NSA und GCHQ: Geheimdienste haben Zugriff auf das Netz der Telekom
Die NSA und der britische GCHQ verfügen offenbar über verdeckte Zugangspunkte in das Netz der Deutschen Telekom und des Kölner Internetanbieters NetCologne. Das berichtet der Spiegel unter Berufung auf als streng geheim klassifizierte Dokumente, die aus dem Fundus von Edward Snowden stammen.
Demnach stammen die Informationen aus einer grafischen Ansicht ohne genaues Datum, die mittels des NSA-Programms „Treasure Map“ erstellt wurde. In dieser sind die Namen der beiden deutschen Provider mit einem roten Punkt markiert, was laut Legende bedeutet: „Innerhalb“ dieser Netze existieren „Zugangspunkte“, die eine technische Überwachung ermöglichen. Neben der Telekom und NetCologne sind zudem die drei deutschen Satelliten-Netzanbieter Stellar, Cetel und IABG betroffen sein.
Keiner der Provider hatte offenbar Kenntnisse über den geheimen Zugriff auf die Netze. Bei Nachforschungen sind weder die Telekom noch NetCologne auf „verdächtige Vorrichtungen oder Datenverkehre“ gestoßen. Telekom-Sicherheitschef Thomas Tschersich erklärte auf Anfrage vom Spiegel: „Der Zugriff ausländischer Geheimdienste auf unser Netz wäre völlig inakzeptabel.“ Angesichts der neuen Informationen habe das Unternehmen die deutschen Sicherheitsbehörden eingeschaltet.
Treasure Map: „Jedes Gerät, überall, jederzeit“
Bei dem NSA-Programm Treasure Map handelt es sich laut dem Spiegel-Bericht um „eine Art Google Earth für das Internet“. Die Geheimdienste wollen mit dem Programm „das komplette Internet kartografieren“, indem nicht nur die zentralen Glasfaserverbindungen, sondern auch Netzverbindungsstellen wie einzelne Router in „nahezu Echtzeit“ visualisiert werden. Sogar „Endgeräte wie Rechner, Smartphones und Tablets“ sollen erfasst werden.
Letztlich verfolgen NSA und GCHQ das Ziel, „jedes Gerät, überall, jederzeit“ sichtbar zu machen, wenn es mit dem Internet verbunden sind. Die Informationen, die die Geheimdienste durch Treasure Map erhalten, werden laut Spiegel unter anderem für die „Planung von Computerattacken“ und „Netzwerkspionage“ genutzt.
Sowohl die Deutsche Telekom als auch NetCologne haben dem Spiegel am Montag widersprochen. „Wochenlange Untersuchungen gemeinsam mit den „Spiegel“-Experten haben keine Anhaltspunkte dafür gegeben, dass unser Netz tatsächlich manipuliert wurde“, erklärt die Telekom. Und auch NetCologne habe „keinerlei Nachweis für eine Sicherheitsverletzung gefunden“. NetCologne bezeichnet die vom Spiegel präsentierten Erkenntnisse als „reine Vermutungen, die sich bei der Überprüfung nicht bestätigt haben“. Dabei hätten beide Anbieter über Monate nach Hinweisen auf die Zugriffe des NSA gesucht. Der Spiegel hatte die Unternehmen bereits im Juli in Kenntnis gesetzt.
Für die Telekom bleibt es damit vorerst bei einem „Chart mit einem roten Kringel“. Der Konzern nehme die Hinweise zwar weiterhin „sehr ernst“ und habe „auch die deutschen Sicherheitsbehörden eingeschaltet“. „Einen Nachweis, dass unser Netz in Deutschland und Europa manipuliert wurde, gibt es aber nicht“, so ein Sprecher am Montag. Der Konzern vermutet, das vom Spiegel aus Dokumenten von Edward Snowden entnommene Schaubild stehe nur indirekt mit einem Zugriff auf das Netz der Telekom in Verbindung: „Der Internetverkehr verläuft weltweit und hat seine wichtigsten Knotenpunkte in den USA. Wenn der amerikanische Geheimdienst darauf zugreifen möchte, kann er es von dort aus auf eigenem Hoheitsgebiet und auf Grundlage amerikanischer Gesetze tun.“