Solid State Drives: Prognosen für 1 TB NAND-Flash für unter 100 Dollar
Geht es nach Branchenkenner Robert Herth, wird es noch vor dem Jahr 2020 SSDs geben, bei denen 1 Terabyte Speicherplatz weniger als 100 Dollar kostet. Die gewagte Prognose beruht auf immer weiter sinkenden Preisen für NAND-Flash. Andere Vertreter der Branche sind nicht ganz so optimistisch.
„Schon vor 2020 wird es 1-Terabyte-SSDs für unter 100 Dollar geben“, erklärte der Business Development Manager des international agierenden Anbieters von Embedded- und Display-Lösungen MSC Technologies gegenüber elektroniknet. Als Grundlage für diese Behauptung führt Herth sinkende Speicherpreise an: In diesem Jahr soll sich NAND-Flash demnach um weitere zehn Prozent vergünstigen, nachdem der jährliche Preisverfall zuvor rund 20 bis 30 Prozent betrug.
Laut Herth sei zu erwarten, dass die Preise für einen Gigabyte NAND-Flash bis 2018 auf 0,12 US-Dollar fallen werden. Im vergangenen Jahr erreichten die Preise die Marke von rund 0,35 Dollar – 2011 seien es noch 1,2 Dollar gewesen. Für weiter sinkende Preise sollen vor allem Fortschritte in der Fertigung sorgen. Im Bereich des planaren „2D-NAND“ sorgen kleinere Strukturen für eine höhere Datendichte auf gleicher Fläche und damit für niedrigere Kosten in Relation zur Kapazität. Auch der Wechsel von MLC-Speicher mit zwei Bit pro Zelle auf TLC-Speicher mit 3 Bit pro Zelle trägt einen Teil zu der Entwicklung bei.
Der derzeit von Samsung exklusiv angebotene 3D-NAND soll zu weiteren Preissenkungen führen, indem die Datendichte durch eine Erhöhung der übereinander liegenden Zellschichten (Layer) weiter gesteigert wird. Die erste Generation besaß 24 dieser Layer, die aktuell bei den SSD-Serien 850 Pro und 850 Evo eingesetzte zweite Generation besitzt deren 32, bei der nachfolgenden Generation sollen es 48 sein. Im Laufe dieses Jahres werden voraussichtlich Intel und Micron (IMFT) sowie SK Hynix ihre erste Generation 3D-NAND in Serie produzieren. Bei SanDisk und Toshiba steht die Massenfertigung von 3D-NAND für 2016 auf dem Plan.
Ein Vertreter des NAND-Marktführers Samsung zeigt sich zurückhaltender als Herth. Richard Walsh, dem Director of Memory Marketing bei Samsung Semiconductor Europe, hält eher das Jahr 2021 als möglichen Zeitpunkt für 1-TB-SSDs für unter 100 Dollar als wahrscheinlich, sofern die Herstellungskosten weiterhin „um 20 Prozent“ pro Jahr sinken würden. Ein Manager der auf Unternehmenslösungen spezialisierten Swissbit AG wagt sich ebenfalls nicht so weit aus dem Fenster. Laut Ulrich Brandt sei eine ernsthafte Vorhersage zum Unterschreiten der 100-Dollar-Marke bei 1-TB-SSDs schwer. Günstige Solid State Drives mit 256 GB könnten aber noch in diesem Jahr für etwa 70 US-Dollar und 1-TB-SSDs für rund 250 Dollar erhältlich sein, sofern günstiger TLC- oder 3D-NAND eingesetzt wird. Aktuell sind SSDs mit 256 GB ab 90 Dollar und 1-TB-SSDs ab 350 Dollar zu haben. Hierzulande betragen die derzeit fast 1:1 von Dollar auf Euro übertragbaren Endkundenpreise rund 90 Euro für 256 GB und 340 Euro für 1 TB.
Die wachsende Nachfrage nach NAND-Flash, der nicht nur für SSDs und USB-Sticks, sondern vor allem auch für Mobilgeräte wie Smartphones und Tablets benötigt wird, führte zudem zu einer stetigen Erhöhung der Fertigungskapazitäten. Marktforscher von Trendforce erwarten eine Überproduktion im ersten Quartal 2015.
Langfristig wird sogar erwartet, dass Halbleiterhersteller mit Flash-Speicher mehr Umsatz als mit DRAM erzielen werden. Analysten von Gartner vermuten, dass bereits im kommenden Jahr der Wendepunkt erreicht wird. IHS erwartet diesen hingegen erst 2018. Derzeit liegt der Umsatz mit DRAM noch weit vor jenem mit NAND-Flash.