Billig-Netzteile im Test: Das ganze Testfeld versagt bei hoher Last

Philip Pfab
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Billig-Netzteile im Test: Das ganze Testfeld versagt bei hoher Last

Einleitung

Immer wieder dreht sich in Foren die Diskussion um besonders günstige Netzteile. Getreu dem Motto „Das Netzteil macht ja keine fps“ soll möglichst wenig Geld für den Spannungswandler des PCs ausgegeben werden. Mit dem Test von drei Netzteilen unter 40 Euro konnte ComputerBase bereits etwas Licht ins Dunkel bringen. Mit dem Xilence Performance A gibt es bezüglich der elektrischen Leistungsfähigkeit problemlose 530 Watt für rund 37 Euro plus Versand. Dieses Mal werden sieben Netzteile getestet, deren Verhältnis aus angeblicher Nennleistung, Ausstattung und Kaufpreis einfach zu gut klingt, um wahr zu sein.

Da die einschlägigen Billigmarken üblicherweise keine Testmuster stellen, wurden alle sieben Testmuster regulär im Handel erworben. Die Auswahl der Testmuster erfolgte dabei nach ihrer Platzierung im Preisvergleich, das heißt es wurden die von den Lesern am häufigsten gesuchten Modelle ausgewählt, die zwar schon einige Jahre auf dem Markt sein können, aber weiterhin verkauft werden und gefragt sind.

Mit Kaufpreisen von knapp 14 Euro bis 28 Euro zählen die ausgewählten Modelle zu den absoluten Preisbrechern. Warum „billig“ noch lange nicht „preiswert“ ist, klärt der Testbericht.

7 Probanden im Kurztest

Anders als in den üblichen Tests wird der Übersichtlichkeit halber auf eine ausführliche Präsentation aller Messwerte und die Lautstärkemessungen verzichtet. Schon die Messwerte an der Chroma-Teststation reichen aus, um ein eindeutiges Fazit zu ziehen und gar keine Gedanken an die Lautstärke mehr zu verschwenden.

Weitere Informationen zur Testmethodik und der verwendeten Ausrüstung stehen im Artikel „So testet ComputerBase Netzteile“ zur Verfügung.

Die Testkandidaten im Überblick

Schon beim Blick aufs Datenblatt fallen alle Modelle negativ auf: Der Anteil der +12-Volt-Leistung an der vom Hersteller beworbenen Gesamtleistung liegt deutlich unterhalb der normalerweise üblichen Werte. Gute Netzteile liefern am besten mindestens 90 Prozent ihrer Nennleistung als +12-Volt-Spannung, da moderne CPUs und Grafikkarten, aber auch viele andere Komponenten mit dieser Spannung versorgt werden. Modelle, die weniger als 80 Prozent der Nominalleistung in dieser Form bereitstellen können, sind für moderne Rechner pauschal ungeeignet. Kurz: Schon von der vorgesehenen Lastverteilung her erweisen sich die Billigheimer mit Ausnahme des Inter-Tech Combat Power als unpassend für Hardware nach der Athlon-XP-Ära.

Linkworld Brilliant Power Dragon Force DF-530GT Inter-Tech SL-500 Inter-Tech Combat Power MS-Tech Value Edition Ultron Silent Force LC-Power LC380M
Eingangsspannung 220-240 Volt 230 Volt
Nennleistung laut Hersteller 500 Watt 530 Watt 500 Watt 650 Watt 550 Watt 550 Watt 380 Watt
davon +12 Volt 360 Watt 400 Watt 360 Watt 550 Watt 420 Watt 380 Watt 300 Watt
Anteil +12-Volt an der Nennleistung 72 % 75 % 72 % 84 % 76 % 69 % 79 %
davon +3,3/+5 Volt 230 Watt 220 Watt 150 Watt 125 Watt 150 Watt 166 Watt
Sieben Billig-Netzteile im Test

Anschlüsse

Ein ähnliches Bild liefern auch die Anschlüsse: Während Nutzer des Inter-Tech SL-500A und des LC-Power LC380M aufgrund nicht vorhandener Grafikkarten-Anschlüsse und knapper Komponentenstecker gar nicht in Versuchung kommen, mit dem Netzteil halbwegs anspruchsvolle Systeme zu betreiben, verfügen viele Konkurrenten über immerhin einen PCIe-Stecker. Das ist streng genommen allerdings ebenfalls nicht genug – Minimum bei 500 Watt Dauerleistung sind je ein sechs- und ein achtpoliger Anschluss, um zumindest einen flotten Pixelbeschleuniger anzutreiben.

Anschlüsse
Linkworld Brilliant Power Dragon Force DF-530GT Inter-Tech SL-500 Inter-Tech Combat Power MS-Tech Value Edition Ultron Silent Force LC-Power LC380M
abnehmbar nein ja nein
ummantelt nein ja nein
CPU-Anschluss 1 × 4-Pin* 1 × 4+4-Pin 1 × 4-Pin 1 × 4+4-Pin* 1 × 4+4-Pin 1 x 4+4-Pin*
PCIe 1 × 6-Pin* 1 × 6+2-Pin nein 1 × 6+2-Pin* 1 × 6+2-Pin nein
SATA drei drei * drei zwei* sechs vier*
Molex zwei vier* zwei vier* sechs zwei zwei *
*20-AWG-Kabelquerschnitt

Weitere Einsparungen betreffen gerne die CPU-Stromversorgung und den Kabelquerschnitt. Vorgesehen sind 18-AWG-Kabel; Link World, Dragon Force, Inter-Tech und LC-Power setzen (mitunter nur teilweise) auf dünnere 20-AWG-Drähte, die deutlich weniger belastbar sind. Dies ist insbesondere in Anbetracht der knappen Anschlüsse und wenigen Kabelstränge bedenklich, da mit Adaptern schnell die Belastungsgrenze überschritten werden kann (Brandgefahr).