Android One: So will Google fünf Milliarden Nutzer erreichen
Android One vorgestellt
Phones, Tablets, Wear, TV, Auto, One, Play: Das sind die sieben großen Android-Bereiche, die Google auf der Webseite des mittlerweile als Multi-Screen-Lösung ausgelegten Betriebssystems nennt. Egal, ob 2 oder 55 Zoll: Google bietet Android mit entsprechenden Anpassungen für alle Bildschirmgrößen an und erreicht so aktuell eine Milliarde Nutzer. Obwohl dieses Jahr Android 5.0 Lollipop – im Juni noch Android L genannt – und erste Uhren mit Android Wear sowie Android TV und Android Auto im Mittelpunkt der Entwicklerkonferenz Google I/O standen, eröffnete Sundar Pichai, Senior Vice President Android, Chrome und Apps, die Keynote mit einem Projekt, das kaum jemand auf dem Schirm hatte: Android One.
Mit Hilfe von Android One möchte Google nicht nur die nächste Milliarde Nutzer erreichen, sondern bis zu fünf Milliarden weitere Nutzer für Android gewinnen. Während Android Industriestaaten bereits vollständig erreicht hat, sieht die Situation in Schwellen- und Entwicklungsländern anders aus, wo laut Sundar Pichai nicht mal jeder Zehnte Zugang zu einem Smartphone hat. Hinzu kommt, dass die in diesen Ländern aktiven, oftmals deutlich kleineren Hersteller weniger Möglichkeiten haben, Telefone von Grund auf neu zu entwickeln und mit diesen auf dem schnelllebigen Markt Fuß zu fassen.
Um diese Gegebenheiten zu umschiffen und – nicht uneigennützig – Hilfestellung zu leisten, hat Google mit der Entwicklung einer Hardware-Referenzplattform begonnen, bei der Google Smartphone-Komponenten festlegt, die trotz eines niedrigen Endpreises für das Smartphone die Fertigung eines hochqualitativen Telefons ermöglichen sollen. Google zertifiziert die einzelnen Komponentenhersteller für das Android-One-Programm, um den Fertigern des Smartphones eine schlüsselfertige Plattform anbieten zu können, die sich einfach und ohne hohe Entwicklungskosten in ein neues Smartphone ummünzen lässt. Weil die Entwicklungskosten für ein Android-One-Smartphone deutlich niedriger ausfallen, können Smartphone-Hersteller die Produkte zu entsprechend niedrigeren Preisen anbieten.
Die zur Google I/O 2014 im Juni vorgestellte Referenzplattform sieht einen Quad-Core-Prozessor von MediaTek, Kameras auf der Vorder- und Rückseite, die Speichererweiterung per MicroSD-Karte, Dual-SIM-Funktionalität, FM-Radio, austauschbare Akkus mit Laufzeiten von einem Tag und ein 4,5 Zoll großes Display vor. Als Partner der ersten Generation Android One wurden die in Indien aktiven Hersteller Micromax, Karbonn und Spice sowie lokal ansässige Provider gewählt. Mit dem Startschuss für den Verkauf der ersten Android-One-Smartphones Mitte September folgte die Ankündigung, dass Google mit Acer, Alcatel Onetouch, Asus, HTC, Intex, Lava, Lenovo, Panasonic, Xolo und Qualcomm weitere Partner ins Boot holen konnte, um bis Ende des Jahres neben Indien auch Märkte wie Indonesien, die Philippinen, Bangladesch, Nepal, Pakistan und Sri Lanka mit Android One bedienen zu können.
Android One ist aber nicht nur eine Hardware-Plattform, die den Bau vergleichsweise aktueller und trotzdem günstiger Smartphones für unter 100 US-Dollar ermöglicht, sondern geht auch das Thema Software und Fragmentierung an. Google stellt Android One auf eine Ebene mit Nexus und Google Play Editions und übernimmt selbst die Verteilung von Updates und neuen Betriebssystemen, anstatt Betriebssystemveränderungen und Aktualisierungen durch die Hersteller zu erlauben.
Doch wie bei der Hardware gilt auch hier: Google verbietet den Herstellern nicht grundlos die Verteilung von Updates, sondern will auch in diesem Punkt sicherstellen, dass die Entwicklungskosten möglichst niedrig ausfallen und dass die Software trotzdem aktuell ist und auf einem Niveau mit teureren, hierzulande angebotenen Smartphones liegt. Auf Android-One-Smartphones läuft eine unveränderte Android-Version, die von Google mit Updates versorgt wird. Um den Herstellern und Providern aber etwas Freiheit bei der Gestaltung des Software-Pakets zu geben, erlaubt Google sogenannte „Play Auto-installs“. Über den Play Store können so von den Herstellern und Providern lokal relevante Apps mit Inbetriebnahme des Smartphones heruntergeladen werden, über die der Nutzer aber die volle Kontrolle behält und diese auf Wunsch wieder deinstallieren kann. Es handelt sich somit nicht um fest als Systemanwendungen installierte Programme, die nicht entfernt werden können.
Android One hört aber nicht beim Betriebssystem oder Apps von Drittanbietern auf, sondern erstreckt sich auch auf die Leistungen von Providern und Googles eigenes App-Angebot. In Indien kooperiert Google mit dem Provider Airtel, der für die drei derzeit verfügbaren Android-One-Smartphones Micromax Canvas A1, Karbonn Sparkle V und Spice Dream Uno spezielle Datenpakete geschnürt hat, um die Plattform attraktiver zu machen. Jeden Monat erhalten Kunden ein kostenloses Kontingent von 100 MB für Betriebssystem-Updates und 200 MB für App-Downloads und Updates. Google möchte darüber hinaus beliebte Zeitschriften und Publikationen für zwölf Monate kostenlos über Google Play Newsstand (hierzulande Google Play Kiosk genannt) anbieten und zudem YouTube-Videos offline verfügbar machen. YouTube-Videos können so über WLAN auf das Smartphone geladen und unterwegs ohne Kosten für mobile Daten abgespielt werden. Bislang ist diese Option aber noch nicht in der App freigeschaltet.