Steam Controller: Valves Tastatur-Maus-Ersatz ist mit Profilen ein Meilenstein
3/3Als Gamepad-Ersatz
Bei Spielen, die Gamepads mit Xinput-Schnittstelle bereits von Haus aus unterstützen, fällt das Ergebnis jedoch noch einmal anders aus. Rennspiele wie Grid: Autosport lassen sich ohne weiteres mit einem „Controller“-Standardprofil nutzen. Eine kurze Eingewöhnungsphase erfordern die beiden Trigger aufgrund des kürzeren Hubs. Sobald sich das nötige Fingerspitzengefühl eingestellt hat, steuert sich das Spiel wie gewohnt. Einziger Unterschied zum Xbox-One-Gamepad bleibt die Form des Controllers selbst.
Wird wie Segas Horror-Schocker Alien: Isolation ein zweiter Thumbstick für die Kamerasteuerung benötigt, lässt das Konzept erneut Federn: In den ersten Stunden gelang es noch nicht, eine sauber funktionierende Belegung zu finden, welche das Vorbild ausreichend sauber emuliert. Da sich Controller- und simulierter PC-Input aber auch mischen lässt, kann das Trackpad auch im Mauseinsatz betrieben werden. So steigt zugleich die Präzision von Eingaben über das Niveau eines Thumbsticks. Eine hybride Konfiguration mit dem Besten zweier Welten macht auch deshalb Sinn, weil zumindest oft genug Controller-Eingabehilfen angezeigt werden, solange die „Maus“ nicht bewegt wird. Hilfestellungen für wechselnde Eingabegeräte sind ein Umstand, mit denen Anwender in diesem Betriebsmodus leben müssen – das Pad fühlt sich besonders an solchen Stellen noch nach Kompromiss und Emulation an. Um Abhilfe zu schaffen, sind jedoch Entwickler gefragt, hier steht der Controller noch am Anfang des Möglichen.
Richtig glänzen kann die Idee so noch nicht. Neben Feintuning fehlt es an Unterstützung, von der SteamOS beziehungsweise der Big Picture Modus selbst nicht ausgenommen sind. Dass Valve nicht klar kommuniziert, was der Controller sein soll und dem Entdeckerdrang des Anwenders vertraut, hat alleine der „Gamepad“-Filter in der Redaktion gezeigt und für gehörige Verwirrung gesorgt. Nein: Er filtert nicht nach Spielen, die mit dem Steam Controller schmerzfrei out-of-the-Box funktionieren, zumindest nicht dann, wenn das Standard-Profil nicht behagt, sondern nur nach Xinput-fähigen Titeln. Stattdessen kann nicht gesondert für das Valve-Eingabegerät gefiltert werden - was zwar dessen Konzept als Allround-Ersatz entspricht, aber weder kommuniziert wird noch aktuell aufgeht: Die Form eines Gamepads suggeriert dessen unkomplizierte Inbetriebnahme. In diesem Bereich haben Valve und die eingespannte Community noch Arbeit vor sich; für die „Gamepad-Spiele“ des Steam-Shops bleibt zunächst der auch am PC beliebte Xbox-One-Controller die erste Wahl.
Einschätzung
Der Steam Controller ist ein Controller, dem es erfolgreich gelingt sowohl ein Xbox-Gamepad als auch Tastatur und Maus zu emulieren – oder nach Wunsch auch beides in bunter Mischung. Dass diese Idee überhaupt funktioniert, kann bereits alleine als Meilenstein für den Spiele-PC unter dem Fernseher gelten. Der gestalterischen Freiheit, so wichtig und nötig sie ist, fehlt jedoch noch Struktur zur Orientierung und eine klare Linie. In gewisser Hinsicht kann der Steam Controller als „Bananenprodukt“ bezeichnet werden, das noch bei frühen Kunden zu reifen hat.
Ein wenig liegt der Controller aktuell im Niemandsland: Valve zeigt, dass die Idee funktioniert, eine homogene Nutzererfahrung aber gibt es noch nicht – hier sollte das Unternehmen noch einmal ansetzen. Denn für Spiele mit Gamepad-Unterstützung reicht ein klassisches, bewährtes Modell, das keine Kompromisse erfordert, während Hardcore-Spieler am anderen Ende des Spektrums mit Roccats Sova und Corsairs Lapdog-Maus und -Tastatur direkt – ebenfalls kompromisslos – an den Fernseher nehmen können.
Um Steam im Wohnzimmer zum massentauglichen Durchbruch zu verhelfen, muss das Kernstück dieser Offensive mindestens durch die Arbeit der Community noch zugänglicher werden. Auch das ist am Ende der ersten Tage mit dem Steam Controller klar: Um Einer für Alles zu sein, fehlt es an Profilen, erst dann kann das Gamepad alles gut genug, um dicht an die Eingabegeräte heranzukommen, die es ersetzen soll.
Der Preis liegt bei 55 Euro, der offizielle Marktstart erfolgt am 10. November. Erste Vorbesteller erhalten den Controller allerdings bereits morgen.
In einem separaten Artikel hat sich die Redaktion eine Steam Machine mit SteamOS und Steam Link genauer angesehen.
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