaum weniger Energie auf als im Betrieb. Und das stimmt.
Wer die Möglichkeiten der vernetzten Welt in den eigenen vier Wänden nutzen möchte, erlebt auch heute schon sein blaues Wunder. Nicht nur der immer eingeschaltete WLAN-Router verbraucht ohne verbundene Geräte mehr als zehn Watt. Auch Endgeräte, die vermeintlich im Standby verharren, ziehen weiterhin Energie. Beim Entertain-Receiver der Deutschen Telekom sind es 11 Watt, bei einem einzigen drahtlosen Lautsprecher Sonos Play:3 sind es 4 Watt.
Ein System aus WLAN-Router, Bridge, drei Lautsprechern und dem Fernseher samt Receiver verbraucht so schnell 50 Watt. Immer – auch wenn kein Smartphone darauf zugreift. Das sind 438 Kilowattstunden oder knapp 110 Euro Stromkosten pro Jahr für die Bereitschaft. Die vernetzte weiße Ware, die Beleuchtung oder die Jalousien kommen da in Zukunft noch drauf.
Das Problem für den Kunden: Das Gerät auszuschalten ist in der Regel keine Alternative, denn das Hochfahren kostet Zeit – oft Minuten. Das muss sich ändern. Aus ökologischer und ökonomischer Sicht.
Energie wird teurer, weltweit. Die Anzahl der Kunden, die darauf achtet, nimmt stetig zu. Die Industrie muss aus eigenem Interesse daran arbeiten, auch per WLAN vernetzte Geräte in einen echten Standby-Modus zu schicken, ohne dass der Anwender Einschnitte bei der Nutzung hinnehmen muss. Das wäre eine echte Innovation hinter dem Internet der Dinge.
Ich liebäugle seit Monaten mit der Anschaffung einer per WLAN vernetzten Musikanlage. Der tatsächliche Standby-Verbrauch aller am Markt verfügbaren Lösungen hat mich bisher davon abgehalten.
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