Metal Gear Solid 5 im Test: Der Segen der offenen Welt ist auch ein Fluch

 4/4
Sasan Abdi
207 Kommentare

Gute aber nicht bahnbrechende Technik

Technisch ist Metal Gear Solid 5 eine echte Weiterentwicklung. Zwar darf man von der Engine Fox keine neuen Meilensteine erwarten: Für eine durchweg solide Umsetzung mit Momenten, die von „wunderschön“ bis „durchschnittlich“ reichen, langt es aber allemal.

Getrübt wird der gute Gesamteindruck von einigen Unzulänglichkeiten. So ließ sich in unserem Technik-Check in niedrigeren Auflösungen ein Texturenflimmern feststellen. Auch scheint die anisotrope Texturfilterung nicht richtig zu funktionieren. Wer effektiv Einfluss auf die Bilderraten nehmen möchte, wird sich auch über einen Framelock bei 30 oder 60 FPS ärgern. Immerhin: Große Probleme wie etwa merkliche Bugs ließen sich nicht feststellen.

Wer über ein einigermaßen aktuelles Spielesystem verfügt, wird mit dem Titel bei den Bilderraten keine Probleme haben. Auf unserem Testsystem klebten die Bilderraten in einer Auflösung von 1.920 × 1.080 Pixeln auf durchweg „hohen“ oder „sehr hohen“ Details bei 60 Bildern pro Sekunde. Die Ergebnisse unseres Technik-Checks legen nahe, dass man auf dieser Detailstufe keine absolute Highend-Karte benötigt.

Grafikkarten-Empfehlung für Metal Gear Solid: Phantom Pain
Optimal spielbar (ab ~55 FPS) annehmbar spielbar (ab ~40 FPS)
1.920 × 1.080
AMD ab Radeon R9 380
ab Radeon R9 285/280X
ab Radeon R7 370
ab Radeon R9 270X
Nvidia ab GeForce GTX 960
ab GeForce GTX 770
ab GeForce GTX 950
ab GeForce GTX 760
2.560 × 1.440
AMD Radeon R9 Fury X
Raeon R9 Fury
ab Radeon R9 390
ab Radeon R9 280X
Nvidia ab GeForce GTX 970
GeForce GTX 780 Ti
ab GeForce GTX 970
ab GeForce GTX 770
3.840 × 2.160
AMD nicht möglich Radeon R9 Fury X
Nvidia nicht möglich GeForce GTX 980 Ti

Ein kleiner Wermutstropfen dürfte für manche Spieler die fehlende deutsche Sprachausgabe sein. Wer des Englischen mächtig ist, wird sie aber wahrscheinlich nicht wirklich vermissen: Dank Sprechern wie Kiefer Sutherland (Snake) gibt es an der Originalausgabe nichts zu meckern. Bei Bedarf können natürlich zudem deutsche Untertitel aktiviert werden.

Immer wieder geärgert haben wir uns über die Anpassung der Steuerung für Tastatur und Maus. Hier merkt man einfach, dass Metal Gear Solid 5 primär für die Konsolen entwickelt wurde. Nicht nur die Menüs sind auf die Controller-Steuerung ausgelegt, auch im Spiel brauchten wir einige Stunden, um absolut flüssig mit der klassischen Steuerungsart zurecht zu kommen. Daher gilt: Im Zweifel sollte auch auf dem PC auf den Controller zurückgegriffen werden.

Fazit

Wir waren nach Ground Zeroes wirklich euphorisch: Metal Gear Solid 5 schien trotz der vielen Turbulenzen in der Entwicklungsgeschichte auf einem sehr guten Weg zu sein. Und tatsächlich liefern Hideo Kojima und sein Team einen Titel ab, der in vielerlei Hinsicht eine große Weiterentwicklung ist.

Die neue Technik, die offene Spielwelt, die vielen Möglichkeiten bei der Vorgehensweise und das vorbildlich umgesetzte Hauptquartier – all das sorgt dafür, dass wir das Spiel lieben. Hinzu kommt, dass das neue Metal Gear Solid einen monströsen Umfang hat. Allein im Einzelspieler können ambitionierte Zeitgenossen bis zu 70 Stunden zubringen. Da tut es gar nicht mehr so weh, dass der eigentliche Multiplayer auf dem PC erst im kommenden Jahr erscheinen wird.

Alles wunderbar also? Aufmerksame Leser werden aus den vorangegangenen Seiten herausgelesen haben, dass wir bei allen Pluspunkten mit Metal Gear Solid 5 nicht vollends zufrieden sind. Das hat im Kern zwei Gründe: Erstens fällt das Missionsdesign „on the ground“ zu repetitiv aus. Zweitens entfernt sich das Gameplay zumindest über längere Strecken viel zu weit von der Story, sodass der Spieler oft gar nicht mehr weiß, warum er oder sie eigentlich gerade den gestellten Aufgaben nachgeht.

Beide Punkte haben eine gemeinsame Ursache: Die neue Open World. Diese ist, wie bei allen anderen vergleichbaren Projekten, auch im Falle von Metal Gear Solid 5 nicht nur ein Segen, sondern auch ein Fluch. Denn die Freiheit der Spieler muss zwingend von einer besonders sauber kittenden Story und von abwechslungsreichen Spielmechaniken flankiert werden, damit sie nicht zur bloßen „Freiheit-der-Freiheit-wegen“ verkommt. Genau das aber passiert nicht durchgängig, sodass die Open World durchaus ein Problem ist.

Am Ende sei vor diesem Hintergrund eine kontroverse Behauptung in den Raum gestellt: Metal Gear Solid 5 hätte besser funktioniert, wenn es wie gewohnt auf eine gescriptete lineare Handlung gesetzt hätte. Als Indiz dafür kann die erste Sequenz dienen, in der Snake aus dem Krankenhaus auf Zypern flieht. Voll durchgescriptet, kann Inszenierungsexperte Kojima hier seine Kompetenzen voll entfallten: Zu keiner Zeit hat uns Metal Gear Solid 5 mehr gepackt, als in dieser ersten Stunde.

Zusammenfassend muss aber festgehalten werden, dass es sich hierbei um Kritik auf hohem Niveau handelt. Wer sich ohnehin auf eine riesige Sandbox mit vielen Möglichkeiten gefreut hat, wird Metal Gear Solid in jedem Fall lieben. Und auch alle anderen Freunde des Stealth-Genres werden unterm Strich gut bedient: Auch wir werden dem Stealth-Spass trotz der Kritik weiter frönen.

Metal Gear Solid 5 im Test

Kopier- & Jugendschutz

Metal Gear Solid 5 funktioniert über Steam, sodass der Key über die Valve-Plattform aktiviert werden muss. Dazu ist einmalig eine Internetverbindung nötig; ein Wiederverkauf ist durch die Bindung an das Steam-Konto nicht möglich. Ärgerlich ist, dass selbst die DVD-Verkaufsversion nur einen Installer enthält. Die Spieldateien müssen also in jedem Fall heruntergeladen werden.

Die USK hat keine Jugendfreigabe erteilt, sodass der Titel „ab 18 Jahren“ erhältlich ist.

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